Für den Deutschgriechen Zinos (Adam Bousdoukos) läuft's momentan gar nicht rund. Sein speckiges Esslokal im Arbeiterviertel Wilhelmsburg steht finanziell am Abgrund, seine blonde Hanseatenfreundin Nadine (Pheline Roggan) verabschiedet sich der Karriere wegen nach Schanghai, und ein böser Bandscheibenvorfall bringt ihn in die Schieflage.

Schnitzel braten muss jetzt jemand anders. Wie gut, dass der Küchenexzentriker Shayn (Birol Ünel) gerade einen neuen Job sucht - und ihn bei Zinos findet. Der Haken: Zinos betreibt "haute cuisine" und verschreckt damit die letzten Stammgäste. Die Lage ist verfahren, und es kommt noch krasser für Zinos. Schuld daran haben unter anderem sein krimineller Bruder Illias (Moritz Bleibtreu), ein Immobilienhai (Wotan Wilke Möhring) und der nervenaufreibende Bildschirm-Webcam- Sex mit der fernen Freundin ...

Ein "schmutziger Heimatfilm" (Akin), der in Hamburg so funktioniert wie in Venedig, wo es Szenenapplaus und den Spezialpreis der Jury bei der Biennale gab. Dabei greift Akin auf schön beiläufige Weise ein Thema auf, das in der Elbmetropole zurzeit die Gemüter erhitzt: Die sogenannte Gentrifizierung, also die massive Aufwertung gewachsener Stadtteile bei gleichzeitiger Vertreibung der Alteingesessenen.

Vor diesem Hintergrund präsentiert der Regisseur von so starken, dramatischen Stoffen wie "Gegen die Wand" oder "Auf der anderen Seite" nun eine überraschend witzige, teilweise sogar klamaukige Komödie, die ihren Charme aus dem multiethnischen Milieu, den überzeugend geerdeten Figuren und Dialogen, viel Soul-Musik und der famosen Besetzung speist: Neben den gestandenen Stars der Akin-Familie Bleibtreu ("Im Juli", "Solino"), Ünel ("Gegen die Wand") und Bousdoukos ("Kurz und schmerzlos") und illustren Gästen überrascht vor allem Anna Bederke als schlagfertige Kellnerin in ihrer ersten Filmrolle.

Kay Borowietz