Wer den (Anti)-Kriegsfilm "Inglourious Basterds" gesehen hat, bekommt viele Bilder nicht wieder aus dem Kopf. Die schonungslose Brutalität des Geschehens gipfelt schließlich in einem Showdown, der der Fantasie des Regisseurs und Drehbuchautors Quentin Tarantino entsprungen ist: Der bewusst gelegte Brand in einem Pariser Kino löst eine Massenpanik aus. Die regierende Elite ist hier zur Premiere eines Nazi-Propagandafilms versammelt. Es gibt ein Blutbad, Hitler, Goebbels und viele andere werden erschossen.
Der von dem österreichischen Schauspieler Christoph Waltz verkörperte SS-Standartenführer Hans Landa, ein berüchtigter Judenjäger, hatte zu Beginn des Films 1941 im besetzten Frankreich eine versteckte jüdische Bauernfamilie kaltblütig ausgelöscht. Einzig die Tochter Shosanna, gespielt von Mélanie Laurent, ließ er am Leben. Sie schlüpft in eine andere Identität und ist drei Jahre später die Kinobetreiberin Emmanuelle.
Hat Landa Shosanna erkannt?
Tarantinos Film ist gespickt mit Verweisen, beispielsweise auf reale Filmemacher der Nazizeit wie Leni Riefenstahl. Besonderes Diskussionspotential finden Filmenthusiasten in der sogenannten "Strudelszene". Die Frage ist, ob Landa – Waltz wurde für sein beklemmend überlegtes Spiel mit einem Oscar geehrt – Shosanna erkannt hat, als sie ihn als Emmanuelle in ein Pariser Restaurant begleitete. Stellt er die Jüdin nun mit einem nicht-koscheren Essen auf die Probe?
Wollte er die vermeintlich arische Kinobetreiberin in die Enge treiben?
Einschlägige Fan-Seiten beschreiben, dass Landa den Kellner extra um Sahne zum Apfelstrudel bittet und Shosanna empfiehlt, darauf zu warten. Sie kostete dann nur kurz, während Oberst Landa alles aufaß. Es ist möglich, dass während des Krieges Butter knapp war und der Teig deshalb mit Schweineschmalz bereitet wurde – noch ein Verstoß gegen jüdische Essensregeln. Aber galt die Butter-Knappheit auch für Spitzenrestaurants? Und welche Zutaten gehörten überhaupt in den Strudelteig?
Es gibt einleuchtende Argumente für und gegen die besondere Bedeutung der "Strudelszene". Tarantino selbst hat sich zu dem Thema noch nicht geäußert. Möglich ist daher auch, dass er das perfide Spiel von Landa auf die Spitze treiben wollte, indem er ihn Sahne und ein Glas Milch bestellen lässt, nachdem er Shosannas Familie auf einem Milchhof hinrichten ließ.
"Inglorious Basterds" ist zurzeit im Amazon-Prime-Abo enthalten.