Viele Serien töten eine Hauptfigur um zu demonstrieren, dass niemand sicher ist. Bei "Star Trek: Discovery" wollte man offensichtlich sicher gehen, dass die Botschaft beim Zuschauer ankommt. Kapitänin Georgiou? Tot in Episode 2. Bordarzt Hugh Culber? Ermordet in Folge 10. Commander Landry? Ermordet in Folge 4. Längst ist es leichter geworden, die Crewmitglieder aufzuzählen, die noch nicht das Zeitliche gesegnet haben als anders herum. Und dennoch stellt sich der gewünschte Effekt beim Zuschauer nicht ein. Denn zu oft hat die Serie Figuren schon auf die eine oder andere Art zurückgebracht, so dass der emotionale Einschlag der Tode verpufft.

Besonders wenn sie so gehäuft auftreten wie in dieser Woche. Commander Landry kommt als Spiegelversion aus der Agoniekammer zurück nur um wenige Minuten später erneut drauf zu gehen. Die Spiegel-Version von Ingenieur Stamets wird vaporisiert. Und schließlich erfährt der im Finale der letzten Folge als Spiegel-Fiesling geoutete Lorca, wie sich ein Stück Schaschlik-Fleisch fühlen muss. Ist er damit ein für alle Mal tot? Die Zeichen deuten daraufhin, schließlich hat Lorca-Darsteller Jason Isaacs angeblich nur für eine Staffel unterschrieben. Und seit dieser Folge gibt es einen hochrangigen Ersatz: Philippa Georgiou ist zurück im Prime Universe.

"Star Trek Discovery - Auftakt zur Vergangenheit" im Podcast

Mehr zur Folge "Auftakt zur Vergangenheit" von "Star Trek: Discovery" in unserem Podcast.

Make the Empire glorious again

Bis es dazu kam, entwickelte sich an Bord des imperialen Palastes Charon allerdings ein wildes Katz- und Maus-Spiel. Nachdem Lorca seine 577 Tage in Agoniekammern eingesperrte Crew befreit hat, schickt er sich an, seinen zweiten Coup zu starten. Seine Rechtfertigung klingt sehr nach Donald Trump: "Ich habe jahrelang mitangesehen wie fremde Rassen über unsere Grenzen gekommen sind und es sich in unseren Hinterhof bequem gemacht haben." Und auch einen Slogan hat er schon: MEGA ("Make the empire glorious again"). Doch so schnell lässt sich Georgiou nicht von ihrem Neonröhren-Thron stoßen. Nach einem wilden Feuergefecht beamt sie sich in eine versteckte Ecke auf der ISS Charon. Allerdings nicht versteckt genug für Michael Burnham.

Die entscheidet für sich ziemlich schnell, wo ihre Loyalität im Machtkampf der Diktatoren liegt. Zwar hat Georgiou letzte Woche (oder in der Timeline der Serie gestern) die gesamte Rebellion ins Jenseits gebombt und Michael gezwungen, einen Kelpianer (nicht Saru!) zu essen. Aber sie sieht aus wie die Kapitänin, die Michael auf dem Gewissen hat. Man muss Prioritäten setzen. Um Lorca endgültig zu besiegen, denken sie sich einen brillanten Plan aus. Der im Grunde genommen draus besteht, sich gefangen nehmen zu lassen und während dutzende Terraner ihre Vaporisierungs-Phaser auf sie gerichtet haben, alle platt zu machen. Mit einem kleinen Assist der Discovery, auf der Saru mit einer Motivationsrede im Stil von Jürgen Klopp die Moral gestärkt hat, geht der Plan auf. Und gerade als Philippe Georgiou bereit ist, in einem Blaze of Glory zu sterben, um Michael die Flucht zu ermöglichen, beamen die beiden an Bord der Discovery.

Rückkehr ins Prime Universe

Die ist gerade dabei den Sporenkern der Charon in die Luft zu jagen, um a) auf der Explosionswelle davon zu reiten und b) sie zu nutzen, um den Sporenantrieb der Discovery aufzuladen und dank des komplett wiedergenesenen Stamets zurück in das Prime Universum zu springen. Das gelingt - mit einem Haken. Die Discovery kommt neun Monate später als geplant zurück. Und wie es scheint, zu spät um der Föderation zu helfen: der Krieg gegen die Klingonen scheint verloren zu sein. Wie gut, dass die Discovery für die verbleibenden zwei Folgen der Staffel eine Geheimwaffe an Bord hat. Nein, nicht den Sporenantrieb und auch nicht die klingonische Tarntechnologie. Die gefallene Imperatorin Philippa Georgiou.