FATIH AKIN Am Anfang - der erste Drehbuchentwurf stammt von 2003 - sollte mit Videohandkamera gedreht werden, so Dogma-mäßig. Ich wollte einen Film über Adam (Bousdoukos) und sein Restaurant in Hamburg- Altona machen. Er versorgte mich dann mit Anekdoten. Die Wirklichkeit war ja übrigens viel krasser, als das, was wir da im Film zeigen! Je mehr die Geschichte reifte, desto mehr wuchs der Anspruch. Bald war klar: Wir brauchen einen großen Raum, den wir in Wilhelmsburg fanden. Der war nun aber riesig, also war mehr Personal nötig, neue Rollen im Drehbuch, Steadycam, immer teurere Musikstücke - es wuchs uns über den Kopf ...

Die Darsteller brachten unterschiedlichste Voraussetzungen mit, vom Profi bis zur Debütantin

FATIH AKIN Man ist wie ein Fußballtrainer als Regisseur. Man hat eine Mannschaft und einen Führungsspieler, der war Moritz. Er war mein Ballack, weil Adam nicht so viel Erfahrung hat. Da sie Brüder spielen, musste das harmonisch sein. Jeder hat eine eigene Persönlichkeit, und du musst die Qualität eines jeden herauskitzeln. Jede Figur muss zu Ende erzählt sein, keine darf der anderen die Schau stehlen. Es muss ein Ganzes ergeben, und jeder seinen Wert in die Geschichte einbringen. Die Schauspielerei und das Drehbuch sind das Wichtigste. Alles andere verzeiht der Zuschauer.
Wenn Schauspielerei und Drehbuch nicht stimmen, dass verzeiht dir keiner.

Sie zeigen Orte, die nicht mehr existieren oder vom Abriss bedroht sind. Ihre Heimat verändert sich ...

FATIH AKIN Heimat ist ja eher ein emotionaler Zustand, hauptsächlich hält mich mein soziales Leben in Hamburg, meine Familie. Aber klar: Das neoliberale Denken ist schrecklich, weil Menschen geprägt werden durch Architektur. Wenn wir nur durch seelenlose Neubauten gehen, werden wir auch seelenlos.

In welcher deutschen Komödie haben Sie zuletzt gelacht?

FATIH AKIN Ich glaube, bei Billy Wilder (lacht). Also in Ansätzen fand ich "Knocking on Heaven's Door" gut, der hatte etwas von Walter Hill, den ich mag. "Bang Boom Bang" ist natürlich großartig, "Rossini" ist auch okay, sehr intelligent geschrieben.

Würden Sie fürs Fernsehen arbeiten?

FATIH AKIN Ich könnte mir gut vorstellen, eine Doku zu machen. Ansonsten denke ich Kino-orientiert. Kino und TV sind zwei Paar Schuhe, den Unterschied versuche ich zu wahren. Nur wenn ich echt in Geldnot wäre, würde ich auch "Alarm für Cobra 11" drehen. Aber ich glaube, ich würd's nicht gut machen, ich kenne die Fernsehregeln nicht so gut.

Zu "Soul Kitchen" ...