Männer in Frauenkleidern - kann man daraus heute noch eine Komödie machen? Man kann. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass Detlev Bucks neuer Film "Rubbeldiekatz" (Kinostart 15.12.) den Titel "Weihnachtshit 2011" tragen wird.

Matthias Schweighöfer spielt den erfolglosen Theaterschauspieler Alex, der mit seinen Brüdern (Maximilian Brückner und Buck selbst) zusammenlebt. Als Frau verkleidet, ergattert er endlich eine Filmrolle: In der Produktion eines amerikanischen Starregisseurs, der in Berlin dreht. Noch als Mann hat er sich jedoch in Hauptdarstellerin Sarah (Alexandra Maria Lara) verliebt. Will er seinen Job behalten, darf er sich Sarah, die ihm immer mehr vertraut, um keinen Preis zu erkennen geben...

Der Handlungsverlauf ist absehbar und die Drei-Brüder-Hütten-WG unrealistisch? Stimmt, aber das stört bei dieser ebenso warmherzigen wie witzigen Komödie kein Stück. Im quirligen TV SPIELFILM-Interview sprechen Schweighöfer, Lara und Buck über die Dreharbeiten.

TV SPIELFILM: Kompliment, Herr Schweighöfer, Sie sind als Frau sehr überzeugend. Ist das nur Schauspiel oder auch Tricktechnik?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER
Die Kollegen von Maske und Kostüm waren sehr, sehr gut. Wir haben aber auch darauf geachtet, nur über eine bestimmte Schulter zu spielen, weil's weicher aussieht.

Tipp für Transsexuelle: die weiche Schulter finden?

SCHWEIGHÖFER
Und sich von Detlev Buck inszenieren lassen.

Macht Feminität einen Mann für eine Frau attraktiv, oder stößt das eher ab?

ALEXANDRA MARIA LARA
Na ja, Detlev hat eine sehr feminine Seite...

DETLEV BUCK Ich bin doch ein Macho!

Wie äußert sich diese Seite?

LARA
Die äußert sich in seiner Sensibilität. Und die spürt man den ganzen Film hindurch.

BUCK Feminin ist also sensibel. Ist maskulin dann unsensibel?

LARA (lacht) Ja, genau so.

Kann man in Zeiten der Metrosexualität noch Geschlechtertauschkomödien machen?

BUCK
Ach, gibt es die immer noch, diese Metrosexualität? Solche Stoffe sind zeitlos komisch. Und die Zeit ist reif. Ich habe lange keine Geschlechtertauschkomödie mehr gesehen. "Tootsie" mit Dustin Hoffman ist immerhin schon 30 Jahre her.

"Rubbeldiekatz" ist auch ein Film über Schauspieler. Die sagen sich darin mantraartig: "Ich bin kein schlechter Schauspieler." Ist das wirklich so?

SCHWEIGHÖFER
Die Unsicherheit und die Verletzbarkeit gehören dazu. Ich habe mal mit Dominik Graf gedreht. Er sagte mir 2 Wochen lang nicht, ob es ihm gefällt, was ich da spiele. Ich habe irgendwann gedacht, ich sei einfach schlecht - und dort fehl am Platz. Bis er endlich sagte: Das war gut.

Herr Buck, Sie sind Regisseur, man kennt Sie aber auch seit Jahren als Darsteller in Filmen wie "Das weiße Band". Gehen Sie noch zu Castings?

BUCK
Klar. Mache ich auch für meine eigenen Filme.

Wie geht denn das?

BUCK
Ich wollte immer gern Brüder haben. Darum habe ich mir bei "Rubbeldiekatz" welche ins Buch geschrieben. Aber die Castingdirektorin muss entschieden, ob ich mit den anderen Darstellern, Denis Moschitto und Maximilian Brückner, gut harmonisiere. Man kann das nicht erzwingen.

Es gibt in "Rubbeldiekatz" einige Seitenhiebe auf Quentin Tarantino. Weil Sie in seinem "Inglourious Basterds" nicht mitspielen durften?

BUCK
Ich konnte nicht. Ich sollte zum Casting kommen, dann war aber klar, dass sich die Dreharbeiten mit meinen eigenen überschneiden würden. Mit "Same Same But Different". Ich schätze Quentin Tarantino sehr.

LARA Ich hätte gern mitgespielt, aber es hat nicht sein sollen. Sehr schade, aber andererseits habe ich auch ziemlich wilde Geschichten gehört ...

Welche zum Beispiel?

BUCK
Die Szene in "Rubbeldiekatz", in der Matthias rausgeworfen wird, weil er bei der Drehbuchlesung nach einem Stift fragt, ist original Tarantino.

LARA Ich habe gehört, dass er ein Handy, das ihn gestört hat, einfach an die Wand genagelt hat. Allerdings wurde vorher das ganze Team zusammengerufen und musste dabei zusehen.

Sorgt für Angst am Set. Wie erzeugt man gute Stimmung?

SCHWEIGHÖFER
Der Chef muss einfach gut gelaunt sein und seine Leute respektvoll behandeln. Und wenn man, so wie das hier der Fall war, ein Team zusammenstellt, das sich zum Großteil schon kennt, entsteht automatisch ein gewisser Humor.

Okay, Stimmung machen kann er. Und was kann Detlev Buck noch verbessern? Seit "What a Man" sind Sie schließlich auch Regisseur, Herr Schweighöfer.

SCHWEIGHÖFER
Ach, ich bin als Regisseur weiter Debütant. Ich habe eher gelernt, was ich selbst alles besser machen muss.

BUCK Du Quatschkopp! Du hast dich mit deinem Film doch nun wirklich bewiesen!

Der Humor ist bei "Rubbeldiekatz" ähnlich schlüpfrig wie bei "Zweiohrküken". Liegt das an Anika Decker, die für beide Filme die Drehbücher schrieb?

BUCK
Ja, das ist ihr angeboren. Mir war das aber auch einfach wichtig. Ich wollte außerdem, dass die beiden Hauptfiguren gleich zusammen in die Kiste hüpfen. Das ist für eine romantische Komödie doch schon mal 'ne Ansage.

Die dazugehörige Sexszene ist erfrischend unverkrampft.

BUCK
Die beiden sollten magnetisch ineinander verhakt sein. Und diese starke Anziehung sollte nicht einfach weggeschminkt oder als gegenlichtiger Wackelrhythmus in Szene gesetzt werden.

Und Sie selbst haben im Film ein homosexuelles Intermezzo im Park ...

BUCK
Quasi die Kernaussage des Films ist: Das Geschlecht ist doch egal! Hauptsache, man passt zusammen, und es fühlt sich gut an.

Im Film wird im Schnee gegrillt. Weihnachtsgrillen - ein unterschätztes Vergnügen?

SCHWEIGHÖFER
Absolut! Ich hatte das vorher auch noch nicht gemacht. Weihnachtsgrillen ist eine grandiose Erfindung von Detlev.

Apropos Weihnachten: Haben Sie irgendwelche Wünsche?

LARA
Eine Spielekonsole, eine wunderschöne Tasche von ... sag ich nicht. Und eine Katze!

BUCK Ruhe an den Finanzmärkten, damit wir endlich nicht mehr so viel in die Banken reinbuttern müssen und das Geld nach Somalia und in die Flüchtlingslager kommen kann.

LARA (lacht) Sag mal, wie sieht denn jetzt meine Antwort daneben aus?

Frank Aures