Wenn man Tom Hanks mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre das passende: entspannt. Ob am Filmset, wo er sorgsam darauf achtet, dass gute Stimmung herrscht, oder bei Interviewmarathons, die es immer dann zu absolvieren gilt, wenn ein neuer Film beworben werden muss - den Mann bringt nichts aus der Ruhe. Er ist freundlich, aufmerksam und witzig, sogar noch beim vorletzten Interview des Tages, und genau der Typ, den man gern zum besten Freund oder wenigstens zum Nachbarn hätte, weil er einem garantiert jederzeit mit Salz oder Taschentüchern aushelfen würde.

Einen wie ihn nennen sie in Hollywood gern "Mr. Nice Guy". Die meisten Schauspieler, denen dieses Etikett anhaftet, begnügen sich damit, entsprechende Rollen anzunehmen. Nette Söhne, brave Ehemänner, treue Freunde. Auch Tom Hanks hat sie gespielt und ist damit zum erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods geworden. In "Schlaflos in Seattle" eroberte er 1993 als alleinerziehender Witwer das Herz von Meg Ryan. In dem Aidsdrama "Philadelphia" erschütterte er sein Publikum als Sterbenskranker (erster Oscar, 1993), und in "Forrest Gump" begeisterte er als naiver Sonderling (zweiter Oscar 1994).

Statt sich in der Rollenschublade gemütlich einzurichten, probierte er allerdings auch stetig Neues aus. Er bestieg die "Apollo 13", brillierte in Steven Spielbergs Antikriegsdrama "Der Soldat James Ryan", harrte, um 22 Kilo abgemagert, in "Cast Away - Verschollen" auf einer einsamen Insel im Pazifik aus, saß fest in Spielbergs "Terminal" und führte schlitzohrig den "Krieg des Charlie Wilson".

Doch Thomas Jeffrey Hanks, Sohn früh geschiedener Eltern, mit drei eigenen und acht Stiefgeschwistern in einer komplizierten Patchworkfamilie aufgewachsen, ist nicht nur ein exzellenter Schauspieler, er ist auch ein instinktsicherer Geschäftsmann. Allein für "Forrest Gump" soll er, die Beteiligung an den Einnahmen mitgerechnet, rund 70 Millionen Dollar kassiert haben, das wäre Rekord im an Rekorden reichen Hollywood.

Million Dollar Man

Als ihm 2005 die Hauptrolle in der Verfilmung von Dan Browns Kirchenkrimi-Bestseller "Der Da Vinci Code - Sakrileg" angeboten wurde, interessierte ihn das gleich doppelt. "Ich sollte einen Professor spielen, der hochintelligent ist, kultiviert und mit seinem enormen Wissen einen rasanten Thrillerplot voranbringt - das sind die Rollen, die man als Schauspieler unbedingt spielen will. Außerdem haben sie mir ei­nen obszön großen Batzen Geld geboten." 25 Millionen Dollar sollen es gewesen sein, eine Summe, die er nicht bestätigen will.

Während Hanks als intellektueller Action­held Robert Langdon die Kinokassen füllte (siehe Kasten), recherchierte Dan Brown bereits die dritte Langdon-Story: "‚Das ver­lorene Symbol‘ habe ich extra auf Tom zu­geschnitten." Der konnte sich schon der zweiten, einem Thriller um den Geheimbund der "Illuminati", der einen Großangriff auf den Vatikan plant, nicht entziehen, ebenso wenig "Da Vinci-Code"-Regisseur Ron Howard. "Eigentlich habe ich null Interesse an Sequels", sagt Howard, "aber diese Geschichte ist so verdammt toll, die wollte ich erzählen."

Gekonnt hetzt er seinen Protagonisten durch einen Plot, der diesem knapp zwölf Stunden Zeit lässt, den Vatikan samt dem tagenden Konklave vor einem tödlichen Bombenanschlag zu retten.
"Ich bin froh, dass ich die Dreharbei­ten unverletzt überstanden habe", sagt Hanks, der die bislang aufwendigsten Stunts seiner Karriere absolvieren musste, inklusive einer langen Unterwasser­szene, bei der ihm mehrfach die Luft wegblieb.

Im Langdon-Kinothriller "Das verlo­rene Symbol", der derzeit in Vorbereitung ist (Drehbeginn: 2011), wird dem 54-Jährigen körperlich noch mehr abverlangt werden. Doch kneifen will er auch diesmal nicht: "Ich wäre doch völlig verrückt, wenn ich diese Rolle aufgeben würde", sagt Hanks. Zumal "Illuminati" ihn inklusive Erfolgsbeteiligung um 49 Millionen Dollar reicher gemacht haben soll.
Sinken wird die Gage bei seinem dritten Auftritt als Robert Langdon sicher nicht. So gesehen kann er bald noch ein bisschen entspannter sein als sonst.
Susanne Sturm

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