Genau ein Jahr ist es her, dass schwere Vorwürfe gegen Schauspieler und Regisseur Til Schweiger (60) erhoben wurden. Im April 2023 berichtete der "Spiegel", mitsamt 50 Filmschaffenden, dass Schweiger am Set von "Manta Manta – Zwoter Teil" ein "Klima der Angst" geschaffen haben soll. 

Die Vorwürfe brachten einen Stein ins Rollen – fortan wurde stärker über Schikane und Mobbing an Filmsets diskutiert. Für die Filmschaffenden, vor allem für Komparsinnen und Komparsen sowie Kleindarstellende ein Befreiungsschlag, auf den viele gewartet haben.

Nach "Manta Manta"-Vorwürfen: "Das ist nur die Spitze des Eisbergs

"Das Thema Respekt am Set, das gibt es schon immer. Ich muss sagen, dass wir den Vorwürfen am Set von ‚Manta Manta‘ letztendlich dankbar dafür sind, dass dadurch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt wurde. Da ist endlich mal was angerollt durch den ‚Spiegel‘-Bericht", so Klaus Stutzer von der Initiative "Faire Gagen" gegenüber EXPRESS.de.

"Das Ganze ist ja nur die Spitze des Eisbergs", erklärt Stutzer. "Wir haben tagtäglich solche oder ähnliche Situation, von denen wir von Filmschaffenden hören."

Rückblick: Wie "Bild" im vergangenen Jahr unter Berufung auf den Constantin-Chef Martin Moszkowicz berichtet, soll eine Komparsin beim Dreh von "Manta Manta – Zwoter Teil" damals von Til Schweiger dazu aufgefordert worden sein, sich für eine Filmszene ein Autogramm auf ihre nackten Brüste geben zu lassen.

Ein Einzelfall? Er selbst habe jahrelang als Komparse gearbeitet, dabei auch an großen Produktionen wie dem "Tatort Köln", "Tatort Münster" oder der "Lindenstraße" mitgewirkt, so Stutzer. Dabei hat er auch mit echten Schauspielgrößen, unter anderem Heike Makatsch (52), vor der Kamera gestanden.

An einigen Filmsets mussten er und seine Kolleginnen und Kollegen jedoch ebenfalls unschöne Erfahrungen machen. Vor allem organisatorisch würden immer wieder Fehler unterlaufen. "Was sehr oft passiert ist, dass wir im Winter keinen beheizten Aufenthaltsraum haben und manchmal auch im Regen warten müssen", erklärt Stutzer. "Oft werden einem auch keine Sitzmöglichkeiten zur Verfügung gestellt."

Das hat sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe verändert

Respekt am Set – das meint nicht nur einen respektvollen und freundlichen Umgang miteinander, sondern vor allem auch faire Gagen für die Filmschaffenden. Dafür setzt sich Stutzers Initiative "Faire Gagen" mit Erfolg ein.

"Wir haben schon viel erreicht. Wir agieren ja öffentlich und sind gut vernetzt. Wenn die Produktionen wissen, dass wir da sind, legen sie mit der Gage noch einmal nach. Klar, sie wollen natürlich kein schlechtes Bild abgeben", weiß Stutzer.

"Dann besteht schon mal die Gefahr für die Produktion, dass das vielleicht in den Medien kommt. Da haben die mittlerweile schon ein wenig Angst vor."

Die meisten Produktionen würden sich jedoch Mühe geben. Schwarze Schafe gäbe es dennoch: Es seien leider immer mal wieder welche dabei, die negativ auffallen. Vor allem bei den kleineren Produktionsfirmen sei vieles unorganisiert – was letztendlich zum Nachteil der Filmschaffenden sei. 

Hat sich seit den "Manta Manta"-Vorwürfen vor gut einem Jahr denn überhaupt was getan? Ja, meint Stutzer. Viele Produktionsfirmen seien sensibler für das Thema geworden. Dennoch gäbe es noch viel aufzuarbeiten. "Wir kämpfen weiter", so Stutzer.