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Quentin Tarantinos Inspirationen

Der König der Diebe

Regisseur Quentin Tarantino plündert die Filmgeschichte und zahlt die Schuld mit Meisterwerken zurück. Dabei ist der einstige Videothekenangestellte längst zur eigenen Marke geworden

Quentin Tarantino hat nie Film studiert, seine Schule war eine Videothek im kalifornischen Westküstenstädtchen Manhattan Beach. Video Archives hieß der Laden und war ein Königreich für Filmfreaks und Nerds wie Tarantino und seinen Kumpel Roger Avary, mit dem er später "Pulp Fiction" schrieb (wofür beide 1994 einen Drehbuch-Oscar bekamen) und sich heute zerstritten hat.

Hier empfahl er seinen Kunden gern obskure asiatische Action-, amerikanische Trash- oder europäische Kunstfilme. Tarantino, der schon als Kind ständig im Kino und vor der Glotze gesessen hatte, sah alles, kannte alles, wusste alles - und das war sein Kapital, als er selbst begann, Filme zu machen.
Hyperaktiv und stilbildend

Den hyperaktiven Regisseur, Drehbuchautor und Gelegenheitsschauspieler als Dieb zu bezeichnen, ist eigentlich unfair - und trifft es doch genau. Tarantino bedient sich für seine genialen Filme genauso frech und ungeniert aus der gesamten Filmgeschichte, wie er zu Beginn seiner Karriere als Schauspieler in seiner Filmografie behauptete, er habe in Godards "König Lear"-Verfilmung mitgespielt. Seine Vermutung, den Film würde in den USA eh niemand sehen, traf zu, renommierte Filmlexika fielen darauf rein.

Heute wird Tarantino verehrt, und längst ist er es, der beklaut und dessen Stil kopiert wird. Der Begriff "tarantinoesk" zählt zum Wortschatz jedes Filmkritikers. Und jetzt inspiriert er andere: Til Schweiger nannte seine Produktionsfirma "Mr. Brown Entertainment" nach Tarantinos Figur aus "Reservoir Dogs", auch Popstar Pink (eigentlich Alecia Moore) fand angeblich ihren Künstlernamen im Debüt von Quentin Tarantino.

Volker Bleeck

Inglourious Basterds
SO 14.11. Sky Cinema 20.15 Uhr