Den 27. April kann man sich schon mal in rot im Kalender anstreichen. An diesem Tag zeigt das deutsche Fernsehen, wozu es in der Lage ist, wenn Könner Filme machen. Mit dem klug montierten Dokudrama "Dutschke" (ZDF, 20.15 Uhr) und Dominik Grafs großartig gefilmter Krimireihe "Im Angesicht des Verbrechens" (Arte, 22.05 Uhr) sind gleich zwei Eigenproduktionen zu sehen, die beweisen, dass sich Intelligenz und Unterhaltung nicht ausschließen.
Und beide sind bis in kleinste Details stimmig: Die Sechzigerjahre in "Dutschke" und das Submilieu in Grafs Krimi atmen jene Authentizität, die eigentlich das Privileg Hollywoods ist bzw. war.

Das Gute an beiden Filmen: Sie stehen nicht allein. "Schon im ersten Halbjahr 2010 glänzt das deutsche Fernsehen mit hochwertigen Produktionen", sagt Bettina Böttinger, TV-Talkerin und seit 2009 Juryvorsitzende des Deutschen Fernsehpreises. Der Scientology-Thriller "Bis nichts mehr bleibt" oder die Mankell-Verfilmung "Kennedys Hirn" seien Beispiele dafür, wie das Fernsehen mit "relevanten Stoffen und tollen Schauspielern immer wieder neue Standards setzt".

"Das Niveau, auf dem gedreht wird, ist beeindruckend, vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Sendern", sekundiert Dr. Ulrich Spies, der seit 1981 den renommierten Grimme-Preis betreut. "Die hohe Qualität deutscher Fernsehfilme wird weltweit anerkannt." Selbst TV SPIELFILM-Lolumnist Oliver Kalkofe, Deutschlands schärfster Kritiker, räumt ein, dass ARD und ZDF bei Spielfilmen "immer noch toll" seien.
Die Güte der Filme ist auch ein Verdienst überragender Schauspieler. Christoph Waltz, ein Österreicher, den wir für den deutschsprachigen Film gern vereinnahmen, gewinnt in diesem Jahr den Oscar. Gut möglich, dass ihm andere jüngere Kollegen bald folgen. Vor allem die in den Siebzigern geborenen Schauspieler beweisen ihre Klasse. Die Generation Golf macht ernst.