Kino oder Fernsehen, es macht für Dominik Graf keinen Unterschied. Doch gerade im formatierten Gefüge des Fernsehens findet der leidenschaftliche Genrefilmer Nischen, die ihm das Kino - wo man sich letztlich zwischen Kommerz und Kunst entscheiden muss - nicht bietet. Mit Arbeiten wie "Tatort: Frau Bu lacht", "Der Skorpion", "Hotte im Paradies" oder "Das unsichtbare Mädchen" schrieb er TV-Geschichte und gewann unter anderem zehn Grimme-Preise.

Krimis und Thriller sind Grafs angestammtes Gelände. Er inszeniert komplexe Plots mit gestalterischer Finesse, Tempo, Spannung und originellen Details. Lieber überfordern als langweilen. Das gilt für seine "Tatorte" oder "Polizeirufe" ebenso wie für Melodramen oder Kostümfilme. Daneben schreibt er Essays über Filmklassiker, preist alte "Derrick"- Folgen, vergessene und verkannte Regisseure wie Zbynek Brynych oder 70er-Italothriller. Wir vermessen den Grafschen Kosmos.

Genre

Der Autorenfilm ist ihm suspekt - er liebt und braucht das Genre (vor allem Krimis und Thriller), um dessen Grenzen in seinem Sinne zu dehnen. Ideen und Geschichten dürfen gern andere liefern. Und dafür nimmt Graf nur die Besten...

Autoren

Graf vertraut nur ganz wenigen: Rolf Basedow ("Im Angesicht des Verbrechens", "Zielfahnder"), Markus Busch ("Am Abend aller Tage", "Der Felsen"), Günter Schütter ("Die Sieger", "Polizeiruf 110: Der scharlachrote Engel"), Christoph Fromm ("Die Katze", "Spieler").

Handlungsorte

ARD

Dominik Graf (l.) am Set von "Die geliebten Schwestern"

Grafs Filme erschließen sich nicht nur über Inhalt und Dialog, sondern auch über Orte und Milieus - sei es der Berliner Kiez der 80er, das gentrifizierte München, Oberfranken oder die Karpaten (in "Zielfahnder".

Schauspieler

Misel Maticevic ́, Ronald Zehrfeld, Jessica Schwarz, Elmar Wepper, Arved Birnbaum, Tanja Schleiff, Florian Stetter, Max Riemelt, Ulrich Noethen, Ulrike C. Tscharre - sie alle gehören zur großen Graf-Darstellergemeinde, die immer wieder gerne mit dem Münchner dreht.

Filmgeschichte

In Dokus wie "Auge in Auge" oder "Verfluchte Liebe deutscher Film" beschäftigt er sich mit dem Filmerbe, manchmal mit persönlichem Bezug wie im Film über den Freund und Filmkritiker Michael Althen (Was heißt hier Ende?") oder seinen Vater, den Schauspieler Robert Graf ("Das Wispern im Berg der Dinge").

Stilmittel

Graf liebt den ausgiebigen Einsatz des Zooms, was wiederum seiner Liebe zum Polit- und Polizeithriller der 70er geschuldet ist. Gerne verharrt sein Blick auf den Details am Rande des Geschehens.
Autor: Kay Borowietz