Mitten auf der Grenze zwischen den USA und Mexiko liegt eine Leiche. Eigentlich sind es zwei Leichen, denn bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, dass der weibliche Körper säuberlich in der Mitte zerteilt ist, der Torso liegt im mexikanischen, der Unterleib im amerikanischen Hoheitsgebiet. Eine grenzüberschreitende Tote also.

>>> "Die Brücke - Transit in den Tod" im TV
Der nicht alltägliche Fund erfordert nicht alltägliche Maßnahmen, also stellt jede Seite einen Polizeiermittler für ein Team, das gemeinsam den grausigen Fund untersuchen soll. Und dies wäre kein echter Krimi, wenn diese beiden sich so richtig supi verstehen würden.

Tun sie nicht: Sonya Cross ist Polizistin mit Asperger-Syndrom, genial beim Kombinieren, aber völlig unverträglich im sozialen Umgang. Ihr Gegenüber, Marco Ruiz, ist ein eher gemütlicher, von den üblichen Sorgen geplagter Familienvater mit Brummbärcharme. Im weiteren Verlauf erweist sich, dass der Killer, der hinter diesen Taten - und weiteren - steckt, auf soziale Missstände aufmerksam machen will.

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Team America? Der mexikanische Polizeibeamte Marco Ruiz (Demián Bichir) muss sich bei diesem Fall mit seiner etwas merkwürdigen US-Kollegin Sonya Cross (Diane Kruger) arrangieren

Für die Rolle der im skandinavischen Original so großartig von der Schwedin Sofia Helin verkörperten Ermittlerin konnte Diane Kruger gewonnen werden, das erste längerfristige TV-Engagement des "Inglourious Basterds"-Stars überhaupt. Während des Drehs der siebten Folge steht die gebürtige Niedersächsin, die gerade mit "Seelen" im Kino ist, zum Telefoninterview bereit. Auffällig ist, dass Kruger immer wieder nach Worten sucht - nicht etwa, weil ihr die passenden Antworten fehlten, sondern weil die in Los Angeles lebende Schauspielerin inzwischen selten ihre Muttersprache spricht, wie sie entschuldigend erklärt.

Bridge Over Troubled Border

Ein Hauptgrund für Krugers Zusage für "The Bridge" sei die Tatsache, dass Kabelserien kürzer sind als die Staffeln der US-Networks: "Die zeitliche Verpflichtung ist weniger intensiv, wir drehen viereinhalb Monate, wir sind also schon halb durch. Das lässt mir die Möglichkeit, weiterhin Kinofilme zu machen, was ich auch tun werde."

Was es heißt, sich länger zu verpflichten, weiß Kruger aus erster Hand: Sie ist liiert mit US-TV-Schauspieler Joshua Jackson, in dessen Serie "Fringe" sie schon eine Gastrolle spielte.
Der größte Unterschied zwischen Kino- und Fernsehproduktion ist laut Kruger, "dass die Drehbuchschreiber hier fast mehr zu sagen haben als die Regisseure, die auch jede Woche wechseln, daran muss ich mich erst noch gewöhnen".

Wer vor gut einem Jahr die europäische Produktion "Die Brücke - Transit in den Tod" gesehen hat, weiß, worum es in "The Bridge" geht. Die US-Adaption für den Kabelsender FX bleibt dem Original treu. Die Produzenten und Autoren Elwood Reid und Meredith Stiehm (u. a. "Homeland") wollten die geteilte Leiche ursprünglich ins Grenzgebiet zwischen USA und Kanada verlegen. Der clevere Zug, die Story um den Serienkiller mit Sozialmotivation an die heiße US-mexikanische Grenze zu packen, kam vom Sender. Krugers Sparringpartner vor der Kamera ist der Mexikaner Demián Bichir, 2012 Oscar-nominiert für seine Rolle im US-Immigrantendrama "A Better Life". Gute Wahl. 

V. Bleeck