Aus Broilern wurden Hähnchen, aus Karl-Marx-Stadt wieder Chemnitz, nur Henry Hübchen sagt noch Brettsegeln statt Windsurfen. Was aber wurde aus der unbequemen Erblast der DDR?

Im TV sind NVA und Stasi vor allem in Komödien präsent. Ernsthaft gehen zwei Reportagen des RBB das Thema an. Der Journalist Reinhard Joksch forscht nach dem Verbleib des Waffenarsenals der DDR.

Nach dem Ende der Nationalen Volksarmee war Kriegsmaterial "made in GDR" schwer begehrt, alles zu verschrotten viel zu teuer. Also wurde - Embargo hin oder her - rund um den Globus verteilt. Auch über die Schlachtfelder des Bosnienkriegs.

In "Was wurde aus der NVA?" trifft Joksch Menschen, die die Kampfmittel der DDR gegen ganz andere als den imperialistischen Feind einsetzten.
Auch die Protagonisten der Doku "Was wurde aus der Stasi?" hatten den Klassenfeind im Visier.

Über eine Flugblattaktion fanden Jan N. Lorenzen und sein Co-Autor Michael Bluhm ehemalige Stasimitarbeiter mit Redebedarf. Ihr Film spiegelt deren Werdegang nach 1989 an der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. "Wir erzählen von zweiten Leben", sagt Lorenzen. Etwa am Beispiel von Frank Heymann.

Dem Exchef der Wachsicherheitseinheit der Stasibezirksverwaltung Leipzig gingen die Augen auf, als ihm im Dezember 89 zwei ältere Damen gegenüberstanden und sagten: "Wir möchten jetzt hier rein."

Nach 25 Jahren, so Lorenzen, der 2002 bereits über den "Alltag einer Behörde" berichtete, mische sich heute "eine große Distanz und ehrliche Scham" in die Erinnerung vieler Ehemaliger. Und Wut darüber, blind auf die Parolen der Auftraggeber hereingefallen zu sein.

"Was wurde aus..." erteilt keine Absolution, verhilft aber zu einem klaren Blick auf das Leben im Apparat.
WAS WURDE AUS DER NVA? - MO, 2.11., Das Erste 23.30 Uhr

WAS WURDE AUS DER STASI? - MO, 9.11., Das Erste, 23.30 Uhr