Als Charlotte Roche 2008 ihr Debüt als Romanautorin gab, war der Skandal groß. Mit sicherem Gespür für die größtmögliche Provokation hatte sie ihre 18-jährige Heldin Helen Memel mit einer geradezu pathologischen Fixierung auf Körperflüssigkeiten, Bakte-rien und Analsex ausgestattet.

Helens Experimentieren mit Sperma und Vaginasekreten und ihr Aufenthalt in einer proktologischen Klinik bilden die Rahmenhandlung für das Drama einer jungen Erwachsenen, der die Scheidung der Eltern den Halt genommen hat. Das Kalkül ging auf, das Buch wurde ein Bestseller.

Der Regisseur David Wnendt ("Kriegerin") war bei der Verfilmung (Kritik hier) angstfrei wie die Autorin. Er bleibt in seinen Bildern - in diesem Fall durchaus eine Drohung - "hautnah" an der Romanvorlage und hat konge-nial Szenen dazuerfunden. Sein Glücksgriff: Carla Juri, die Helen mit entwaffnender Naivität, großem Mut und unwiderstehlichem Charme spielt.
Charlotte, was haben Sie empfunden, als Sie den Film zum ersten Mal gesehen haben?

CHARLOTTE ROCHE Carla hat mich in den ersten drei Minuten so um den Finger gewickelt, dass ich wusste, der Film kann nicht mehr abstürzen. Ab da fiel alles von mir ab. Ich habe geschwitzt, ich habe gelacht, ich habe geweint, ich habe mich geekelt.

Na Gott sei Dank, Sie auch.

CHARLOTTE Aber klar!

Eigentlich gilt "Feuchtgebiete" ja als unverfilmbar.

CHARLOTTE (lacht) Sie glauben nicht, wie oft ich das in den letzten vier Jahren gehört habe.