Dieser Film basiert auf einer TV-Serie, die viele Leute nicht kennen werden. Welche Elemente der TV-Version waren Ihnen wichtig, auf die Leinwand zu bringen?

M. NIGHT SHYAMALAN Das Gute war, dass mich niemand gebeten hat, diesen Film zu drehen. Es gab also kein großes Unternehmen, dass mich davon überzeugen wollte, seine Marke auszuschlachten. Zuallererst wollte ich diesen Film machen und dann erst das Studio davon überzeugen, all das Geld dafür auszugeben.
Es gab Dinge in der Geschichte, die ich mir sehr gut in einem Kinofilm vorstellen konnte. Die Emotionen der Charaktere, diese shakespearehafte Qualität darin, war essentiell für mich, ich konnte auch sehr viel mit dem Buddhismus und Hinduismus darin anfangen. Die Martial Arts-Elemente waren natürlich auch wichtig.

Wieviel mussten Sie verändern, auch was die Größenordnungn und die Möglichkeiten betraf?

M. NIGHT SHYAMALAN Die TV-Serie ist gigantisch. Es ist ja eine Zeichentrickserie, daher können sie sich von einem Moment auf den anderen entscheiden, 1000 Soldaten an einer Klippe aufmarschieren zu lassen. Wir mussten sehr genau auswählen, um diese epische Qualität behalten zu können. Das Schwierigste bei dieser Art von "Übersetzung" war eigentlich, den richtigen Ton der TV-Serie zu treffen.
Wie sind Sie eigentlich auf die Serie gekommen?

M. NIGHT SHYAMALAN Durch meine Kinder, die jetzt auch meine Agfenten sind. (lacht) Meine mittlere Tochter war damals 7 und es dauerte fast ein Jahr, bis ich mich zusammen mit ihr hingesetzt hatte, um mir das anzusehen. In einem Jahr wünschte sie sich, dass Santa Clause als Katara kommen sollte. Wer war dieser Katatra? Zum Glück hat ihr Santa Clause Zugriff auf einen Kostümfundus, da begann sozusagen auch die Recherche. Ich hatte gar nicht vor, die nächsten drei Jahre damit zu verbringen, aber mehr so nebenbei habe ich angemerkt, dass ich ja vielleicht daraus einen Film machen könnte. Meine Frau und meine Kinder sind fast durchgedreht! Ich hab schon länger nach einer wirklich epischen Geschichte gesucht und Gespräche über "Die Chroniken von Narnia" und die "Harry Potter"-Filme geführt, aber irgendwie haben mich diese Projekte nie wirklich angesprochen. Ich arbeite nunmal nicht als Angestellter; wie jeder Künstler muss ich meinen eigenen Weg finden. Mein Vater kann immer noch nicht glauben, dass ich "Spider-Man" abgelehnt habe! (lacht)

Am Anfang hatte Ihr Film dem Originaltitel "The Last Airbender" noch den Begriff "Avatar" vorangestellt, wie auch die Cartoonserie. Glauben Sie, dass der enorme Erfolg von James Camerons "Avatar" Ihrem Film genützt oder geschadet hat?

M. NIGHT SHYAMALAN Keine Ahnung, außer dass tolle Filme grundsätzlich mehr Leute dazu bringen, ins Kino zu gehen. Tatsächlich gibt es zwei Definition des Begriffes "Avatar" - bei ihm geht es um die computersimulierte Darstellung von dir selbst, und das ist die moderne Version. Bei uns geht es vielmehr um eine Gottheit in menschlicher Gestalt. Das ist die Hindu-Sanskrit-Definition des Wortes. Ich fand es sehr interessant, dass wir unseren Titel ändern mussten. Aber die Medien haben viel mehr daraus gemacht, als es wirklich war. Sehen Sie, James arbeitet seit zehn Jahren an dem Film, er hat ein Recht auf den Titel.

Verleih

M. Night Shyamalans "Die Legende von Aang"

Was wäre ein Erfolg für Sie, bezogen auf diesen Film?

M. NIGHT SHYAMALAN Für mich wäre es ein Erfolg, wenn das Studio damit Geld verdient, denn das ist nunmal mein Job. Außerdem möchte ich meine künstlerische Integrität behalten. Und ich bin glücklich zu sagen, dass auch dieser Film seinen eigene Intergrität hat.

Heutzutage planen Studios Fortsetzungen, bevor der erste Film überhaupt in den Kinos ist. Könnte dies eine Franchise werden, die ihre eigene Mythologie verbreitet?

M. NIGHT SHYAMALAN Das hoffe ich doch sehr. Ich fände es schön, wenn dies der nächste "Harry Potter" wird, aber wer weiß? Der Film basiert auf einer TV-Sendung, aber ich habe darin mehr Potenzial gesehen. Aber dennoch habe ich Angst, es ist doch ein gewaltiges Risiko. Beim zweiten Film werden wir es sehen.

Sie scheinen sehr sicher zu sein, dass es einen zweiten Film geben wird...

M. NIGHT SHYAMALAN Jetzt sind Sie aber sehr sarkastisch, das kann man spüren... Dies ist eine dreiteilige Geschichte, für mich ist der zweite Film also nicht direkt eine Fortsetzung. Ich weiß, wo die Geschichte über drei Filme verteilt hingeht. Wenn das schon mit dem ersten Film funktioniert, großartig! Aber ich habe schon viel Zeit in das Drehbuch zum zweiten Film investiert.

Im Film geht es um die "four nations", die vier Elemente. In welchem Element würden Sie sich denn am wohlsten fühlen?

M. NIGHT SHYAMALAN Luft, ganz definitiv. Das ist das eleganteste der Elemente. Es ist überall und doch so minimal. Es würde sich anfühlen, als sei man gar nicht da.

Interview: Scott Orlin