Winfried Glatzeder ist ja schon eine Legende. Als "Belmondo des Ostens" wurde er zum Lieblingsschauspieler der Kanzlerin in der Titelrolle von "Die Legende von Paul und Paula". Im Westen war er dann "Tatort"-Kommissar und wirkte an dem am schlechtesten bewerteten Film dieser Reihe mit ("Ein Hauch von Hollywood"), der aus Qualitätsgründen (mieses Videomaterial) an einem Montagabend versendet wurde. Zuletzt ist er im Lohn-Schauspielermittelmaß zwischen Gastspielen in "Unser Charly" und Bühnenengagements in Düsseldorf oder den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg versunken - bis RTL rief und er ins Dschungelcamp einzog.


Beim Set von "Ich bin ein Star! Holt mich hier raus!" war vielfach nicht ersichtlich, was denn Darstellendes Spiel war oder ob Winfried Glatzeder seine autoritären Erziehungsversuche bei der Mit-Dschungelcamperin Larissa Marolt nicht tatsächlich ernst gemeint hat. Mehr noch als seine Tobsuchtsanfälle nervten offenbar die Zuschauer, dass er nach jeder seiner Aktionen vor dem Lagerfeuer reflektierte, wie das denn der potentielle Televoter aufgenommen habe und wie seine Chancen auf den Titel des "Dschungelkönigs" stehen. Das wurde abgestraft. Schließlich sollen sich die Insassen so verhalten, als ob sie nicht die ganze Zeit von TV-Kameras und Teams umgeben sind. Diese Illusion macht den Reiz der Sendung aus.

Folgerichtig bekam Winfried Glatzeder gestern die wenigsten Anrufe und durfte bei der Verkündung seines Rausschmisses aus dem Camp noch ein letztes Mal seine Schauspielkunst aufblitzen lasse. "Ich freue mich so", heuchelte der verhinderte RTL-Trash-Show-Monarch in die laufende Kamera. Wir wünschen jedenfalls schon viel Spaß bei der Lektüre der Begleitmedien der vergangenen Wochen und bei der Sichtung der Aufzeichnungen von "Ich bin ein Star! Holt mich hier raus!".

Jetzt sind nur noch Larissa, Melanie, Jochen und Tanja drin. Wobei es jetzt die spannendste Frage ist, ob die Tanja-Schumann-Spaß-Voter, die immer wieder für die unlustigste Komödiantin anrufen, durchhalten. Vielleicht könnten sich dann auch für "Deutschland sucht den Superstar" endlich genug Spaßvögel finden, die dort für den Schlechtesten voten.


Kai Rehländer