HISTORISCHE FAKTEN UND RELIGIÖSE FIKTION
Sind Sie bibelfest? Können Sie auf Anhieb die zehn biblischen Plagen aufzählen? Wahrscheinlich nicht. Keine große Katastrophe, denn das ZDF erklärt in seinem neuen Doku-Dreiteiler (jeweils sonntags, 19.30), was es mit den zehn Plagen aus dem Alten Testament auf sich hat. Und zwar so anschaulich, wie es weder der Religionsunterricht, noch das olle Lexikon und schon gar nicht der Pfarrer je vermittelt hat.
Das zweite Buch Mose aus dem 7. Jahrhundert vor Christus entwirft ein wahres Horrorszenario. Ägypten wird von Naturkatastrophen in Serie heimgesucht, weil der sture Pharao den geknechteten Israeliten die Ausreise ins gelobte Land verweigert. Der Gott der Israeliten schickt den Ägyptern voller Zorn zehn Plagen auf den Hals: Der Nil färbt sich blutrot, Insektenschwärme fallen über die Ungläubigen her, Krankheiten und Unwetter ruinieren Mensch, Vieh und Land.
Der Zorn Gottes oder Rache der Natur? Sagen wir mal so: Die Verfasser der alten Schriften wussten schon, wo Bartel den Most holt, sprich: sie besassen eine gehörige Portion Sachkenntniss über Naturphänomene. Und sie verquickten geschickt historische Fakten mit religiöser Fiktion und saftiger anti-ägytiptischer Propaganda. Mit aller heute gebotenen Wissenschaftlichkeit und filmischen Mitteln auf der Höhe der Zeit erklärt uns die ZDF-Doku die ersten sechs der alten Plagen als Ökokatastrophe, die sich in einer verhängnisvollen Kettenreaktion vollzog. Auslöser: wahrscheinlich ein Klimawandel. Das kommt uns doch bekannt vor ... Manchmal wirkt der Mix aus Spielszenen, Computeranimationen und Experteninterviews etwas zu selbstverliebt in technische Gimmicks, an einigen Stellen nervt der bedeutungsschwangere Soundtrack, beeindruckend bleibt die aufwändige Doku aber allemal.
Hinter dem Rot des Nils vermuten Biologen die Burgunderblutalge, eine giftige Bakterie, die dem Wasser den Sauerstoff entzog, was wiederum - zweite Plage - zur sprunghaften Vermehrung von Fröschen führte, die sich angesichts der Mangelsituation schneller entwickelten. Das massenhafte Sterben von Fischen und Fröschen führte wiederum - dritte und vierte Plage - zur Ausbreitung von Stechmücken und Stechfliegen. Und so nimmt die Katastrophe ihren Lauf, für uns nachvollziehbar, für die im Religionsstreit lebenden Stämme der späten Pharaonenzeit nur mit göttlichem Wirken erklärbar.
Ob es wirklich so war, weiß letztlich kein Mensch. Ein bisschen Mysterium bleibt bei einem Ereignis, das sich vor über 3000 Jahren zugetragen hat. Manchmal wissen wir ja nicht mal, warum vor 14 Tagen ein Flugzeug vom Himmel fiel.
Thomas Meins
Das zweite Buch Mose aus dem 7. Jahrhundert vor Christus entwirft ein wahres Horrorszenario. Ägypten wird von Naturkatastrophen in Serie heimgesucht, weil der sture Pharao den geknechteten Israeliten die Ausreise ins gelobte Land verweigert. Der Gott der Israeliten schickt den Ägyptern voller Zorn zehn Plagen auf den Hals: Der Nil färbt sich blutrot, Insektenschwärme fallen über die Ungläubigen her, Krankheiten und Unwetter ruinieren Mensch, Vieh und Land.
Der Zorn Gottes oder Rache der Natur? Sagen wir mal so: Die Verfasser der alten Schriften wussten schon, wo Bartel den Most holt, sprich: sie besassen eine gehörige Portion Sachkenntniss über Naturphänomene. Und sie verquickten geschickt historische Fakten mit religiöser Fiktion und saftiger anti-ägytiptischer Propaganda. Mit aller heute gebotenen Wissenschaftlichkeit und filmischen Mitteln auf der Höhe der Zeit erklärt uns die ZDF-Doku die ersten sechs der alten Plagen als Ökokatastrophe, die sich in einer verhängnisvollen Kettenreaktion vollzog. Auslöser: wahrscheinlich ein Klimawandel. Das kommt uns doch bekannt vor ... Manchmal wirkt der Mix aus Spielszenen, Computeranimationen und Experteninterviews etwas zu selbstverliebt in technische Gimmicks, an einigen Stellen nervt der bedeutungsschwangere Soundtrack, beeindruckend bleibt die aufwändige Doku aber allemal.
Hinter dem Rot des Nils vermuten Biologen die Burgunderblutalge, eine giftige Bakterie, die dem Wasser den Sauerstoff entzog, was wiederum - zweite Plage - zur sprunghaften Vermehrung von Fröschen führte, die sich angesichts der Mangelsituation schneller entwickelten. Das massenhafte Sterben von Fischen und Fröschen führte wiederum - dritte und vierte Plage - zur Ausbreitung von Stechmücken und Stechfliegen. Und so nimmt die Katastrophe ihren Lauf, für uns nachvollziehbar, für die im Religionsstreit lebenden Stämme der späten Pharaonenzeit nur mit göttlichem Wirken erklärbar.
Ob es wirklich so war, weiß letztlich kein Mensch. Ein bisschen Mysterium bleibt bei einem Ereignis, das sich vor über 3000 Jahren zugetragen hat. Manchmal wissen wir ja nicht mal, warum vor 14 Tagen ein Flugzeug vom Himmel fiel.
Thomas Meins