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Fernsehen im XXL-Format

Der Herr der Meere

Terra X: Universum der Ozeane (Frank Schätzing)
Frank Schätzing (53) schreibt seit 1990, 2004 machte ihn "Der Schwarm" zum Star ZDF/Scope

Haie fehlen schon aus dramaturgischen Gründen nicht, wenn Frank Schätzing virtuell aus der Blue Box in die Meeresgeschichte abtaucht ... (Teil 3: SO, 24.10., ZDF, 19.30 Uhr)

Mit seinem Thriller "Der Schwarm" schuf Frank Schätzing einen Bestseller - und einen riesigen Haufen wissenschaftliches Recherchematerial. Er machte daraus das Sachbuch "Nachrichten aus einem unbekannten Universum", welches dem ZDF so gut gefiel, dass die Mainzer es als dreiteilige "Terra X"-Reihe verfilmten.

Schätzing führt darin als eine Art Supermärchenonkel durch die frühe Erdgeschichte. Das ist manchmal albern. Meist aber, etwa wenn lange ausgestorbene, bizarr geformte Riesenraubtiere durch die Meere pflügen, sind die Bilder wirklich aufregend.
TV SPIELFILM sprach mit Schätzing über den Umweltschutz und diffuse Katastrophenängste der Menschen.
TV SPIELFILM: Die Doku zeigt, wie lebensfeindlich die Welt im Verlauf ihrer Geschichte immer wieder war. Ist Umweltschutz nicht eine alberne Idee?

FRANK SCHÄTZING: Umweltschutz ist im Grunde genommen der Schutz der Spezies Mensch. Wir können die Welt nicht zerstören, nur unsere Welt. Natürlich wollen wir auch, dass andere Spezies gut leben können, denn wir sehen gern Leben um uns herum. Der Mensch braucht Lebensvielfalt für seine psychologische Entwicklung.

Verstehen Sie es, wenn Menschen wegen des Klimawandels Zukunftsangst äußern?

FRANK SCHÄTZING: Sehr bedingt. Ich verstehe die Besorgnis. Das ist eine gesunde Reaktion auf einen Missstand, die einen dazu bringen sollte, etwas dagegen zu tun. Angst ist etwas schwer Greifbares. Zukunftsangst begegnet man vor allem in Wohlstandsnationen. Das beginnt mit einem Auslöser wie dem Wort "Klima" und wird dann zu einer diffusen Angst vor allem. Dafür habe ich kein Verständnis.
Foto: ZDF/Scope, Ihr ungewöhnlich geformter Kopf verschafft den Hammerhaien Vorteile bei Orientierung und Jagd.
Wie bekommt man Wirtschaftsinteressen mit Naturschutz überein?

FRANK SCHÄTZING: Geld verdienen und Umweltschutz sind keine Gegensätze, sie sind kompatibel. Dafür muss man aber miteinander reden. Man muss sich an einen Tisch setzen und Feindbilder abbauen - auch wenn es schwer fällt.

Sollte man in der Schule eher Meereskunde als Erdkunde unterrichten?

FRANK SCHÄTZING: Das Meer ist in meiner Schulzeit immer durchgefallen. Eigentlich müsste die Erdkunde zu zwei Dritteln aus Meerskunde bestehen, um den tatsächlichen Verhältnissen gerecht zu werden. Allein die Lebensvielfalt dort unten, die vielschichtige Dynamik der Meeressysteme, wie sehr dort alles zusammenhängt und letztlich die Welt der landlebenden Spezies beeinflusst - das wird zu wenig vermittelt.

Wie müsste man den Unterricht gestalten?

FRANK SCHÄTZING: Man muss die Schüler faszinieren. Die werden an etwas herangeführt, das sie noch nicht kennen. Jemand macht eine Tür auf und sagt: Guck dir das mal an! Dann sagen Sie im besten Fall: Wow! Und dann wollen Sie vielleicht mehr darüber wissen. Lehrer sollten auch zu Entertainern ausgebildet werden.
Foto: ZDF/Scope, Anomalocaris muss mit zwei Metern Länge ein fürchterlicher Räuber der Meere gewesen sein, damals, vor 540 Millionen Jahren
Begegnen Ihnen Wissenschaftler mit einem gewissen Standesdünkel? Sind Sie denen zu populär?

FRANK SCHÄTZING: Im Gegenteil. Man merkt eine gewisse Scheu. Die denken, jetzt kommt da dieser Autor, der sich in der Welt auskennt, mit ganz vielen Leuten redet und ich stehe hier mit meinem... Tiefseewurm. Beide Seiten begegnen sich mit dieser Scheu. Ich hatte anfangs auch dieses Problem: Da sind diese hochstudierten Menschen, die so unglaublich viel wissen und jetzt kommst du mit deiner Abenteuergeschichte.

Aber Sie haben trotzdem mit ihnen gesprochen.

FRANK SCHÄTZING: Wenn man sich beschnüffelt hat, stellt man fest, dass die Welt des anderen sehr spannend ist. Man wertet sich gegenseitig auf. Ich hole im Grunde seit Jahren ein naturwissenschaftliches Studium nach. Ich lerne sehr viel und schaffe es nebenher, eine breite Öffentlichkeit für die hochinteressanten Dinge zu interessieren, die diese Wissenschaftler viel zu lange im Stillen getan haben.

Sie springen in der Doku von einer 100-Meter-Klippe.

FRANK SCHÄTZING: Der Sprung war selbstverständlich echt. Allerdings nur aus zwei Meter Höhe auf eine aufgepumpte Matratze. Der Rest ist Computeranimation.

Die Verfilmung ihres Romans "Der Schwarm" steht an. Uma Thurman spielt die Hauptrolle. Übernehmen Sie auch einen Part?

FRANK SCHÄTZING: Eine kleine Rolle: klar. Da müssen dann aber andere hinterher sehr kritisch draufgucken, ob das wirklich drinbleiben kann.

Frank Aures