Er ist längst sein eigenes Genre: Quentin Tarantino, seit "Pulp Fiction" 1994 ein Regiestar, ist ein wandelndes Filmlexikon, das die eigenen Filme clever aus Versatzstücken der Filmgeschichte zusammenbaut. Wir erklären, was dahinter steckt, anhand seines bislang erfolgreichsten Films, "Inglourious Basterds", der ebenfalls ein Baukasten mit vielen filmhistorischen Puzzleteilen ist:

Der Titel
Seit er als Jugendlicher eine Kritik im Branchenblatt "Variety" las, faszinierte Tarantino der italienische Kriegstrash "Inglorious Bastards" (1977, deutsch: "Ein Haufen verwegener Hunde") von Enzo G. Castellari. Die bewusst orthografisch falsche Schreibweise ist auch ein Spiel mit Tarantinos bekannter Rechtschreibschwäche. Castellari nannte seinen nächsten Film 2010 "Caribbean Basterds".

Die Namen
Tarantino zitiert gern vergessene Stars oder obskure Filmfacts. Die Rollennamen Aldo Raine, Ed Fenech und Wilhelm Wicki verweisen auf US-Mime Aldo Ray, 70er-Jahre-Diva Edwige Fenech und die deutschen Regielegenden Friedrich Wilhelm Pabst und Bernhard Wicki. In einer Szene gibt sich Brad Pitt als Italiener Enzo Girolami aus. Das ist der Geburtsname von Enzo Castellari.
Das Tarantino-Universum
Figuren aus unterschiedlichen Filmen sind oft verwandt. Travoltas Vince Vega aus "Pulp Fiction" ist der Bruder von Vic Vega aus "Reservoir Dogs". So auch hier: Sgt. Donowitz soll der Vater von Lee Donowitz aus "True Romance" sein, Brad Pitts Sgt. Raine ein Vorfahre von Kiffer Floyd, den Pitt im selben Film 1993 spielte.

Der Cast
Christoph Waltz' Oscar-gekrönte Rolle sollte Leonardo DiCaprio spielen, für Michael Fassbenders Part war der Brite Simon Pegg, für Diane Kruger ihre Landsmännin Nastassja Kinski vorgesehen.
Inspiriert von Tarantino
Til Schweiger nannte seine Produktionsfirma "Mr. Brown Entertainment" nach Tarantinos Rolle in "Reservoir Dogs". In Detlev Bucks Kinokomödie "Rubbeldiekatz" dreht ein verrückter US-Regisseur eine Nazifarce in Berlin.

Inglourious Basterds
DI, 1. 5. 2012, RTL, 22.25 Uhr