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Oscar-Verleihung 2013

Das Wettrennen um den Oscar

Alles sah danach aus, als sollte "Lincoln" die 85. Oscar-Verleihung dominieren. Stattdessen hat auf der Zielgeraden ein anderer die Führung übernommen (SO, 24.2.)

Die Oscar-Verleihung ist wie das Grand-National-Pferderennen. Jedes Jahr geht eine große Zahl Teilnehmer an den Start, doch viele von ihnen stürzen bereits am ersten Hindernis. So wie in diesem Jahr "Zero Dark Thirty" und "Django Unchained", die trotz herausragender Kritiken durch Kontroversen um ihren Inhalt aus dem Favoritenkreis herausfielen.

Dann trat mit "Lincoln" recht schnell einer der Konkurrenten die Flucht nach vorn an. Mit zwölf Nominierungen, darunter für Regisseur Steven Spielberg und drei seiner Darsteller, schien das Historiendrama uneinholbar in Front - zumal die härteste Konkurrenz ihre Reiter verloren hatte. Weder Tom Hooper ("Les Misérables"), noch Ben Affleck ("Argo") bekamen eine Nominierung als Beste Regisseure.

Eine Protestbewegung

Während der Affront gegen Hooper kommentarlos hingenommen wurde - schließlich hatte er schon 2011 mit "The King's Speech" gewonnen -, sorgte der Ausschluss des allseits beliebten Affleck für einen Aufschrei der Empörung. Unterstützt von jubelnden Fans setzte "Argo" zur großen Verfolgung an. Der Verband der US-Filmkritiker und die Auslandskritiker gaben Afflecks Film um das Geiseldrama von Teheran einen Schub, während einige Unterstützer sogar darüber nachdachten, illegal ins Rennen einzugreifen, indem sie Affleck trotz fehlender Nominierung als Besten Regisseur wählen - eine Praxis, die 1936 verboten wurde, als Hal Mohr so den Kamera-Oscar holte.
Doch dann fanden die Fans eine legale Methode, um "Argo" Flügel zu verleihen: die Gilden der Filmschaffenden. Ihre Preise gelten den Oscar-Wählern als Leitlinie, und sie sorgten dafür, dass "Argo" an "Lincoln" vorbeizog. Für die Produzenten war er der beste Film, die Schauspieler zeichneten ihn für das beste Ensemble aus, und schließlich kürte die Regisseurs-Gilde Affleck zu ihrem Besten. Eine Kombination, die es seit 1996 sechsmal gab - und immer zum Hauptpreis der Oscar-Nacht führte.

Alles, was der Konkurrenz bleibt, ist die Hoffnung, dass "Argo" auf der Zielgeraden stolpert. So wie 1995 "Apollo 13", der bei exakt der gleichen Konstellation das Nachsehen gegen "Braveheart" hatte. Oder man versucht einen brutalen Anschlag aufs Führungspferd.

Wie das geht, weiß am besten Harvey Weinstein, der Produzent von "Silver Linings". Er sorgte 1999 mit einer Kampagne gegen "Der Soldat James Ryan" dafür, dass "Shakespeare in Love" sensationell gewann. Und er kennt sich am besten mit dem Oscar-Rennen aus, wie die Konkurrenz neidlos anerkennt: "Harvey kauft die meisten Pferde, füttert sie mit dem besten Heu - und lässt dann die, die es nicht ins Ziel schaffen würden, notschlachten."