Sonntagabend, 30. Oktober 1938. Millionen Amerikaner versammeln sich vor ihren Radios, um sich von einem Hörspiel berieseln zu lassen. Dann das: Tanzmusik, immer wieder unterbrochen von aktuellen Durchsagen. Explosionen auf dem Mars, die Landung eines Objektes. "Ich stehe hier vor diesem Ding", stammelt ein Reporter, dann Schreie.

Das Unterhaltungsprogramm war zu einem Livebericht über die Invasion böser Marsbewohner geworden. Panik bricht aus... Orson Welles' Hörspielversion von "Krieg der Welten", die der 23-Jährige mit dem Mercury Theatre on Air für den Sender CBS aufführte, gilt heute als vielleicht prominentestes und plakativstes Beispiel für die Manipulationsmacht der Medien.
Möglich geworden durch das Radio als erstes Massenmedium. In einem Klima der Angst, genährt durch die Wirtschaftskrise in den USA und den drohenden Krieg in Europa, glaubten viele allzu bereitwillig an eine Invasion - wenn schon nicht der Marsianer, dann doch der Japaner oder der Nazis.

Die Deutschen lachten über die Naivität der Amis und saßen kurz darauf via Volksempfänger einem weitaus monströseren Propagandacoup auf. Auch wenn die Wucht des Hörspiels immens war, wird heute doch bezweifelt, dass es in der Nacht wirklich zu einer Massenhysterie kam.

Ob Welles, der dadurch berühmt wurde und eine Karriere in Hollywood startete, diese beabsichtigte? Catherine O'Connell, Regisseurin der Doku, nennt das "die Eine-Million-Dollar-Frage". Sicher hat die Wirkung seiner Fiktion dem Regisseur geschmeichelt und ihn in seinen suggestiven Fähigkeiten bestätigt.

Grover's Mill in New Jersey, wo die Marsianer gelandet sein sollen, ist bis heute ein Touristenmagnet. Und Howard Koch, der das Skript zum Hörspiel schrieb, erhielt später den Drehbuch-Oscar für "Casablanca".

War of the Worlds
DI 12.5. ARTE 23.10