.

Eurovison Song Contest 2013

Das große Einerlei

Cascada Malmö Glorious
Wird Cascada mit "Glorious" einen gloriosen Sieg holen? NDR/Willi Weber

Schluss mit schräg: Der Eurovision Song Contest (SA, 18.5.) will ein ernst zu nehmender Musikwettbewerb sein. Wie langweilig!

Foto: NDR/Willi Weber, Wird Cascada mit "Glorious" einen gloriosen Sieg holen?
Bitte keine Käseigel!", fordert die Schriftstellerin Dora Heldt auf der deutschen Website des Eurovision Song Contest 2013. Zuschauer, die den ESC als ironischen Retro-Kult feiern, seien ihr ein Graus. Denn: "Ich nehme den Wettbewerb ernst."

Das ist ganz im Sinne der Macher. Seit Jahren arbeitet die EBU daran, den ESC professioneller und zeitgemäßer zu gestalten. Weg vom Image einer paneuropäischen Freakshow, hin zu einem Musikevent, bei dem Acts von internationalem Format um die Krone der Popmusik konkurrieren. So das Ideal.
"Ich glaube, dass das auch in diesem Jahr nicht richtig gelingt", sagt Medienjournalist und ESC-Experte Stefan Niggemeier. "Titel, die man wirklich gern im Radio hört, finden sich nur wenige im Wettbewerb." Unser Beitrag scheint nicht dazuzugehören. "Glorious" von Cascada belegt drei Wochen vor dem Wettsingen gerade einmal Platz 82 der deutschen Single-Charts.

Fluch der Professionalisierung

Dabei hat die Jury, der die Danceflooristen ihre Teilnahme in Malmö verdanken, eigentlich alles richtig gemacht: Cascada sind europaweit erfolgreich, hoch professionell und zumindest keine Band, mit der man eine Totalblamage befürchten muss.

"Aber genau das fehlt", analysiert Niggemeier. "Dieser Lena Effekt: Damals waren da ganz viele Leute, die mit einer Anfängerin mitgefiebert haben. Auf der anderen Seite gab es aber auch heftige Ablehnung nach dem Motto ,Die kann doch gar nix‘." Solche Gefühle vermag Cascada nicht zu mobilisieren. Niggemeier nennt das den Fluch der Professionalisierung.

Professionell, mainstreamig und auf Erfolg getrimmt - so präsentiert sich ein großer Teil der Sangeskünstler beim ESC 2013. Viele Teilnehmer wirken schlicht austauschbar. Ob die blonde Interpretin, die zu Eurodancebeats irgendwas mit "Love" schmettert, aus Norwegen oder Slowenien kommt, erkennen selbst Fachleute nur noch an den Farben der eingeblendeten Landesflagge. Das große Einerlei mag auch daher rühren, dass immer mehr ESC-Teilnehmer aus Castingshows wie "The Voice" oder "Pop Idol" hervorgehen. 15 der 39 diesjährigen Starter begannen ihre Karriere bei den Bohlens dieser Welt.

Man könnte es für Ironie halten, dass es ausgerechnet die Griechen sind, die beim ESC 2013 Stimmung in die Bude bringen. Der Titel ihrer Ska-Nummer: "Alcohol is Free"! Manche Miseren muss man sich wohl schön saufen.

Christian Holst

Eurovision Song Contest 2013
SA, 18.5., ARD, 20:15 Uhr