Holger Karsten Schmidt schreibt seit Mitte der 90er Jahre Drehbücher vor allem für das Fernsehen. Darunter auch Eventfilme wie "Die Sturmflut" (2006) oder das Papstattentat.
Für seine Krimigroteske "Mörder auf Amrum" erhielt er in diesem Jahr den Grimme-Preis.
TV SPIELFILM: Wird es schwieriger, komplexe Stoffe beim Fernsehen unterzubringen?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: Ja. Komplexität ist in den Ohren eines Redakteurs, der sich nach Quoten und nicht nach Qualität beurteilen lässt, das pure Grauen. Und für viele Redakteure und auch Produzenten sind die Quoten das Allerwichtigste an einem Film.
TV SPIELFILM: Was wird bei den Sendern nicht gewollt? Wofür müssen Sie am meisten kämpfen?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: Man kann beide Fragen mit einem Wort beantworten: Innovation. Es gibt Freiräume, da lässt man sie zu, aber die sind leider sehr überschaubar.
Es heißt ja manchmal, wir hätten keine guten Drehbücher in Deutschland. Aber die Wahrheit ist: Wenn man für jedes abgelehnte, innovative Drehbuch, das in den Schubladen vieler meiner Kollegen ruht, eine Kerze anzündete, wäre Berlin nachts taghell.
TV SPIELFILM: Haben sich die Bedingungen in den vergangenen zehn Jahren verbessert oder verschlechtert?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: In dem Sinne verschlechtert, dass wenig Neues gewagt und insgesamt weniger Spielfilme produziert werden, insbesondere bei den Privaten. Sperrige Stoffe machen die Verantwortlichen unsicher: Was, wenn die Quote am Ende nicht stimmt? Also wird zunehmend auf bewährtes Mittelmaß nach Schema F gesetzt.
Nach wie vor gibt es aber die Nischen, in denen Redakteure und Produzenten das Wagnis eingehen, einen mit der Entwicklung eines unbequemen Stoffes nach allen Kräften zu unterstützen - und oftmals lohnt sich dieses Risiko am Ende für alle Beteiligten. Das sind aber eher die Ausnahmen.
TV SPIELFILM: Wie beurteilen Sie das deutsche Fernsehen im Moment insgesamt?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: Weit weg von seinen tatsächlichen Möglichkeiten, weil es von Bedenkenträgern, Verunsicherten und vor allem von Menschen durchsetzt ist, die den Geschmack der Masse zum einzig gültigen und erstrebenswerten Paradies erklärt haben.
Filmperlen und Innovation entstehen aber abseits der üblichen Wege, sie benötigen das Wagnis, nicht den Kleinmut.
Interviews: Frank Aures
Für seine Krimigroteske "Mörder auf Amrum" erhielt er in diesem Jahr den Grimme-Preis.
TV SPIELFILM: Wird es schwieriger, komplexe Stoffe beim Fernsehen unterzubringen?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: Ja. Komplexität ist in den Ohren eines Redakteurs, der sich nach Quoten und nicht nach Qualität beurteilen lässt, das pure Grauen. Und für viele Redakteure und auch Produzenten sind die Quoten das Allerwichtigste an einem Film.
TV SPIELFILM: Was wird bei den Sendern nicht gewollt? Wofür müssen Sie am meisten kämpfen?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: Man kann beide Fragen mit einem Wort beantworten: Innovation. Es gibt Freiräume, da lässt man sie zu, aber die sind leider sehr überschaubar.
Es heißt ja manchmal, wir hätten keine guten Drehbücher in Deutschland. Aber die Wahrheit ist: Wenn man für jedes abgelehnte, innovative Drehbuch, das in den Schubladen vieler meiner Kollegen ruht, eine Kerze anzündete, wäre Berlin nachts taghell.
TV SPIELFILM: Haben sich die Bedingungen in den vergangenen zehn Jahren verbessert oder verschlechtert?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: In dem Sinne verschlechtert, dass wenig Neues gewagt und insgesamt weniger Spielfilme produziert werden, insbesondere bei den Privaten. Sperrige Stoffe machen die Verantwortlichen unsicher: Was, wenn die Quote am Ende nicht stimmt? Also wird zunehmend auf bewährtes Mittelmaß nach Schema F gesetzt.
Nach wie vor gibt es aber die Nischen, in denen Redakteure und Produzenten das Wagnis eingehen, einen mit der Entwicklung eines unbequemen Stoffes nach allen Kräften zu unterstützen - und oftmals lohnt sich dieses Risiko am Ende für alle Beteiligten. Das sind aber eher die Ausnahmen.
TV SPIELFILM: Wie beurteilen Sie das deutsche Fernsehen im Moment insgesamt?
HOLGER KARSTEN SCHMIDT: Weit weg von seinen tatsächlichen Möglichkeiten, weil es von Bedenkenträgern, Verunsicherten und vor allem von Menschen durchsetzt ist, die den Geschmack der Masse zum einzig gültigen und erstrebenswerten Paradies erklärt haben.
Filmperlen und Innovation entstehen aber abseits der üblichen Wege, sie benötigen das Wagnis, nicht den Kleinmut.
Interviews: Frank Aures
Der Mörder ist unter uns, 3sat, 18.5., 20.15 Uhr entstand nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt