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"Man muss immer um alles kämpfen"

Rolf Basedow

Alexander Adolph
Drehbuchautor Alexander Adolph wikipedia.de © Smalltown Boy
Foto: Kirsten Martins, Rolf Basedow
Rolf Basedow (62) ist Autor der Russenmafia-Reihe "Im Angesicht des Verbrechens", die von Dominik Graf inszeniert wurde. Mit Graf realisierte er auch die Bücher "Hotte im Paradies" (2002), außerdem "Polizeiruf 110: Er sollte tot" (2006) und "Eine Stadt wird erpresst"(2008), die beide mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurden.

TV SPIELFILM: Warum finden Drehbuchautoren in der Öffentlichkeit so wenig Beachtung?

ROLF BASEDOW: Drehbuchautoren stehen natürlich nicht so im Licht. Am Anfang zählt nur das Drehbuch, aber am Ende ist es nur ein Zwischenprodukt. Deshalb reden zwangsläufig viele Leuten herein. Jeder sagt etwas dazu.

Meistens werden dann allgemeine dramaturgische Regeln wiedergekäut und vieles wird in ein dramaturgisches Korsett gepresst und das Leben der Charaktere bekommt keine Luft mehr.
Ich glaube aber, dass ein Drehbuch sehr schwer richtig zu lesen und einzuschätzen ist.

Was auf dem Papier gut aussieht, muss nicht unbedingt eine guter Film werden. Man lässt sich oft nur von dem Schreibrhythmus beeindrucken, aber sieht dann nicht die filmische Fläche dahinter.

TV SPIELFILM: Was wird bei den Sendern nicht gewollt? Um welche Elemente eines Drehbuchs müssen Sie am meisten kämpfen?

ROLF BASEDOW: Meist die Geschichte. Die Frage ist immer: funktioniert sie oder funktioniert sie nicht? Es wird die Frage gestellt: Wollen die Leute sich das ansehen? Es geht weniger um Details in den Szenen. Aber dabei sind es meistens die Details, die das wirklich Interessante sind, die haften bleiben. Das Gefühlsleben der Menschen und nicht so sehr der Plot.

Die meisten Drehbücher sind in ähnlichen Rhythmen geschrieben, fast in Modulform. Das hat sich mit der Zeit so entwickelt und wenn dann längere Szenen auftauchen, dann wird gezuckt.
Die Redakteure haben sich natürlich auch bestimmte Lesegewohnheiten angeeignet. Wenn dann eine Geschichte nicht gleich auf den Punkt kommt, sondern eher in Mäandern erzählt, dann haben die oft ein Problem. Dann wird mehr Stringenz gefordert.

Als Drehbuchautor kann man allein nur wenig durchsetzen. Ein Drehbuch ist eben kein Roman, kein Endprodukt. Neues Erzählen braucht dann einen unverstellten Dialog zwischen Redaktion, Regisseur und Autor.

TV SPIELFILM: Beim WDR hatten sie im Falle von "Im Angesicht des Verbrechens" aber auf Redaktionsebene ausgewiesene Filmfreunde, die ihr Projekt leidenschaftlich verteidigt haben.

ROLF BASEDOW: Ja, doch, davon gibt es hoffentlich mehr als man denkt.
Dominik Graf und auch ich habe bei der Serie "Der Fahnder" gelernt. Da hatten wir extreme gestalterische Freiheiten. Der WDR-Redakteur damals musterte mich, sagte: ich denke, sie können das, aber achten sie ein bisschen auf den Zuschauer. Und dann konnte ich schreiben.

TV SPIELFILM: Das ist heute anders?

ROLF BASEDOW: Ja, natürlich. Im Augenblick müsste man mal wieder das Fenster öffnen. Damit mal wieder andere Geschichten kommen. Das Fernsehen braucht mal wieder eine Verbreiterung, neue Impulse.

TV SPIELFILM: Ist das Fernsehen heute besser oder schlechter als vor 20 Jahren?

ROLF BASEDOW: Die Spitze ist sicherlich besser geworden. Doch die Vielfalt, die früher das Fernsehen ausgezeichnet hat, die erzählerische Breite, die ist eingeengt worden.