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Bundesvision Song Contest 2012

Ein, zwei schiefe Töne

Es gibt dezente Kritik am Bundesvision Song Contest (FR, 28.9.). Wir freuen uns trotzdem drauf

Stefan Raab will, dass der Bundesvision Song Contest im Jahr 2055 so etabliert ist, dass der Bundespräsident persönlich den Wettbewerb eröffnet. Ein weiter Weg, denn zuletzt gab es immer mehr kritische Stimmen zum nationalen Musikerwettstreit auf Pro Sieben. Die Zeitung ""Die Welt" bezeichnete einige der Darbietungen 2011 als "Krawall" und "Der Spiegel" fand die Show mutlos.

Für den Sender kein Problem. "Wir hatten einen Marktanteil von 12,8 Prozent. Das ist sehr gut und über dem Senderschnitt", sagt Vizegeschäftsführer Christoph Körfer. Raabs Contest geht also weiter - mit kleinen Änderungen: Sandra Rieß ("Unser Star für Baku") wird Co-Moderatorin, und die Show steigt wieder am Freitag statt am Donnerstag, wie im vergangenen Jahr.

Also alles paletti? Nicht ganz. Die unterstützenden lokalen Radiosender, das Fundament der föderalen Vision, murren. Knut Meierfels von Big FM Saarland sagt: "Wir machen da zwar mit, aber zufrieden sind wir nicht." Für ihn funktioniert der Grundgedanke des Wettstreits unter den Ländern nur bedingt. "Der diesjährige Beitrag des Saarlandes ist immerhin eine Steigerung zur vergangenen Ausgabe. Von unseren Orsons wohnt wenigstens einer hier. Bei 'Pierre Ferdinand et les
Charmeurs' 2011 hat nicht mal die Oma was mit unserem Land zu tun gehabt", so Meierfels.
BuViSoCo-Erfinder Raab sei es, der die Acts aussuche, nicht immer nimmt er regionale Vertreter. Das führt zu Frust unter den Bands. "In unserem Programm rufen wir zwar dazu auf, sich bei uns bewerben. Es werden aber jedes Jahr weniger Bands", sagt Meierfels und fügt hinzu: "Eigentlich schade, denn das Konzept des Bundesvision Song Contests ist einfach klasse."

Positiver sieht es Ina Tenz, Programmdirektorin des Senders ffn in Niedersachsen: "Wir sind uns bewusst, dass unser Einfluss darauf, welche Band Niedersachsen vertritt, gering ist. Das Wichtigste aber ist, dass der Contest die Menschen in den Ländern zusammenbringt." "Das ist wie beim Eurovision Song Contest, wenn alle Deutschland die Daumen drücken, egal wie blöd der Song ist", sagt Tenz. Der Wettbewerb rege an, miteinander zu feiern, davon habe man auch als Radiosender etwas.

Kann Stefan Raab in 43 Jahren also einen BuViSoCo feiern, wie er sich das wünscht? Fakt ist: Der Wettstreit ist die einzige Sendung, in der junge deutsche Musik zur Primetime vor großem Publikum läuft - und zwar ganz ohne Volksmusikmuff. Das ist die große Stärke des Bundesvision Song Contests und die beste Chance, im Jahr 2055 tatsächlich ein goldenes Showjubiläum zu feiern.

D. Marques Marcalo

Bundesvision Song Contest
FR 28.9. Pro Sieben 20.15 Uhr