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"Alles dauert viel länger"

"Ich bewundere Filmemacher wie Ingmar Bergman"

Alles dauert viel länger
Bill Murray (hinten rechts) spricht den Dachs und ist seit "Rushmore" (1998) in jedem Film von Wes Anderson dabei Filmverleih
Manche Ihrer Mitarbeiter waren nicht sehr glücklich mit dem Verlauf der Dreharbeiten. Ihr Director of Photography Tristan Oliver beschwerte sich ausfürlich in einem Interview mit dem Magazin 'Empire'.

WES ANDERSON
Das ist ihm heute sehr peinlich. Der Artikel basierte auf einer Unterhaltung, die er mitten während der Dreharbeiten mit einem Journalisten führte, an einem Tag, an dem vieles am Set nicht gut lief. Es war wohl das erste Interview seines Lebens.

Tristan war anfangs sehr frustriert und verstand nicht, was ich von ihm wollte. Er war unglücklich und wollte nicht seine gewohnte Arbeits-Routine ändern. Aber wir haben unsere Differenzen überwunden und gemeinsam etwas Tolles geschaffen.

Er warf Ihnen unter anderem vor, dass Sie per iPhone Regie führten.

WES ANDERSON
Das lässt sich leicht erklären. Ich konnte an meinem Computer alle Kameraeinstellungen aller Teams sehen und wir hatten bis zu 30 Teams zeitgleich im Einsatz. Also telefonierte ich manchmal mit Team 13 über eine bestimmte Szene, während mir Team 25 gerade einen Film über das Licht am Set schickte und Team 19 Anweisungen für einen Gesichtsausdruck brauchte. Ich schrieb und erhielt jeden Tag hunderte von E-Mails, anders wäre das rein organisatorisch gar nicht möglich gewesen.

Ihr Bruder Eric Chase Anderson spricht in der englischen Version den Kristoffersen, Jason Schwartzmann gibt den Ash und natürlich sind auch Owen Wilson und Bill Murray wieder mit dabei. Sie arbeiten viel und oft mit engen Freunden und den immer gleichen Schauspielern. Warum?

WES ANDERSON
Ich bewundere Filmemacher wie Ingmar Bergman. Er hatte ein festes Team von Mitarbeitern um sich herum, dank derer er jedes Jahr einen neuen Film drehen konnte. Die Coen-Brüder arbeiten immer zusammen und geben einander Halt.

Und Pedro Almodovar lässt alle seine Filme von seinem Bruder produzieren. Das ist doch toll, wenn man jemanden hat, auf den man sich ganz verlassen kann.

Doch wie in fast allen Ihren Filmen sind auch die Foxes eine ziemlich gestörte Familie.

WES ANDERSON
Die meisten Menschen kennen sich aus eigener Erfahrung mit Familienproblemen aus. Jedes Kind hat zuhause Probleme und Konflikte, deswegen berufen sich so viele Regisseure und Drehbuchautoren auf das Thema.

Aber ich gebe zu, dass es in meinen Filmen wohl überdurchschnittlich häufig vorkommt. Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich dadurch nicht meine eigene Kindheit aufarbeiten will - meine Kindheit mit drei Brüdern war wild, aber sehr liebevoll und happy.
Welche Projekte stehen als nächstes an?

WES ANDERSON
Bei mir dauert alles etwas länger, deswegen ist noch nichts ausgereift. Ich arbeite an ein paar Ideen, einige davon sind Buchadaptionen, andere basieren auf meinen Original-Ideen. Außerdem schreibe ich das Drehbuch für eine Neuverfilmung von Patrice Lecontes ‘My best friend'. Ob ich auch dabei Regie führe, wird sich aber erst noch entscheiden.

Was halten Sie von den zunehmenden Parodien über Ihren Filmstil? Bei einer sehr beliebten YouTube-Persiflage von ‘Spider Man' zum Beispiel stehen sich Peter Parker und seine Freundin im Look der ‘The Royal Tennenbaums' gegenüber und starren sich an.

WES ANDERSON
Ich hab mir den Clip vor kurzem angesehen. Ich finde es irgendwie sehr nett, dass sich jemand die Mühe gemacht hat. Ich muss auch zugeben, dass ich mir ein paar mal dabei dachte: ‘Das hätte ich aber anders gemacht.' Der Film basiert ja auf dem Gerücht, dass man mir die Regie bei ‘Spider Man' angeboten hat, das stimmt aber nicht.

Hätten Sie das Angebot denn angenommen?

WES ANDERSON
Hm, ich weiß nicht so genau. Bisher habe ich nur Filme gemacht, die ich auch selbst geschrieben habe. Aber ehrlich gesagt steht das auch gar nicht zur Debatte. Ich bekomme sehr wenige Angebote, fremdes Material zu filmen. Hollywood denkt überhaupt nicht an mich, wenn man einen Regisseur für einen Big Budget-Film sucht.

Einige Ihrer Fans haben sich beschwert, dass Sie für American Express Werbung machen und schimpfen, dass Sie Ihren Status alS unabhängiger Filmemacher verloren haben ...

WES ANDERSON
Ich mache Werbung aus einem einzigen Grund: damit ich weiter meine Filme produzieren kann. Ich werde nicht von Filmstudios für viel Geld angeheuert. Ich mache meine eigenen Projekte. Wer auch nur ein bißchen was vom Filmemachen versteht, weiß, wovon ich rede. Von irgendwas muss ich ja leben. Ich könnte natürlich stattdessen eher kommerziell orientierte Filme für Filmstudios drehen, dann müsste ich vielleicht keine Werbung mehr machen. Aber das ist einfach nicht mein Ding.

Interview: Tina Werkmann


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