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Vierschanzentournee im TV - Hintergrund

Skispringer Richard Freitag im Interview

Neuer Anlauf

Vor der Nordischen Ski-WM vom 21. Februar bis zum 3. März 2013 in Val di Fiemme: Skispringer Richard Freitag über Medaillenchancen, die große Dynamik im deutschen Team und das TV-Comeback seiner Sportart

FIS-Team-Tour in Willingen
SA, 9.2., ARD, ca. 13:55 Uhr
Wer in dem Erzgebirgs­örtchen Erlabrunn geboren wird, hat signi­fikant gesteigerte Chancen, als Skispringer Karriere zu machen: Jens Weißflog und Sven Hannawald erblickten hier ebenso das Licht der Welt wie die weniger bekannten Weitenjäger Dirk Else und Holger Freitag. Dessen Sohn Richard (21) wiederum sorgt in diesem Winter mit den Überfliegern Severin Freund (24) und Andreas Wellinger (17) für steigende Einschaltquoten und eine neue Schanzen-Euphorie beim Deutschen Skiverband (DSV). Dass es Bundestrainer Werner Schuster gelingt, eine neue goldene Ära der DSV-Adler einzuläuten, gilt bereits als aus­gemachte Sache - nur wann sie beginnt, ist noch offen.
Mit den deutschen Skispringern seit einiger Zeit im Aufwind: Richard Freitag
"Schon in der letzten Saison, als Sevi und ich ein bisschen vorne dran waren, kam mehr Bewegung rein", sagt Richard Freitag. "Und durch die Jüngeren, die jetzt nachkommen - der Andi Wellinger, auch Karl Geiger - hat sich die Teamdynamik richtig gut entwickelt." Vor der FIS-Team-Tour (9. bis 17. Februar 2013) und der Nordischen Ski-WM (21. Februar bis 3. März) gibt er sich dennoch betont zurückhaltend. Schließlich hat sich bei der Vierschanzentournee mal wieder gezeigt, dass man auf dem Weg zu altem Glanz nichts geschenkt bekommt.

TV SPIELFILM: Österreich landete den fünften Tournee­sieg in Folge. ist die Dominanz unserer Nachbarn derart zementiert?

RICHARD FREITAG: Jedenfalls haben sie es wieder allen gezeigt. Die Österreicher und auch die Norweger arbeiten einfach gut.

Vor den Weltcups in Polen haben Sie getwittert, Sie hätten "ein gutes Gefühl". Am Ende sprangen ein Zweiter und ein Vierter Platz heraus. Ist Ihr Bauchgefühl immer so gut?

RICHARD FREITAG: Es stimmt schon, dass mein Bauchgefühl ganz verlässlich ist. Trotzdem kann man mit seiner Selbsteinschätzung immer mal danebenliegen.

Wagen Sie eine Medaillenprognose für die Nordische Ski-WM in Val di Fiemme?

RICHARD FREITAG: Grundsätzlich sind unsere Chancen nicht schlecht. Wir haben uns in der letzten Zeit insgesamt ganz gut präsentiert - gerade was die Teamleistung betrifft.

Neue Konkurrenten wie Wellinger beleben das Geschäft?

RICHARD FREITAG: So ist es doch letztlich überall. Auch wenn wir ein Team sind, bleibt Skispringen ein Individualsport. Dennoch verstehen wir uns untereinander top, sitzen abends zusammen und spielen Karten.

Wie erleben Sie den neuen Hype um die DSV-Springer?

RICHARD FREITAG: Was das angeht, habe ich 2011 nach meinem ersten Weltcupsieg in Harrachov viele Erfahrungen gesammelt. Der Rummel ist eigentlich schon gang und gäbe.

Sie schließen ein Karriereende nach Olympia 2014 nicht aus - wird der frühe Abschied à la Magdalena Neuner zum neuen Trend im Leistungssport?

RICHARD FREITAG: (lacht) Nein, sicher nicht. Und es sieht bei mir auch nicht danach aus, weil die Saison ganz gut verläuft und ich nur aufhören will, wenn ich keine positive Perspektive mehr sehe. Aber egal ob im nächsten Jahr oder später: Es gibt ein Leben nach dem Sport. Und ich möchte irgendwann studieren - wenn es klappt, im medizinischen Bereich.

Frank Steinberg