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Nate Parker

Das Sundance Film Festival, im Januar 2016: Nate Parker wurde als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller von "The Birth of a Nation" mit Ovationen gefeiert. Das Historiendrama (ab 13. März im Kino) erzählt wuchtig von dem Aufstand des Sklaven Nat Turner im Jahr 1831. Sensibilisiert vom Aufschrei über die auschließlich weißen Schauspieler, die gerade für die Oscars nominiert waren (#oscarsowhite), freuten sich die Kritiker besonders, das gelungene Werk eines schwarzen Filmemachers zu sehen. "Birth of a Nation" gewann in Sundance sowohl den Kritiker als auch den Publikumspreis. Die Filmverleihe prügelten sich um die Rechte, Fox Searchlight griff für die Rekordsumme von 17,5 Millionen zu. Parker und sein Film galten als sichere Kandidaten für die nächsten Oscars.

Heute, ziemlich genau ein Jahr später und in der heißen Phase des Oscars-Rennens 2017, spricht niemand mehr von dem Film. Er fiel an der Kinokasse durch, bei den Oscar-Nominierungen ging er leer aus. Was war geschehen?

Der Stern des Filmes sank, als im Sommer der schon länger bekannte Vorwurf der Vergewaltigung gegen Nate Parker durch die Medien ging. Parker und sein ebenfalls afroamerikanischer Mitbewohner Jean McGianni Celestin (die Hautfarbe spielt in diesem Fall leider eine Rolle) sollen 1999 am College eine weiße Mitstudentin vergewaltigt haben. Parker und Celestin, übrigens Co-Autor von "Birth of a Nation", bezeichneten den Sex als einverständlich, das mutmaßliche Opfer gab jedoch zu Protokoll, während des Geschlechtsverkehrs betrunken und deswegen nicht bei Bewusstsein gewesen zu sein. Außerdem warf die Frau Parker und Celestin vor, sie unter Druck gesetzt zu haben. Parker wurde freigesprochen, Celestin musste 2001 ins Gefängnis. Die Frau nahm sich 2012 das Leben.

Auf der Promotionstour für "Birth of a Nation" ging Parker äußerst ungeschickt mit Vorwürfen um. Er flüchtete sich in Interviews in Ausreden und zeigte wenig Empathie für das Opfer. Konsequenz "The Birth of a Nation" bekam keine Oscar-Nominierung. Einen Goldjungen als bester Hauptdarsteller gewann stattdessen Casey Affleck, den zwei Mitarbeiterinnen 2010 der sexuellen Belästigung bezichtigten. Die Parteien einigten sich außergerichtlich. Anders als an dem freigesprochenen Afroamerikaner Parker blieben an dem weißen Affleck die Vorwürfe nicht kleben. Viele US-Medien machten auf eine mögliche Ungleichbehandlung wegen der unterschiedlichen Hautfarben aufmerksam. Parkers Karriere ist jedenfalls beendet bevor sie richtig begonnen hat.
Autor: Sebastian Milpetz