In den USA geriet Nate Parkers von der Kritik umjubeltes Sklavenepos "The Birth of a Nation" unter die Räder, als ein Missbrauchsskandal aus der Collegezeit des Regisseurs öffentlich wurde. Unbeschadet überstanden hat die Kontroverse allerdings Aja Naomi King, die nach TV-Erfolgen ("How to Get Away with Murder") in ihrer ersten großen Kinorolle als Ehefrau des von Nate Parker gespielten Sklavenanführers Nat Turner (1800-1831) überzeugt und seitdem die Cover von u. a. "Elle" und "Vanity Fair" zierte.

Elle

Auf dem "Elle"-Cover im November 2016: Aja Naomi King

Wie haben Sie Nate Parker getroffen, und wie verlief das Casting?

Aja Naomi King: Das erste Mal haben wir über Skype kommuniziert. Ich weiß noch, wie ich in meinem Wohnzimmer saß und betete, dass das WLAN während unseres Gesprächs nicht abschmiert. Auch via Bildschirm waren Nates Energie und seine Ausstrahlung spürbar. Man wird von ihm angezogen, von seiner Leidenschaft für ein Thema.

Sie spielen Cherry, die Frau des Manns, der den Aufstand der Sklaven anführt. Was bedeutet sie Ihnen?

Ich spürte eine große Verantwortung, weil ich einer Frau gerecht werden musste, die wirklich gelebt hat. Das Verwirrende am Dreh war: Die Stadt Savannah und die Landschaft in Georgia sind wunderschön, die Bäume haben so weit ausgreifende Äste, als wollten sie einander umarmen. Aber wenn man wenn man dann daran denkt, dass an derartigen Orten auch Sklaven gelyncht wurden, ist einem schon mulmig zumute.

Was erhoffen Sie sich vom Film?

Nun, ich stelle mir vor, wie er auf Teenager wirkt. Ich war das einzige
schwarze Kind in meiner Schulklasse und habe mich immer gefragt, auf
was ich wirklich stolz sein kann. Das nächste schwarze Mädchen kann, wenn es aus dem Kino kommt, erhobenen Hauptes sagen: Ich habe etwas, auf das ich stolz sein kann. Meine Vorfahren waren Krieger.

Ist es wahr, dass Sie nach dem Steely-Dan-Album "Aja" benannt wurden?

Ja, meine Eltern lieben Steely Dan. Unsere Geschmäcker sind da etwas
unterschiedlich. Über die Songs, die sie aktuell so im Radio hören, sagen sie nur immer: "Das ist ja gar keine Musik."

Interview: Scott Orlin