Südamerika ist ein Kontinent im Umbruch. Das haben wir auf unserer Reise immer wieder gemerkt. Länder wie Kolumbien, Peru, Chile erleben einen Wirtschaftsboom, gleichzeitig wird die ungerechte Verteilung des daraus erwachsenen Wohlstands immer lauter kritisiert. Und auch die indigenen Völker fordern mit neuem Selbstbewusstsein mehr politische Teilhabe.

Zum Beispiel wenn es um ihr kulturelles Erbe geht. In der Atacamawüste, die zwischen Peru, Chile und Bolivien liegt, haben wir einen Konflikt um Mumien gefilmt. Uralte Wüstenmumien, die durch die Trockenheit natürlich mumifiziert wurden, lagern im Keller des Museums von San Pedro de Atacama. Die Stämme wollen sie nun zurückhaben. Für sie sind die Toten nicht tot, sondern nur auf einer Reise und sollten zurück zu ihren ursprünglichen Grab stätten. Wir waren dabei, als Vertreter von 16 Stämmen diese Mumien erstmals besucht haben. Es flossen viele Tränen. Das war sehr bewegend.
In Kolumbien haben wir sehr oft das Wort "Hoffnung" gehört. Dort hat sich vieles zum Positiven verändert. Wir haben mit Sergio Fajardo gesprochen, dem Gouverneur der Region Antioquia. Der hat in einem der gefährlichsten Viertel Medellíns ein wunderschönes, eindrucksvolles Bibliotheksgebäude bauen lassen. Stararchitektur mitten im Slum! Das verändert ein Viertel. Da kommen dann auch Touristen.

Bei den Dreharbeiten haben mich tatsächlich Deutsche angesprochen - in einem Stadtteil, in dem noch vor ein paar Jahren die Kugeln links und rechts über die Straße flogen! Mittlerweile reisen Städteplaner aus aller Welt nach Medellín, um sich inspirieren zu lassen.

Kinderarbeit ist ein Riesenthema. In Bolivien gibt es rund eine Million Kinderarbeiter. Aber sie haben auch eine Kindergewerkschaft, in der sie sich selbst organisieren. Acht-, Neun-, Zehnjährige sind bei den Versammlungen. Sie haben einen Vorsitzenden und eine Tagesordnung, und wenn die Konzentration nachlässt - was bei bolivianischen Kindern nicht anders ist als bei europäischen -, schieben sie ein Aufmerksamkeitslied ein. Sie klatschen sie in die Hände und singen "Atención! Concentración!" Dann geht es weiter. Ohne dass Erwachsene sie führen. Sehr beeindruckend.

Interessante Entwicklungen gibt es auch beim Essen. In Peru ist Chefkoch der neue Traumberuf. Die peruanische Küche gilt in ganz Südamerika als "hip". Sie ist eine spannende Mischung indigener, europäischer, afrikanischer und asiatischer Einflüsse. Und dank der verschiedenen Klimazonen des Landes bietet sie eine unglaubliche Vielfalt an Zutaten. Es gibt allein 3000 verschiedene Kartoffelsorten!

Zwischen Anden und Amazonien
Di 24.6./Do 26.6. ZDF 20.15 Uhr