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Sat.1-Zweiteiler "Die Grenze" zeigt, wie eine neue DDR entsteht

Die Mauer ist wieder da

Kein Traum von DDR-Nostalgikern, sondern eine Zukunftsvision von Fernsehmachern: Nach einer Wirtschaftskrise wird Mecklenburg-Vorpommern wieder sozialistisch (MO, 15.3., Sat.1, 20.15 Uhr)

Die aktuelle Krise ist nur ein laues Lüftchen im Vergleich zu dem Sturm, der in "Die Grenze" losbricht. Terroristen jagen die sieben wichtigsten Erdölraffinerien der Welt in die Luft. In Deutschland greift ein charismatischer Milliardär nach der Macht, den Thomas Kretschmann als eine Mischung aus Jörg Haider und Bond-Bösewicht Largo spielt.

Ohnmächtig schaut die Bundesregierung zu, wie sich in Mecklenburg-Vorpommern Links- und Rechtsradikale Straßenschlachten liefern. Das Land spaltet sich schließlich vom Rest der Republik ab.

"Es ist ein Programm, das provozieren soll", sagt Produzent Nico Hofmann. Joachim Kosack, Leiter Deutsche Fiction bei Sat.1, sieht die wichtigste
Eigenproduktion seines Senders in diesem Jahr einerseits in der Tradition von "Bigger Than Life"-Filmen made in Hollywood wie "Ausnahmezustand" und "Der Staatsfeind Nr. 1".

Andererseits knüpft der Zweiteiler auch an TV-Dramen wie "Smog" und "Das Millionenspiel" an: Fernsehfilme, die aktuelle Themen wie Umweltverschmutzung und Voyeurismus im Fernsehen aufgriffen, zuspitzten und die Republik erregten.

Klar, dass man bei Sat.1 auf vergleichbar heftige Reaktionen spekuliert. Mit dieser Art von Social Fiction betritt der Sender Neuland. Sat.1-Eventmovies drehten sich bislang meist um zeitgeschichtliche Themen wie zuletzt "Böseckendorf - Die Nacht, in der ein Dorf verschwand". Der Film lief nicht schlecht, aber die knapp fünf Millionen Zuschauer im vergangenen Jahr waren deutlich weniger als die 8,9 Millionen, die sich 2005 "Die Luftbrücke" ansahen.

Dramaturgisch bieten solche Geschichten wenig Neues. Jetzt liefert die Zukunft die Storys. Regisseur des acht Millionen Euro teuren Films ist Roland Suso Richter ("Mogadischu"), die Hauptrollen sind mit Benno Fürmann, Thomas Kretschmann, Anja Kling, Marie Bäumer und Uwe Kockisch prominent besetzt.

Die große Frage lautet: Wie glaubwürdig ist das Szenario, das der Film ausmalt? Sat.1 zeigt am 15.3. um 22.15 Uhr eine Doku zum Thema und am 16.3., 22.25 Uhr ein "Kerner Spezial". Eines steht jetzt schon fest: Die Benzinpreise dürften danach nicht explodieren.

Rainer Unruh


Die Grenze
MO+DI 15.+16.3. SAT.1 20.15 UHR