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Neue Krimi-Serie

Tatort Eifel

Ein echter Glücksfall und eine Perle im Programm: Die gelungene Krimiserie "Mord mit Aussicht" mit Caroline Peters als eine in die Eifelprovinz versetzte Kommissarin (DI, 18.5., ARD, 20.15 Uhr)

Provinz als Schicksal: Wäre Drehbuchautorin Marie Reiners vor gut fünf Jahren nicht aus Köln zeitweise in die Eifel gezogen, dann hätte es die Serie "Mord mit Aussicht" wohl nie gegeben. Nach einer überraschenden Erbschaft eines uralten Fertigbungalows ("...hieß Modell Spessart II und sah auch so aus!"), war die Großstädterin irgendwann dem "bizarren Zauber der Eifel" verfallen. Zu Anfang aber fühlte Reiners sich wie die von ihr geschaffene Serienfigur: am Arsch der Welt.

Deshalb nannte sie den fiktiven Handlungsort ihrer Serie auch Hengasch im Landkreis Liebernich. Die Namen sind Programm. Hier heißen die Dorfpolizisten Schmied und Schäffer, und das größte Verbrechen ist der Diebstahl von Muttererde oder der Verkauf von Schwarzgebranntem ohne Steuermarke - so scheint es zunächst. Die strafversetzte Kölner Kriminalkommissarin Sophie Haas (Caroline Peters) verzweifelt jedenfalls fast an der Provinz. Für sie ist klar: "Ich bin hier nur auf der Durchreise." Doch dann entdeckt sie ganz allmählich nicht nur das Liebenswerte an ihren Kollegen (Meike Droste, Bjarne Mädel), auch ihr kriminalistischer Ehrgeiz wird geweckt.
Ausgerechnet die Eifel siegt im ARD-Wettbewerb

Wem das irgendwie bekannt vorkommt: Die ersten sechs Folgen der Krimiserie "Mord mit Aussicht" liefen bereits im Februar 2008 am Montagabend in der ARD. In einer Art internem Serienwettstreit hatte der Sender drei Formate hintereinander auf einem Sendeplatz getestet, neben "Mord mit Aussicht" gab es noch Marion Kracht als Privatdetektivin und einen "Kommissar Rex"-Verschnitt mit Terrier. Ein wirklicher Quotenhit war keine der Serien, aber "Mord mit Aussicht" hatte mit Abstand die besten Werte - und Kritiken. Nominierungen für den Adolf-Grimme- und den Deutschen Fernsehpreis folgten. Also wurden sieben weitere Folgen geordert, um die erste Staffel auf die erforderlichen 13 Episoden, ein Standardmaß im Sendeschema, zu bringen. Ursprünglich hatte das clever-witzige Regionalprodukt "Ausgerechnet Eifel" heißen sollen - so heißt jetzt die erste Folge, die am 18. Mai läuft.
Foto: Touristenbüro, Die drei Maare bei Daun in der Vulkaneifel
Die Region zwischen Aachen, Trier und Koblenz, die zu Nordrhein-Westfalen und zu Rheinland-Pfalz gehört, ist schon länger ein beliebter Spielort für verschrobene Verbrechen aller Art. Eifelkrimis sind zur Marke geworden wie Mankells Wallander, es gibt einen "Krimiwanderweg", und alle zwei Jahre trifft sich die Branche im beschaulichen Örtchen Daun zum "Tatort Eifel". TATORT EIFEL Auch RTL drehte seinen Eventzweiteiler "Vulkan" vor Ort, der SWR sendet in diesen Tagen einen Eifelkrimi mit Uwe Ochsenknecht und Diana Amft, bei Gefallen soll daraus eine ganze Reihe werden. Und nicht nur Krimiproduktionen landen in der westlichen Provinz: Die Pro-Sieben-Kultserie "Stromberg" (mit Schäffer-Darsteller Bjarne Mädel als Ernie) verlegte einen Teil der Handlung der letzten Staffel ins fiktive Finsdorf. Den trostlosen Dreh­ort fand man nicht etwa im grauen Osten Deutschlands, wie manche vermuteten, sondern in der Eifel.
Grenzüberschreitende Leiche

Hauptdarstellerin Caroline Peters ist in der kargen Mittelgebirgslandschaft nicht wirklich heimisch geworden, aber sie hat die besondere Art der Bewohner liebengelernt: "Ich kam mir vor wie ein Ethnograf - als ob wir hier dokumentieren, was ich dann in zwanzig Jahren den Kindern zeigen und sagen kann: So hat im Jahr 2010 Westdeutschland wirklich ausgesehen!" Für sie steht fest: "Globalisierung hin oder her, es ist die Regionalisierung, die gerade stattfindet."

Und das ist auch die Stärke der Serie. Die Besonderheiten der Umgebung und ihrer Bewohner sind liebevoll in die Geschichten eingebaut, etwa wenn es Streit über die Zuständigkeit gibt, weil eine Leiche auf der Grenze zwischen NRW und Rheinland-Pfalz liegt. Details machen den Witz aus und die Disziplin der exzellenten Darsteller, die oft absurden Momente mit Ansage gerade nicht komisch zu spielen. Sondern ganz normal. Wie in der Eifel eben, in Mechernich-Kallmuth und Bornheim-Walberberg.

Volker Bleeck
Alte & neue Folgen
Die ARD zeigt "Mord mit Aussicht" ab dem 18. Mai dienstags um 20.15 Uhr, beginnend mit den sechs bereits gezeigten Folgen. Die erste neue Episode "Blutende Herzen" läuft am 13. Juli.