Dass ein Autor dazu rät, sein Buch selektiv zu lesen, passiert eher selten.
FANK SCHÄTZING Warum nicht? Jeden interessiert was anderes. Die Geschichte funktioniert auch ohne technisches Detailwissen.
Wie stelle ich mir eine Recherchephase bei Ihnen vor? Klopfen Sie die Ideen mit Ihrer Frau oder Freunden, also quasi im "Hausfrauentest", auf Glaubwürdigkeit ab?
FANK SCHÄTZING Genau das darf man nicht tun. Der Hausfrauentest ist die dümmste Erfindung der Welt. Hätte die Menschheit ihre zivilisatorische Fortentwicklung dem Hausfrauentest unterworfen, gäbe es keine einzige technische Innovation, und wir würden heute noch in Höhlen leben. Wenn Sie an eine Idee glauben, dürfen sich von niemandem reinreden lassen. In Deutschland geht seit Jahren die klamme Angst vor kühnen und mutigen Neuerungen um, weil es hinterher ja irgendeinem nicht gefallen könnte. Also testet man jede Idee im Vorfeld zu Tode, fragt jeden Trottel nach seiner Meinung, exorziert ihr jedes bisschen Eigenständigkeit und Profil, damit hinterher auch der letzte Idiot dazu nicken kann. Diese Haltung ist fatal - und leider typisch für ein Land, in dem sich Bürokraten und Bedenkenträger auf die Füße treten.
Die deutsche Startauflage von "Limit" lag bei 400.000 Stück. Nur die Potter-Bücher hatten mehr. Was macht das mit Ihnen?
FANK SCHÄTZING Nichts.
Glaube ich nicht.
FANK SCHÄTZING Nein, wirklich nicht. Ich freue mich. Ich finde es großartig. Was soll es mit mir machen?
Kein Stolz darauf, dass Sie neben US-Bestsellerautor Dan Brown der Mann sein werden, auf den bei der Buchmesse alle schauen?
FANK SCHÄTZING Das sind vorübergehende Phänomene. Sicher, die machen total viel Spaß. Und stolz bin ich auch. Aber wenn Ihre Frage darauf abzielt, ob mich der Erfolg als Mensch verändert hat, muss ich Ihnen sagen: Das hat er nicht.
Wer viele Bücher verkauft, verdient viel Geld. Was hat sich dadurch verändert?
FANK SCHÄTZING Ganz ehrlich? Geld bedeutet mir nicht viel, auch wenn mir das keiner glaubt. Für mich hat sich durch den Erfolg meiner Bücher die Möglichkeit eröffnet, meine kreativen Projekte so umsetzen zu können, wie ich das will, ohne zwischendurch übers Geldverdienen nachdenken zu müssen. Das ist der größte Luxus. Ansonsten esse und trinke ich gerne. Aber mehr als dreimal am Tag kann ich nicht essen, dann bin ich satt. Ich reise gerne, ich mag nette Hotels und guten Wein, aus die Maus.
Gerade ist der letzte Weltraumtourist ins All geflogen. Für 35 Millionen Dollar. Dafür müssten Sie alles zusammen kratzen, oder?
FANK SCHÄTZING (Lacht) Sie überschätzen bei weitem meine Finanzlage.
Wäre es das wert?
FANK SCHÄTZING Nein. Ich warte, bis die Preise fallen. Richard Branson arbeitet ja schon dran...
Der stand Ihnen Pate für eine der Hauptfiguren, den megareichen Unternehmer Julian Orley, der den Spacelift und das Mondhotel "Gaya" baut, oder?
FANK SCHÄTZING Stimmt. Der ist eine kleine Hommage an Richard Branson. Ich finde den Mann gut. Ich mag solche Cross-Over-Typen wie ihn, die keine Berührungsängste kennen und alles ausprobieren wollen. Wir sind wie Kinder, wir wollen spielen.
Es gibt noch mehr reale Personen, die in die Handlung eingewoben sind, Ihr Verleger Helge Malchow, seine Frau Regina, der Sylter Sternekoch Johannes King, Jack Nicholson, David Bowie - und Tokio Hotel. Sagen Sie nicht, Sie sind Fan der Jungs.
FANK SCHÄTZING Wieso nicht? Ich finde, die haben eine super Bühnenpräsenz, Bill Kaulitz hat einen guten Look. Die Jungs machen nichts anderes als das, was die Glam-Rocker in den Siebzigern Jahren gemacht haben. Insofern mein Beifall. (Lacht) Außerdem fand ich's lustig, eine Szene zu schreiben, die im Jahr 2025 spielt und in der ein junges Mädchen Kaulitz und Co. als "alte Säcke" tituliert.
Der Danksagung am Ende des Buches entnehme ich, dass Sie u.a. mit dem deutschen Astronauten Thomas Reiter gesprochen haben, der lange im All war. Welchen Moment empfindet er bis heute als den eindrucksvollsten?
FANK SCHÄTZING Fragen Sie ihn. Ich schätze, er wird Ihnen sagen, was alle sagen, die oben im All waren. Dass der Blick auf die Erde so etwas wie Heimweh auslöst. Man sieht nicht die Konflikte und Zwistigkeiten, sondern nur Land und Meer und Wolken. Die pure Schönheit. Und man erkennt: Diese Kugel ist unsere Heimat, und wir haben nur diese eine. Allein das führt schon zur Herausbildung von Toleranz. Thomas hat mir mal erzählt, er habe sich bei einem Außeneinsatz so von der Raumstation weggedreht hat, dass sie nicht mehr zu sehen war. Er hing also alleine wie Kubricks Sternenkind im All und sah vor sich nichts als den dunklen Weltraum und die blaue Erde. Ich glaube, eindrucksvoller geht's kaum.
"Limit" dürfte für eine Verfilmung zu komplex und viel zu aufwändig sein...
FANK SCHÄTZING Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das Buch auf eine Drehbuchfassung einkürzen sollte.
...aber die Vorbereitungen zur Verfilmung von "Der Schwarm" laufen. Wie weit sind Sie damit?
FANK SCHÄTZING Es tut sich was. Wir haben ein super Team, eigentlich sind alle am Bord. Die Produzenten Ica und Michael Souvignier und Dino de Laurentiis versuchen gerade, die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Hollywood ist ja auch gebeutelt von der Krise, so dass man schauen muss, woher man die Kohle kriegt. Ich halte mich da raus. Die Drei wissen genau, was sie tun, und die Gespräche laufen wohl ganz gut. Ich bin zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr drehen werden.
Mit Ihrer Wunschbesetzung?
FANK SCHÄTZING Mal sehen. Uma Thurman ist Co-Produzentin und wird wohl die weibliche Hauptrolle spielen. Für die männliche hätte ich nach wie vor unheimlich gern George Clooney. Keine Ahnung, ob's klappt. Aber ich greife eben gerne mal nach den Sternen.
Interview: Susanne Sturm
FANK SCHÄTZING Warum nicht? Jeden interessiert was anderes. Die Geschichte funktioniert auch ohne technisches Detailwissen.
Wie stelle ich mir eine Recherchephase bei Ihnen vor? Klopfen Sie die Ideen mit Ihrer Frau oder Freunden, also quasi im "Hausfrauentest", auf Glaubwürdigkeit ab?
FANK SCHÄTZING Genau das darf man nicht tun. Der Hausfrauentest ist die dümmste Erfindung der Welt. Hätte die Menschheit ihre zivilisatorische Fortentwicklung dem Hausfrauentest unterworfen, gäbe es keine einzige technische Innovation, und wir würden heute noch in Höhlen leben. Wenn Sie an eine Idee glauben, dürfen sich von niemandem reinreden lassen. In Deutschland geht seit Jahren die klamme Angst vor kühnen und mutigen Neuerungen um, weil es hinterher ja irgendeinem nicht gefallen könnte. Also testet man jede Idee im Vorfeld zu Tode, fragt jeden Trottel nach seiner Meinung, exorziert ihr jedes bisschen Eigenständigkeit und Profil, damit hinterher auch der letzte Idiot dazu nicken kann. Diese Haltung ist fatal - und leider typisch für ein Land, in dem sich Bürokraten und Bedenkenträger auf die Füße treten.
Die deutsche Startauflage von "Limit" lag bei 400.000 Stück. Nur die Potter-Bücher hatten mehr. Was macht das mit Ihnen?
FANK SCHÄTZING Nichts.
Glaube ich nicht.
FANK SCHÄTZING Nein, wirklich nicht. Ich freue mich. Ich finde es großartig. Was soll es mit mir machen?
Kein Stolz darauf, dass Sie neben US-Bestsellerautor Dan Brown der Mann sein werden, auf den bei der Buchmesse alle schauen?
FANK SCHÄTZING Das sind vorübergehende Phänomene. Sicher, die machen total viel Spaß. Und stolz bin ich auch. Aber wenn Ihre Frage darauf abzielt, ob mich der Erfolg als Mensch verändert hat, muss ich Ihnen sagen: Das hat er nicht.
Wer viele Bücher verkauft, verdient viel Geld. Was hat sich dadurch verändert?
FANK SCHÄTZING Ganz ehrlich? Geld bedeutet mir nicht viel, auch wenn mir das keiner glaubt. Für mich hat sich durch den Erfolg meiner Bücher die Möglichkeit eröffnet, meine kreativen Projekte so umsetzen zu können, wie ich das will, ohne zwischendurch übers Geldverdienen nachdenken zu müssen. Das ist der größte Luxus. Ansonsten esse und trinke ich gerne. Aber mehr als dreimal am Tag kann ich nicht essen, dann bin ich satt. Ich reise gerne, ich mag nette Hotels und guten Wein, aus die Maus.
Gerade ist der letzte Weltraumtourist ins All geflogen. Für 35 Millionen Dollar. Dafür müssten Sie alles zusammen kratzen, oder?
FANK SCHÄTZING (Lacht) Sie überschätzen bei weitem meine Finanzlage.
Wäre es das wert?
FANK SCHÄTZING Nein. Ich warte, bis die Preise fallen. Richard Branson arbeitet ja schon dran...
Der stand Ihnen Pate für eine der Hauptfiguren, den megareichen Unternehmer Julian Orley, der den Spacelift und das Mondhotel "Gaya" baut, oder?
FANK SCHÄTZING Stimmt. Der ist eine kleine Hommage an Richard Branson. Ich finde den Mann gut. Ich mag solche Cross-Over-Typen wie ihn, die keine Berührungsängste kennen und alles ausprobieren wollen. Wir sind wie Kinder, wir wollen spielen.
Es gibt noch mehr reale Personen, die in die Handlung eingewoben sind, Ihr Verleger Helge Malchow, seine Frau Regina, der Sylter Sternekoch Johannes King, Jack Nicholson, David Bowie - und Tokio Hotel. Sagen Sie nicht, Sie sind Fan der Jungs.
FANK SCHÄTZING Wieso nicht? Ich finde, die haben eine super Bühnenpräsenz, Bill Kaulitz hat einen guten Look. Die Jungs machen nichts anderes als das, was die Glam-Rocker in den Siebzigern Jahren gemacht haben. Insofern mein Beifall. (Lacht) Außerdem fand ich's lustig, eine Szene zu schreiben, die im Jahr 2025 spielt und in der ein junges Mädchen Kaulitz und Co. als "alte Säcke" tituliert.
Der Danksagung am Ende des Buches entnehme ich, dass Sie u.a. mit dem deutschen Astronauten Thomas Reiter gesprochen haben, der lange im All war. Welchen Moment empfindet er bis heute als den eindrucksvollsten?
FANK SCHÄTZING Fragen Sie ihn. Ich schätze, er wird Ihnen sagen, was alle sagen, die oben im All waren. Dass der Blick auf die Erde so etwas wie Heimweh auslöst. Man sieht nicht die Konflikte und Zwistigkeiten, sondern nur Land und Meer und Wolken. Die pure Schönheit. Und man erkennt: Diese Kugel ist unsere Heimat, und wir haben nur diese eine. Allein das führt schon zur Herausbildung von Toleranz. Thomas hat mir mal erzählt, er habe sich bei einem Außeneinsatz so von der Raumstation weggedreht hat, dass sie nicht mehr zu sehen war. Er hing also alleine wie Kubricks Sternenkind im All und sah vor sich nichts als den dunklen Weltraum und die blaue Erde. Ich glaube, eindrucksvoller geht's kaum.
"Limit" dürfte für eine Verfilmung zu komplex und viel zu aufwändig sein...
FANK SCHÄTZING Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das Buch auf eine Drehbuchfassung einkürzen sollte.
...aber die Vorbereitungen zur Verfilmung von "Der Schwarm" laufen. Wie weit sind Sie damit?
FANK SCHÄTZING Es tut sich was. Wir haben ein super Team, eigentlich sind alle am Bord. Die Produzenten Ica und Michael Souvignier und Dino de Laurentiis versuchen gerade, die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Hollywood ist ja auch gebeutelt von der Krise, so dass man schauen muss, woher man die Kohle kriegt. Ich halte mich da raus. Die Drei wissen genau, was sie tun, und die Gespräche laufen wohl ganz gut. Ich bin zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr drehen werden.
Mit Ihrer Wunschbesetzung?
FANK SCHÄTZING Mal sehen. Uma Thurman ist Co-Produzentin und wird wohl die weibliche Hauptrolle spielen. Für die männliche hätte ich nach wie vor unheimlich gern George Clooney. Keine Ahnung, ob's klappt. Aber ich greife eben gerne mal nach den Sternen.
Interview: Susanne Sturm
Weitere Infos zum Buch "Limit" unter www.frank-schaetzing.com