Wo waren Sie am Tag des Berliner Mauerfalls?
JÜRGENS Pepe Lienhard und ich waren bis morgens um halb sechs am Brandenburger Tor. Vorher hatten wir Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Heinz Holl getroffen, das war damals ein berühmtes Berliner Lokal. Das Radio war an, und plötzlich kam die Nachricht, die Mauer soll offen sein. Pepe und ich sind sofort los und haben uns ein Taxi geholt.
LANZ Und Genscher?
JÜRGENS Der saß in Gesellschaft. Also, dass er da nicht gleich mitfährt, konnte ich verstehen.
LANZ Komisch, ich hätte gedacht, er wäre der Erste gewesen, der zum Brandenburger Tor fährt, schließlich hat er viel dazu beigetragen, dass die Mauer fiel. Kann man denn an einem solchen Tag als Udo Jürgens an der Berliner Mauer stehen?
JÜRGENS Ich hab's gemacht. Manche Menschen haben gestaunt, als sie mich gesehen haben. Manche sind mir um den Hals gefallen. Es war ein unglaublicher Moment.
Haben Sie geweint?
JÜRGENS Ja. Wer da nicht geweint hat, dem war nicht mehr zu helfen.
Sie gehen im Herbst auf Tournee, geben 32 Konzerte am Stück. Das ist mehr, als man Michael Jackson zugetraut hätte, der mehr als zwanzig Jahre jünger war.
JÜRGENS Der war doch viel kaputter als ich. Es ist schon ein tragisches Leben, das dieser Mann hatte, um seine Kindheit und Jugend beraubt. Was die Welt aus Michael für eine Katastrophe gemacht hat, ist unvorstellbar. Sein Talent und seine Körpersprache waren so außergewöhnlich, dass mir das Drumherum völlig Wurst war. Mir hat es unendlich leidgetan, wie man ihn in Handschellen gesehen hat und wie die Medien dazu übergegangen sind, aus ihm ein Dreckschwein zu machen. Dann ist er gestorben, und auf einmal ist die ganze Welt zurückgerudert.
LANZ Ich habe neulich ein Interview mit Quincy Jones gesehen, der von der Zusammenarbeit der beiden erzählt hat. Offensichtlich kam Michael Jackson immer mit fertigen Demos an. Bei "Beat It" hatte er ein ewig langes Intro. Quincy Jones sagte: "Du kannst nicht drei Minuten Intro machen. Du musst doch irgendwann mal singen." Darauf protestierte Jackson: "Das geht nicht. This makes me dance." Himmel, konnte der Mann tanzen. Hast du das Konzert aus Bukarest gesehen?
JÜRGENS Das war das beste Popkonzert aller Zeiten. Wer da nicht geheult hat, nachts im Bett allein, ist ein Eisklotz. Ich schäme mich meiner Tränen nicht. Meine Tochter Jenny hat mich angerufen, in Tränen aufgelöst. Wir konnten beide nicht sprechen. Es gab Momente in diesem Konzert, da haben wir gemerkt - wir hatten es mit einem Genie zu tun.
Susanne Sturm
Udo Jürgens im TV
JÜRGENS Pepe Lienhard und ich waren bis morgens um halb sechs am Brandenburger Tor. Vorher hatten wir Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Heinz Holl getroffen, das war damals ein berühmtes Berliner Lokal. Das Radio war an, und plötzlich kam die Nachricht, die Mauer soll offen sein. Pepe und ich sind sofort los und haben uns ein Taxi geholt.
LANZ Und Genscher?
JÜRGENS Der saß in Gesellschaft. Also, dass er da nicht gleich mitfährt, konnte ich verstehen.
LANZ Komisch, ich hätte gedacht, er wäre der Erste gewesen, der zum Brandenburger Tor fährt, schließlich hat er viel dazu beigetragen, dass die Mauer fiel. Kann man denn an einem solchen Tag als Udo Jürgens an der Berliner Mauer stehen?
JÜRGENS Ich hab's gemacht. Manche Menschen haben gestaunt, als sie mich gesehen haben. Manche sind mir um den Hals gefallen. Es war ein unglaublicher Moment.
Haben Sie geweint?
JÜRGENS Ja. Wer da nicht geweint hat, dem war nicht mehr zu helfen.
Sie gehen im Herbst auf Tournee, geben 32 Konzerte am Stück. Das ist mehr, als man Michael Jackson zugetraut hätte, der mehr als zwanzig Jahre jünger war.
JÜRGENS Der war doch viel kaputter als ich. Es ist schon ein tragisches Leben, das dieser Mann hatte, um seine Kindheit und Jugend beraubt. Was die Welt aus Michael für eine Katastrophe gemacht hat, ist unvorstellbar. Sein Talent und seine Körpersprache waren so außergewöhnlich, dass mir das Drumherum völlig Wurst war. Mir hat es unendlich leidgetan, wie man ihn in Handschellen gesehen hat und wie die Medien dazu übergegangen sind, aus ihm ein Dreckschwein zu machen. Dann ist er gestorben, und auf einmal ist die ganze Welt zurückgerudert.
LANZ Ich habe neulich ein Interview mit Quincy Jones gesehen, der von der Zusammenarbeit der beiden erzählt hat. Offensichtlich kam Michael Jackson immer mit fertigen Demos an. Bei "Beat It" hatte er ein ewig langes Intro. Quincy Jones sagte: "Du kannst nicht drei Minuten Intro machen. Du musst doch irgendwann mal singen." Darauf protestierte Jackson: "Das geht nicht. This makes me dance." Himmel, konnte der Mann tanzen. Hast du das Konzert aus Bukarest gesehen?
JÜRGENS Das war das beste Popkonzert aller Zeiten. Wer da nicht geheult hat, nachts im Bett allein, ist ein Eisklotz. Ich schäme mich meiner Tränen nicht. Meine Tochter Jenny hat mich angerufen, in Tränen aufgelöst. Wir konnten beide nicht sprechen. Es gab Momente in diesem Konzert, da haben wir gemerkt - wir hatten es mit einem Genie zu tun.
Susanne Sturm
Udo Jürgens im TV