Vor den Dreharbeiten zu Maren Ades Kinofilm "Alle anderen" hat Birgit Minichmayr sehr viel trainiert. Wegen der vielen Bikiniszenen. Was hast du gemacht?
Na ja, ich versuche immer, vorm Drehen vier bis fünf Kilo abzunehmen. Dann sehe ich ein bisschen besser aus vor der Kamera. Ich esse einfach weniger. Trainiert habe ich nicht.
Du bist eh sportlich.
Ich habe meine ganze Jugend auf dem Tennisplatz verbracht. Mein rechter Arm ist davon doppelt so dick wie der linke. Beim Theater bin ich aber auch die ganze Zeit in Bewegung. Ich war in meinem Leben noch nie in einem Fitnessstudio und ich bin auch noch nie gejoggt. Ich kann immer nur einem Ball hinterher rennen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Wenn mich jemand fordert, dann habe ich unendliches Potenzial, aber aus mir heraus bin ich so träge und faul.
Immerhin schaffst du es anscheinend, dir regelmäßig einige Kilo runter zu hungern.
Ich habe jetzt offiziell von einem Caterer gehört, dass die Models bei der Fashion Week tatsächlich Watte mit Orangensaft essen. Ich will kein Teil davon sein. Ich komme mir schon schäbig vor, wenn ich sage, ich nehme vier bis fünf Kilo ab. Man prägt damit ein Bild, das hochgradig ungesund ist. Die Schauspielerinnen sind doch alle runtergehungert. Auf jedem Frauenmagazin geht es um Diäten. Und auf der anderen Erdhälfte verhungern die Leute. Das ist die schreiende Ungerechtigkeit. Ich habe mich sehr gefreut, als ich gelesen habe, dass McDonalds wieder ein Prozent weniger Einnahmen hatte.
Bei der derzeitigen McDonalds-Werbekampagnie, bei der viele Schauspieler mitwirken, hättest du also nicht mitgemacht?
Nee. Das verstehe ich auch wirklich nicht. Was haben die sich dabei gedacht?
Wahrscheinlich: Dafür bekomme ich viel Geld.
Ich glaube, dass Kapitalismus irgendwann ähnlich bewertet werden wird, wie der Faschismus. Irgendwann werden unsere Kinder uns fragen: Warum habt ihr da mitgemacht? Wieso habt ihr dieses System gestützt? Wo ihr doch wusstet, wie die Tiere gehalten und abgeschlachtet werden? Und dann werden wir sagen: Man hat das gar nicht so mitgekriegt. Und in dieser Denkart sind diese Leute, die bei der McDonalds-Werbung mitmachen, für mich Hochverräter. Wie kann man nur Werbung für ein Produkt machen, das so offensichtlich menschenverachtend und ausbeutend ist? Prominente müssen sich schon der Tatsache bewusst sein, dass sie für gewisse Leute Vorbildfunktion haben. Wenn die sich da hinstellen und sagen: Wir fressen diese Scheiße, heißt das: Ihr könnt sie also auch fressen.
Du wirst gerade immer bekannter. Dadurch steigt auch deine Verantwortung als Person des öffentlichen Lebens.
Ja. Ich habe auch mal eine Werbung für Ikea gemacht. Das ist zehn Jahre her, aber meine Leiche im Keller. Das würde ich auch nie wieder machen. Die beiden Firmen McDonalds und Ikea nehmen sich gar nichts. Ikea ist der Teufel im Gewand eines familienfreundlichen Möbelhauses.
Du bekommst das Interview hinterher noch einmal zu Gegenlesen zugeschickt. Lässt du diese Äußerung stehen?
Warum nicht? Ich habe die Werbung damals aus einer gewissen Naivität gemacht. Aber ich habe darin eine Rolle gespielt. Es ist ein Unterschied, wenn Moritz Bleibtreu sich im Spot als Moritz Bleibtreu hinstellt und mit seinem Namen für das Produkt wirbt.
Wenn du der beste Schauspieler der Welt bist, stehst du dann eigentlich im Wettbewerb mit anderen?
Ja. Aber das ist kein destruktiver Wettbewerb. Ich habe noch nie jemanden "an die Wand gespielt". Wenn so etwas geschieht, läuft etwas ganz falsch. Ich versuche immer MIT den Leuten zu spielen.
Aber brauchst du den Wettbewerb?
Keine Ahnung. Ich weiß, dass ich diesen Beruf aus Geltungsdrang ausübe und aus einer gewissen Komplexbeladenheit. Weil ich mir nicht genüge. Weil ich das Gefühl habe, dass ich mich wahnsinnig anstrengen muss, um überhaupt beachtet zu werden. Das brauche ich, weil ich mir sonst verloren vorkomme. Ich muss mein Gegenüber immer in die Auseinandersetzung zwingen, um mich selber zu spüren. Ich mache das schon fast mein ganzes Leben lang.
Was hat sich dadurch verändert?
Mittlerweile habe ich eine hohe Meinung von mir. Und weiß auch aus der Beschäftigung mit Kollegen, dass ich viel besser bin als die meisten. Und damit versuche ich offensiv und selbstbewusst umzugehen. Weil ich es kokett und doof finde, das zu leugnen.
Du willst den meisten Applaus. Und auch das meiste Geld?
Nee, ich habe nie Geld gebraucht. Ich habe einfach kein Verhältnis dazu. Seit ich 10 Jahre alt bin, habe ich Geld mit meinem Beruf verdient. Über Geld denke ich nicht nach. Ich weiß aber, dass es ein Luxus ist, das zu sagen.
Theaterregisseur Thomas Ostermeier sagt, ein Hauptteil seiner Arbeit sei, für dich angstfreie Räume zu schaffen. Bist du angstfrei?
Nein, ich habe schon Angst. Ich tue aber natürlich alles dafür, mir diese Angst nicht anmerken zu lassen. Allerdings finde ich mich mutig. Das schon. Der Mut besteht darin, sich der Angst zu stellen. Angstfrei wäre für mich dumm. Weil man dann auch keine Gefahr wittert. Ich bin total getrieben von Angst. Angst im Mittelmaß zu versinken, Angst zu versagen, Angst vorm Tod... das treibt mich an.
Na ja, ich versuche immer, vorm Drehen vier bis fünf Kilo abzunehmen. Dann sehe ich ein bisschen besser aus vor der Kamera. Ich esse einfach weniger. Trainiert habe ich nicht.
Du bist eh sportlich.
Ich habe meine ganze Jugend auf dem Tennisplatz verbracht. Mein rechter Arm ist davon doppelt so dick wie der linke. Beim Theater bin ich aber auch die ganze Zeit in Bewegung. Ich war in meinem Leben noch nie in einem Fitnessstudio und ich bin auch noch nie gejoggt. Ich kann immer nur einem Ball hinterher rennen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Wenn mich jemand fordert, dann habe ich unendliches Potenzial, aber aus mir heraus bin ich so träge und faul.
Immerhin schaffst du es anscheinend, dir regelmäßig einige Kilo runter zu hungern.
Ich habe jetzt offiziell von einem Caterer gehört, dass die Models bei der Fashion Week tatsächlich Watte mit Orangensaft essen. Ich will kein Teil davon sein. Ich komme mir schon schäbig vor, wenn ich sage, ich nehme vier bis fünf Kilo ab. Man prägt damit ein Bild, das hochgradig ungesund ist. Die Schauspielerinnen sind doch alle runtergehungert. Auf jedem Frauenmagazin geht es um Diäten. Und auf der anderen Erdhälfte verhungern die Leute. Das ist die schreiende Ungerechtigkeit. Ich habe mich sehr gefreut, als ich gelesen habe, dass McDonalds wieder ein Prozent weniger Einnahmen hatte.
Bei der derzeitigen McDonalds-Werbekampagnie, bei der viele Schauspieler mitwirken, hättest du also nicht mitgemacht?
Nee. Das verstehe ich auch wirklich nicht. Was haben die sich dabei gedacht?
Wahrscheinlich: Dafür bekomme ich viel Geld.
Ich glaube, dass Kapitalismus irgendwann ähnlich bewertet werden wird, wie der Faschismus. Irgendwann werden unsere Kinder uns fragen: Warum habt ihr da mitgemacht? Wieso habt ihr dieses System gestützt? Wo ihr doch wusstet, wie die Tiere gehalten und abgeschlachtet werden? Und dann werden wir sagen: Man hat das gar nicht so mitgekriegt. Und in dieser Denkart sind diese Leute, die bei der McDonalds-Werbung mitmachen, für mich Hochverräter. Wie kann man nur Werbung für ein Produkt machen, das so offensichtlich menschenverachtend und ausbeutend ist? Prominente müssen sich schon der Tatsache bewusst sein, dass sie für gewisse Leute Vorbildfunktion haben. Wenn die sich da hinstellen und sagen: Wir fressen diese Scheiße, heißt das: Ihr könnt sie also auch fressen.
Du wirst gerade immer bekannter. Dadurch steigt auch deine Verantwortung als Person des öffentlichen Lebens.
Ja. Ich habe auch mal eine Werbung für Ikea gemacht. Das ist zehn Jahre her, aber meine Leiche im Keller. Das würde ich auch nie wieder machen. Die beiden Firmen McDonalds und Ikea nehmen sich gar nichts. Ikea ist der Teufel im Gewand eines familienfreundlichen Möbelhauses.
Du bekommst das Interview hinterher noch einmal zu Gegenlesen zugeschickt. Lässt du diese Äußerung stehen?
Warum nicht? Ich habe die Werbung damals aus einer gewissen Naivität gemacht. Aber ich habe darin eine Rolle gespielt. Es ist ein Unterschied, wenn Moritz Bleibtreu sich im Spot als Moritz Bleibtreu hinstellt und mit seinem Namen für das Produkt wirbt.
Wenn du der beste Schauspieler der Welt bist, stehst du dann eigentlich im Wettbewerb mit anderen?
Ja. Aber das ist kein destruktiver Wettbewerb. Ich habe noch nie jemanden "an die Wand gespielt". Wenn so etwas geschieht, läuft etwas ganz falsch. Ich versuche immer MIT den Leuten zu spielen.
Aber brauchst du den Wettbewerb?
Keine Ahnung. Ich weiß, dass ich diesen Beruf aus Geltungsdrang ausübe und aus einer gewissen Komplexbeladenheit. Weil ich mir nicht genüge. Weil ich das Gefühl habe, dass ich mich wahnsinnig anstrengen muss, um überhaupt beachtet zu werden. Das brauche ich, weil ich mir sonst verloren vorkomme. Ich muss mein Gegenüber immer in die Auseinandersetzung zwingen, um mich selber zu spüren. Ich mache das schon fast mein ganzes Leben lang.
Was hat sich dadurch verändert?
Mittlerweile habe ich eine hohe Meinung von mir. Und weiß auch aus der Beschäftigung mit Kollegen, dass ich viel besser bin als die meisten. Und damit versuche ich offensiv und selbstbewusst umzugehen. Weil ich es kokett und doof finde, das zu leugnen.
Du willst den meisten Applaus. Und auch das meiste Geld?
Nee, ich habe nie Geld gebraucht. Ich habe einfach kein Verhältnis dazu. Seit ich 10 Jahre alt bin, habe ich Geld mit meinem Beruf verdient. Über Geld denke ich nicht nach. Ich weiß aber, dass es ein Luxus ist, das zu sagen.
Theaterregisseur Thomas Ostermeier sagt, ein Hauptteil seiner Arbeit sei, für dich angstfreie Räume zu schaffen. Bist du angstfrei?
Nein, ich habe schon Angst. Ich tue aber natürlich alles dafür, mir diese Angst nicht anmerken zu lassen. Allerdings finde ich mich mutig. Das schon. Der Mut besteht darin, sich der Angst zu stellen. Angstfrei wäre für mich dumm. Weil man dann auch keine Gefahr wittert. Ich bin total getrieben von Angst. Angst im Mittelmaß zu versinken, Angst zu versagen, Angst vorm Tod... das treibt mich an.