Auch das ist ungewöhnlich an Lars Eidinger: Im Gegensatz zu den meisten anderen Schauspielern liebt er es, Interviews zu geben. Über sich zu sprechen. "Mir bringt das was", erklärt der Schauspieler. "Andere gehen dafür zum Analytiker." Eidinger spricht über alles. Über sein Spiel: "Kommt ein Kind oder ein Tier auf die Bühne, hat man als Schauspieler keine Chance. Die erregen immer die größere Aufmerksamkeit. Weil sie unberechenbar sind", erklärt er. "Ich habe schon immer den Ehrgeiz gehabt, so zu spielen wie ein Kind. Sodass man sich als Zuschauer nicht sicher fühlt."
Besucher der Berliner Schaubühne sehen Eidinger also mal nackt, mal Blumenerde fressend, mal mit Würstchen im Po. Eidinger ist ein deutscher Theaterstar, der als Titelheld von Thomas Ostermeiers Hamlet-Inszenierung, aber auch international Erfolge feiert.
Im Fernsehen ist er für einige der besten "Tatort"- und "Polizeiruf"-Folgen aller Zeiten verantwortlich. Nach dem zutiefst unheimlichen Psychopathen in "Borowski und der stille Gast" zuletzt als anrührende Transsexuelle in "Der Tod macht Engel aus uns allen". In einer Szene entschuldigt er/sie sich hinter eine Hecke, um zu urinieren. Zur Verblüffung der Zuschauer hockt sich der 1,90-Meter-Mann dazu hin. Natürlich! Wie eine Frau. Wie kommt man auf solche Bilder? "Ich kann mich so konzentrieren, dass ich erlebe, was die Figur in diesem Moment durchmacht. Wenn man immer in der Logik der Figur denkt, dann ist es plötzlich total zwingend, so etwas zu machen."
Ähnliche Momente gibt es auch in dem TV-Film "Du bist dran", im dem der Berliner als Hausmann seiner Frau eine Karriere in der Entwicklungshilfe ermöglicht. Man sieht ihn mit Gummihandschuhen kniend das Klo schrubben. Und so mit seiner Frau diskutieren. Unmännlicher kann ein Mann sich kaum präsentieren. Eidingers Idee. So neu fürs Fernsehen, dass die Szene erst nach ausführlicher Diskussion mit dem Sender (zu provokant?) gedreht werden durfte.
Spielerischer Tabubrecher
Eidinger provoziert, aber nicht um der Provokation willen, nicht, um bloß zu schockieren. Er hinterfragt. Ein Drama über plötzlichen Kindstod? Abgelehnt, das ist dem Vater einer Sechsjährigen zu nah. Aber zugeben, die eigene Tochter im Traum umgebracht zu haben? Er tut's, nur ein Traum. Mit Christian Ulmen vor laufender Kamera über Onanie sprechen? Klar. Nackt spielen? Kein Problem. Mit einem derart athletischen Körper, wie Lars Eidinger ihn hat, sowieso nicht.
"Ich war noch nie in einem Fitnessstudio. Ich war auch noch nie joggen. Aber ich habe meine Jugend auf dem Tennisplatz verbracht", sagt er. "Ich kann immer nur einem Ball hinterherrennen. Wenn mich jemand fordert, dann habe ich unendliches Potenzial, aber aus mir selbst heraus bin ich träge und faul." Er überlegt, korrigiert dann das Bild des unbedarften Beaus, das hier gerade entsteht. Vor Dreharbeiten würde er immer vier, fünf Kilo abnehmen. Er gibt es ungern zu. "In jedem Frauenmagazin geht es um Diäten. Und auf der anderen Erdhälfte verhungern die Menschen. Das ist die schreiende Ungerechtigkeit."
Aktuell treten diverse Schauspieler in Clips für den Fastfood-Konzern McDonald's auf. Nichts für Eidinger. "Ich verstehe nicht, wie man Werbung für ein Produkt machen kann, das so offensichtlich menschenverachtend und ausbeuterisch ist." Wow. Welcher Schauspieler sagt schon derart offen seine Meinung? Ungewöhnlich. Gut.
Frank I. Aures
Besucher der Berliner Schaubühne sehen Eidinger also mal nackt, mal Blumenerde fressend, mal mit Würstchen im Po. Eidinger ist ein deutscher Theaterstar, der als Titelheld von Thomas Ostermeiers Hamlet-Inszenierung, aber auch international Erfolge feiert.
Im Fernsehen ist er für einige der besten "Tatort"- und "Polizeiruf"-Folgen aller Zeiten verantwortlich. Nach dem zutiefst unheimlichen Psychopathen in "Borowski und der stille Gast" zuletzt als anrührende Transsexuelle in "Der Tod macht Engel aus uns allen". In einer Szene entschuldigt er/sie sich hinter eine Hecke, um zu urinieren. Zur Verblüffung der Zuschauer hockt sich der 1,90-Meter-Mann dazu hin. Natürlich! Wie eine Frau. Wie kommt man auf solche Bilder? "Ich kann mich so konzentrieren, dass ich erlebe, was die Figur in diesem Moment durchmacht. Wenn man immer in der Logik der Figur denkt, dann ist es plötzlich total zwingend, so etwas zu machen."
Ähnliche Momente gibt es auch in dem TV-Film "Du bist dran", im dem der Berliner als Hausmann seiner Frau eine Karriere in der Entwicklungshilfe ermöglicht. Man sieht ihn mit Gummihandschuhen kniend das Klo schrubben. Und so mit seiner Frau diskutieren. Unmännlicher kann ein Mann sich kaum präsentieren. Eidingers Idee. So neu fürs Fernsehen, dass die Szene erst nach ausführlicher Diskussion mit dem Sender (zu provokant?) gedreht werden durfte.
Spielerischer Tabubrecher
Eidinger provoziert, aber nicht um der Provokation willen, nicht, um bloß zu schockieren. Er hinterfragt. Ein Drama über plötzlichen Kindstod? Abgelehnt, das ist dem Vater einer Sechsjährigen zu nah. Aber zugeben, die eigene Tochter im Traum umgebracht zu haben? Er tut's, nur ein Traum. Mit Christian Ulmen vor laufender Kamera über Onanie sprechen? Klar. Nackt spielen? Kein Problem. Mit einem derart athletischen Körper, wie Lars Eidinger ihn hat, sowieso nicht.
"Ich war noch nie in einem Fitnessstudio. Ich war auch noch nie joggen. Aber ich habe meine Jugend auf dem Tennisplatz verbracht", sagt er. "Ich kann immer nur einem Ball hinterherrennen. Wenn mich jemand fordert, dann habe ich unendliches Potenzial, aber aus mir selbst heraus bin ich träge und faul." Er überlegt, korrigiert dann das Bild des unbedarften Beaus, das hier gerade entsteht. Vor Dreharbeiten würde er immer vier, fünf Kilo abnehmen. Er gibt es ungern zu. "In jedem Frauenmagazin geht es um Diäten. Und auf der anderen Erdhälfte verhungern die Menschen. Das ist die schreiende Ungerechtigkeit."
Aktuell treten diverse Schauspieler in Clips für den Fastfood-Konzern McDonald's auf. Nichts für Eidinger. "Ich verstehe nicht, wie man Werbung für ein Produkt machen kann, das so offensichtlich menschenverachtend und ausbeuterisch ist." Wow. Welcher Schauspieler sagt schon derart offen seine Meinung? Ungewöhnlich. Gut.
Frank I. Aures
Du bist dran
MI 28.8. ARD 20.15 Uhr
MI 28.8. ARD 20.15 Uhr
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