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Mein Tag mit Oscar

Clooney kommt immer, Sean Penn nie

Oscars: Scott Orlin
Mittags vor der Show parkt Scott Orlin sein Auto zehn Gehminuten entfernt von seinem Arbeitsplatz am roten Teppich. Ab 14.30 Uhr trifft die Prominenz ein, ab 15.30 die Stars Oscars: Scott Orlin
Dabei geht es gegen 14.30 Uhr recht zivil los. Betreuer der Oscar-Kandidaten für Kurzfilm oder Dokumentation bieten Interviews mit ihren Klienten. Hinter der Kordel hört man um die Zeit viel: "Nein, danke". Schauspieler treten auf, die gut fürs Gedächtnistraining sind. Fast ein Ritual ist der Auftritt von Sally Kirkland, die als Beste Schauspielerin nominert war, 1987. Sie kommt immer als Erste.

Ohrenbetäubender Lärm

Gegen halb vier hat sich der rote Teppich in ein Irrenhaus verwandelt. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Jeder versucht im Brüllton, sich exklusiv bei den Celebrities Gehör zu verschaffen. Und das Ergebnis? Nun ja. Stars, die zum ersten Mal nominiert sind, genießen jede Sekunde. Sie bleiben bei jedem Team stehen und sagen ein paar Sätze.

Oscar-Veteranen wie George Clooney, Nicole Kidman, Penélope Cruz oder Tom Cruise haben ebenfalls für fast jeden ein nettes Wort - sie wissen, was sie ihren Fans schuldig sind.

Doch um Sandra Bullock, Brad Pitt, Tom Hanks oder Meryl Streep zu einem Stopp zu bewegen, muss man entweder einen der wenigen Interviewplätze auf dem roten Teppich haben (haben wir nicht) oder ein Gesicht, das den Stars vertraut ist (habe ich).

In aller Bescheidenheit kann ich sagen, dass meine Erfolgsrate bei rund 90 Prozent liegt. Die Zähne beiße ich mir nur an Leuten wie Sean Penn aus, der niemals Interviews gibt, oder Julia Roberts, die maximal zwei bis drei gewährt.

Nach der Show zu Elton Johns Party

Steven ist ein toller Partner. Er ist bestens vorbereitet, höflich und charmant. In den vergangenen Jahren hatte er für jede der nominierten Damen eine Rose und Süßigkeiten dabei - denn die Verleihung kann sehr, sehr lang werden. Und etwas zu essen gibt es erst auf den After-Show-Partys, wo die Stars, die sich wochenlang mit Diäten gequält haben, um beim Oscar "bella figura" zu machen, zum ersten Mal wieder richtig reinhauen.

Nach der Pflichtherausforderung am roten Teppich sind die Feste nach der Show die Kür. Das glamouröseste veranstaltet das Magazin "Vanity Fair", aber das liegt weit außerhalb meines Universums. Ich habe letztes Jahr bei Elton John gefeiert. Sharon Stone war da, Roland Emmerich, die Crew der Serie "Glee" und natürlich viele Musiker.

Nachwuchsstar Florence Welch spielte ein paar Nummern. Oscar-Nominierte oder gar Gewinner lassen sich bei solchen Events selten blicken. Die haben ihre eigenen Partys. Diese war jedenfalls großartig.

Scott Orlin / Susanne Sturm