Der Oscar gilt als der größte Filmpreis und ist für die ganz großen Sternchen Hollywoods reserviert. Man möchte meinen, dass der Besitz einer solchen Statue für den großen Durchbruch ausreichen sollte, doch es gibt auch immer wieder Beispiele, die zeigen, dass es nicht so ist. Wir stellen Schauspielerinnen und Schauspieler vor, die vom "Oscar-Fluch" belegt waren und danach keine großen Rollen mehr ergattern konnten.

Halle Berry

IMAGO / Everett Collection

Denzel Washington und Halle Berry bei den Oscars 2002.

Für "Monster's Ball" hatte Halle Berry 2001 einen Oscar als beste Schauspielerin erhalten, die erste Afroamerikanerin überhaupt, der diese Ehre – endlich (!) – zuteil wurde. Doch der vermeintlich Türöffner entpuppte sich als Bremsklotz. Mit der Titelrolle in "Catwoman" gab es einen massiven Karriereknick. Als Storm war sie später in den "X-Men"-Filmen zu sehen, ein Hollywood-Star ist sie immer geblieben, die großen Hauptrollen jedoch wurden Mangelware.

Adrien Brody

Anno 2002 setzte Adrien Brody sich im Rennen um den Oscar gegen Big Names wie Daniel Day-Lewis und Jack Nicholson durch, wurde mit seinem Titelpart im Film "Der Pianist" im Alter von 29 Jahren zum jüngsten männlichen Gewinner dieser Hauptkategorie. Der Vergoldung folgte ein langsamer Kursverfall. "The Village" und "King Kong" gerieten unausgegoren, doch auch bei Brody, der heuer zu den Lieblingsschauspielern von Wes Anderson (u.a. "Darjeeling Limited") gehört, wird man das Gefühl nicht los, dass für einen wie ihn, hochtalentiert und vielseitig, wäre mehr drin als "Peaky Blinders" und "Air Strike".

Kim Basinger

Eine wie Kim Basinger spielt ja eh in ihrer eigenen Liga, das nur einmal vorausgeschickt. Betörend, zeitlos schön, atemnehmend erotisch, eine der legendären Hollywood-Ladies schlechthin. Ihre schauspielerische Klasse jedoch hat man erst spät honoriert, 1998 für ihre Darstellung der Lynn Brack in "L.A. Confidential". Danach ging es engagiert wie in "8 Mile" weiter, aber die Richtung zeigte bergab. 2018 gab es für "Fifty Shades Of Grey" sogar eine Goldene Himbeere. Schön ist das nicht.

Cuba Gooding Jr.

Cuba Goodings Weg geriet kurvenreich, einigen Fehlgriffen folgten in den letzten Jahren wieder überzeugende Auftritte. Aber der Reihe nach: 1997 schlug die Stunde von "Jerry Maguire", Tom Cruise und eben Cuba Gooding Jr, der für seinen Rolle einen Oscar bekam. Dem Touchdown folgten die Fehlpässe. "Snow Dogs", "Boat Trip", "Der Kindergarten Daddy 2" – Blockbuster gehen anders, Oscars sowieso. Aber der Mann mit dem ansteckenden Lachen berappelt sich und lieferte mit seiner Darstellung des O.J. Simpson in "American Crime Story" erneute eine preiswürdige Leistung ab.

Mo'Nique

IMAGO / ZUMA Wire, Montage: TVSpielfilm.de

Schauspielerin Mo Nique bei den Oscars 2010.

Auch für die Schauspielerin aus Woodlawn, Maryland, ist noch nicht alles verloren, aber in den letzten Jahren sah es mau aus. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Zwischen 2001 und 2005 wurde Mo'Nique allein viermal mit dem Image Award als beste Seriendarstellerin ausgezeichnet, 2009 folgte der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere. Für ihre Rolle in "Precious – Das Leben ist kostbar" erhielt sie einen Golden Globe, einen Screen Actors Award, einen BAFTA Award – und einen Oscar. Danach wurde es mit Filmen wie "Blackbird" oder "Almost Christmas" sehr luftig in ihrer Filmografie. Da geht noch was!

Tatum O'Neal

"Paper Moon" ist einer der schönsten Filme der 70er Jahre, Tatum O`Neal darin die coolste 10-Jährige des Planeten. Der Lohn: ein Oscar. Und ein Extra-Eintrag in den Geschichtsbüchern Hollywoods, als jüngste Gewinnerin dieser Trophäe jemals. In den 70ern wurde sie zum bestbezahlten Kinderstar, den Crossover ins Erwachsenenfach schaffte sie nur bedingt, einer turbulenten Ehe mit Tennis-Legende John McEnroe folgten schwierige Jahre und maue Rollen. Zuletzt flog sie mit Filmen wie "The Assent" und "Troubled Waters" unterm Radar.

Louis Gossett Jr.

IMAGO / Everett Collection, Montage: TVSpielfilm.de

Louis Gosset Jr. bei den Oscars 1983.

1983, welch ein Jahr! Ein Wechselbad der Gefühle für Louis Gosset Jr.: Als Sergeant Emil Foley in "Ein Offizier und Gentleman" an der Seite von Richard Gere wurde er für sein begeisterndes Spiel mit einem Oscar belohnt, sein Auftritt in "Der weiße Hai 3-D" brachte ihn von ganz oben nach ganz unten. Der Lohn für das mittelmäßige Schauspiel: eine Goldene Himbeere. Für "Enemy Mine" gab es 1985 beste Kritiken, danach geriet es weniger preiswürdig, Gossett setzte stattdessen auf Masse. Zuletzt war der Oscar erneut ein Thema, für den Film "Not To Forget", der sich mit dem Thema Alzheimer auseinandersetzt, spielte er an der Seite von vier Award-Gewinner:innen: Olympia Dukakis, George Chakiris, Cloris Leachman – und Tatum O'Neal.

Roberto Benigni

My Body is in a Tumulto: Wer noch nie einen Oscar gewann – und das dürfte auf fast jeden Normalsterblichen zutreffen – weiß spätestens seit Roberto Benignis Gewinn, wie es sich in etwa anfühlt. Als der Italiener 1998 für seinen Part in "Das Leben ist schön" zum Academy-Award-Gewinner gekürt wurde, ging ihm der sprichwörtliche Hut hoch, der Mann turnte über Stuhlreihen, herzte alles und jeden und wollte schlussendlich die ganze Welt umarmen. Ganz so hochfliegend ging es danach nicht weiter. Vorher hatte Benigni in Kultfilmen wie "Down By Law" und "Night On Earth" von Jim Jarmusch mitgespielt, das tat er danach mit "Coffee And Cigarettes" auch immer noch, der große Hollywood-Durchbruch blieb jedoch aus. Zuletzt war Benigni in "Pinocchio" zu sehen, 2021 kam er in Cannes zu großen Ehren und wurde mit einem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.