Während der Geiselkrise im Iran (1979-81) schmuggelte die CIA mithilfe von Filmprofis sechs US-Diplomaten außer Landes, getarnt als Crew eines Sci-Fi-Epos. Dank Ben Afflecks dreifach Oscar-prämiertem Kinohit "Argo" kennt heute jeder diese irrwitzige Story. Doch als das Magazin "Wired" 2007 die lange geheim gehaltene Mission enthüllte, galt sie als Sensation. Warum eigentlich?

Die Romanze zwischen Spionen und Kinokreativen läuft schließlich schon eine ganze Weile. Sicher, teilweise handelt es sich wohl eher um Gerüchte als um Geschichte: So soll Cary Grant den vermeintlichen Nazifan Errol Flynn bespitzelt haben. Und Greta Garbo, Star des Spionagemelodrams "Mata Hari", horchte für die Briten womöglich den schwedischen Staubsaugermagnaten Axel Wenner-Gren aus, einen Freund Hermann Görings.

Tierische Botschaften, tückische Beratung

Weniger glamourös, aber beweisbar: In den Fünfzigern sorgte der CIA- Mann Luigi Luraschi für mehr "gut gekleidete Neger" in Filmen der Paramount-Studios, um sowjetische Berichte über Diskriminierung zu widerlegen. Der Geheimdienst kaufte die Rechte an George Orwells "Animal Farm", einer satirischen Abrechnung mit Stalin, und finanzierte 1954 die britische Zeichentrickverfilmung.

In jüngerer Zeit sorgte der Exspion Milt Beardon dafür, dass "Der Krieg des Charlie Wilson" (2007) die US-Unterstützung der Mudschahedin im sowjetisch besetzten Afghanistan nicht mit dem späteren Al-Kaida-Terror und 9/11 in Verbindung brachte. Beim Thriller "Der Einsatz" (2003), der die Ausbildung von Nachwuchsspionen schildert, erzählte ein "Berater" angeblich vorwiegend Unfug, "damit Hollywood der Wahrheit nicht zu nahe kam" - ein Zitat von CIA-Veteran Paul Kelbaugh, das er später dementierte.Auf jeden Fall sollte man auch bei "Argo" nicht alles glauben: Laut Jimmy Carter, zur Zeit der Befreiungsaktion immerhin US- Präsident, wurde der angebliche CIA-Coup "zu neunzig Prozent" von kanadischen Diplomaten geplant und ausgeführt.

R. Kruse

Argo
MO 12.10. ZDF 22.15