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Dschungelcamp

Ein Urwald voller Narren

Deutschland freut sich auf das neue Dschungelcamp. Das war schon mal anders - ein Rückblick auf die öffentliche Wahrnehmung des Formats

Beinahe wäre "Ekelfernsehen" das Wort des Jahres geworden. Damals, 2004, als der Begriff aufkam, um die Käfer-und Maden-Späße zu beschreiben, die es in den ersten beiden Staffeln von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" zu sehen gab. Topwort wurde dann doch "Hartz 4", der Empörung über das Dschungelcamp tat das aber keinen Abbruch.

"Guantanamo Bay des deutschen Spaß-Fernsehens" nannte "Der Spiegel" die Show. Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland, forderte gleich deren Absetzung. Tierschutzvereine entrüsteten sich, ein Politiker erstattete gar Strafanzeige gegen den ausstrahlenden Sender RTL. All das schürte natürlich das öffentliche Interesse. Die Quoten der ersten Staffel waren sensationell, so dass noch im selben Jahr eine zweite nachgeschoben wurde.

"Kein Folterfernsehen"

Nach außen gab sich der Sender selbstbewusst und wiederholte gebetsmühlenartig, ein Unterhaltungsformat zu produzieren, kein Folterfernsehen.Völlig kalt gelassen hat die Ekel-Debatte die Kölner aber wohl nicht. RTL-Chefin Anke Schäferkordt war wegen des damit verbundenen Imageverlusts angeblich strikt gegen eine Fortsetzung der Urwald-Spiele. Es dauerte drei Jahre, sie zu überzeugen. 2008 zogen dann doch wieder deutsche Promis in den Urwald.

Die mediale Wahrnehmung hatte sich mittlerweile grundlegend geändert. "Am Anfang wurde die Sendung auf die Dschungelprüfungen reduziert", sagt RTL-Autor Jens Oliver Haas. Der 44-jährige schreibt die Moderationen für Dirk Bach und Sonja Zietlow, mit der er verheiratet ist.

"Irgendwann hat aber mal jemand festgestellt: Ich sehe auch gut gemachtes Fernsehen. Und dann sind alle anderen auf den Zug aufgesprungen. Die Ekelbilder machen auf die Staffel hochgerechnet nur zwei bis vier Prozent der ausgestrahlten Bilder aus."

Vielleicht hatten die Zuschauer einfach gemerkt, dass hier nicht medien-naive Normalos vorgeführt werden, sondern Showprofis, die Berater haben und tatsächlich wissen, was mit ihnen geschieht. Mitleid ist nicht nötig.

"Das Dschungelcamp ist nicht nur eine Zirkusveranstaltung"

Im Feuilleton der FAZ schrieb der einflussreiche Medienjournalist Stefan Niggemeier: (das Dschungelcamp) "ist nicht nur eine Zirkusveranstaltung, sondern auch ein soziales Experiment - und bietet ehrliche Einblicke in das Leben dieser 'B-Promis', in die Zwänge, denen sie sich ausgeliefert sehen, und ihre Hoffnungen." In seinem Blog belegte er außerdem, dass im Dschungelcamp-Publikum nicht nur "Doofe", sondern auch viele Höhergebildete sitzen. Seitdem geben auch die Heimlichgucker offen zu, Fans zu sein.

Was wiederum Neugierde weckt und die Quoten stetig ansteigen lässt. Und sollte die "Bild"-Zeitung Recht behalten, und neben Brigitte Nielsen zieht mit Micaela Schäfer ein zweites Busenwunder in den RTL-Busch, wird sich diese Entwicklung wohl fortsetzen.

Frank Aures