Der Wald ruft - zum sechsten Mal lädt RTL ins immer populärere "Dschungelcamp": 2011 sahen im Durchschnitt 7,65 Millionen Menschen abends live zu, wie die Kandidaten morgens um halb acht australischer Zeit ihre Exerzitien beginnen. Auch das Verdienst der bissigen Kommentare von Jens Oliver Haas, die der RTL-Autor seiner Ehefrau Sonja Zietlow auf den Leib schreibt. Acht Jahre Dschungel - das prägt.
Beim Termin im Münchner Tierpark Hellabrunn bewies das Paar vor den Vitrinen mit giftigen Spinnen jedenfalls große Fachkenntnis.
Sie fahren zusammen in den australischen Dschungel - ist das für Sie Arbeit oder eher ein gemeinsamer Urlaub?
SONJA ZIETLOW Urlaub? Wir sehen uns 17 Tage lang kaum und haben praktisch keine Freizeit. Ich stehe um 23 Uhr auf, fahre vom Hotel in den Dschungel. Von 2 bis 3 Uhr spreche ich Voice-over-Texte ein, von 3 bis 4 besprechen wir das Drehbuch...
... welches Ihr Mann einige Stunden davor geschrieben hat. Wann stehen Sie auf, Herr Haas?
JENS OLIVER HAAS Um 17 Uhr. Wenn wir um 7.15 Uhr live auf Sendung gehen - 22.15 Uhr in Deutschland - dann muss ja alles gut vorbereitet sein.
Die Moderationen haben Sie dann auch getextet?
JENS OLIVER HAAS Natürlich. Es ist einfach professionell, das zu tun. Praktisch jede TV-Show folgt einem Drehbuch. Der Regisseur muss schließlich wissen, was er abfilmt.
Viele Zuschauer sind sich nicht bewusst, dass dahinter TV-Autoren wie Sie stecken.
JENS OLIVER HAAS Wenn die Leute wirklich denken, dass Sonja und Dirk sich spontan die Bälle zuwerfen, ist das das größte Kompliment, das man mir machen kann.
Sind Sie wirklich im Dschungel oder in einem Containerdorf?
SONJA ZIETLOW Containerdorf ja... aber mitten im Urwald.
JENS OLIVER HAAS Ein Schritt, und man ist im Dschungel - mit all seinen Gefahren. Die Leute denken immer, am Rand ist es ungefährlicher. Das stimmt aber nicht.
Wenn man weiter drinnen ist, ist lediglich die Rettung weiter weg.
Was ist denn so gefährlich?
JENS OLIVER HAAS Bevor wir kommen, wird das Camp durchsucht und gesäubert. Hinterher wird uns dann gesagt, wie viele Trichternetzspinnen gefunden wurden und wie viele Taipane - also zwei der giftigsten Tiere der Welt.
Das klingt ungesund. Sind die Kandidaten in Gefahr?
SONJA ZIETLOW Nein! Das Camp wird rund um die Uhr von getarnten Rangern bewacht, und unsere Mediziner stehen mit Gegengiften parat. Ansonsten lebt man im Camp sehr gesund.
Meinen Sie das im Ernst?
SONJA ZIETLOW Wir hatten Kandidaten, die sind mit zwanzig Kilo Übergewicht reingegangen, mit Bluthochdruck. Das verbessert sich nach 14 Tagen Camp drastisch.
JENS OLIVER HAAS Die machen eine komplette Entgiftung durch. Mal abgesehen von wirklichen Drogen und Alkohol macht dort jeder einen Entzug von Zucker und meist auch von Koffein. Am dritten Tag sind alle auf Turkey. Es ist die Hölle. Es ist großartig.
Hitze, Enge, keinerlei Privatsphäre - haben Sie kein Mitleid mit den Kandidaten?
SONJA ZIETLOW Doch, ich habe schon ab und zu Mitleid und sage das dann auch den Zuschauern.
Das wird aber sofort ironisch gebrochen...
SONJA ZIETLOW Vom Dirk. Stimmt. Trotzdem: Wir haben tatsächlich eine gewisse Liebe zu unseren Kandidaten - auch wenn uns immer wieder das Gegenteil unterstellt wird.
JENS OLIVER HAAS Stockholm-Syndrom - wir haben es jedes Mal. Am Ende, wenn wir die Kandidaten treffen, die wir so lange auf den Monitoren gesehen haben, möchten wir sie spontan in den Arm nehmen und sagen: Hast du toll gemacht! Da muss man sich bremsen - denn die haben uns natürlich noch nie gesehen.
Sehen die Kandidaten überhaupt jemanden vom Team?
JENS OLIVER HAAS Beim Batteriewechsel der Funkmikros und wenn sie auf Schatzsuche gehen.
SONJA ZIETLOW Sie bekommen so wenig Feedback wie möglich. Die Teammitglieder dürfen nicht mit den Kandidaten sprechen oder Blickkontakt aufnehmen. Die verstecken sogar ihre Armbanduhren.
Warum das alles?
SONJA ZIETLOW Damit sie natürlich bleiben und sich nicht inszenieren. Die wissen nicht, wie sie draußen ankommen. Und das ist extrem wichtig.
Frau Zietlow, Sie gelten als tierlieb. Werden die Camp-Insekten gut behandelt?
SONJA ZIETLOW Ja. Die Tiere verbringen so wenig Zeit wie möglich in den Boxen. Nach dem Signal "Animals are loaded!" geht alles blitzschnell. Der Kakerlakensarg sollte ursprünglich mit Ratten gefüllt sein. Dirk und ich haben uns geweigert, weil diese Tiere dafür zu sensibel sind.
Sie haben also die Kakerlaken ins Spiel gebracht?
SONJA ZIETLOW Ja. Und die Briten haben das sofort von uns übernommen.
Die Kritik am Dschungelcamp scheint mittlerweile in Sympathie umgeschlagen zu sein.
JENS OLIVER HAAS Am Anfang wurde die Sendung auf die Dschungelprüfungen reduziert, auf Ekel-TV. Irgendwann hat aber mal jemand gesagt: Ich sehe auch gut gemachtes Fernsehen. Und dann sind alle anderen auf den Zug aufgesprungen. Die Ekelbilder machen auf die Staffel hochgerechnet nur zwei bis vier Prozent der ausgestrahlten Bilder aus.
Die prägen die Sendung trotzdem. Wenn man an den Rohe-Augen-Cocktail denkt...
SONJA ZIETLOW Es wurde geschrieben, das sei pervers. Ich finde solche Aussagen ziemlich überheblich. In Island zum Beispiel sind Schafsaugen eine Delikatesse. Die bekommt nur der Gast oder der Hausherr.
Den Kandidaten schmecken sie aber offensichtlich nicht. Aus Publicitygründen essen
sie sie trotzdem.
JENS OLIVER HAAS Das ist doch eine normale Situation. Da sind Menschen, die in den Medien sind, und die nutzen das Camp, um ihre Karriere anzuschieben. Das ist ein Geben und Nehmen. Die machen nichts anderes als ihren Job und bekommen Geld dafür.
Klingt hart. Laufen Sie nicht Gefahr, zynisch zu werden?
JENS OLIVER HAAS Die Gefahr, dass man mal zu böse wird, ist natürlich da. Wenn man so unter Druck steht und täglich abliefern muss, besteht die Gefahr, dass man mal über das Ziel hinausschießt. Da müssen wir aufpassen.
SONJA ZIETLOW Ich bin da oft das Regulativ. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, und wenn mir etwas zu hart vorkommt, versuche ich immer abzuschwächen.
JENS OLIVER HAAS Fünfzig Kandidaten, nur zwei sagen, es war ein Fehler reinzugehen. Nur einer spricht nicht mehr mit uns. Das ist doch eine hervorragende Quote.
Das Wichtigste zum Schluss: Wie ist Dr. Bob privat?
JENS OLIVER HAAS Unglaublich freundlich und wohlerzogen.
SONJA ZIETLOW Aber frech! Der schmeißt einem auch mal eine Kakerlake in den Kragen und freut sich dann diebisch.
F. Aures
Beim Termin im Münchner Tierpark Hellabrunn bewies das Paar vor den Vitrinen mit giftigen Spinnen jedenfalls große Fachkenntnis.
Sie fahren zusammen in den australischen Dschungel - ist das für Sie Arbeit oder eher ein gemeinsamer Urlaub?
SONJA ZIETLOW Urlaub? Wir sehen uns 17 Tage lang kaum und haben praktisch keine Freizeit. Ich stehe um 23 Uhr auf, fahre vom Hotel in den Dschungel. Von 2 bis 3 Uhr spreche ich Voice-over-Texte ein, von 3 bis 4 besprechen wir das Drehbuch...
... welches Ihr Mann einige Stunden davor geschrieben hat. Wann stehen Sie auf, Herr Haas?
JENS OLIVER HAAS Um 17 Uhr. Wenn wir um 7.15 Uhr live auf Sendung gehen - 22.15 Uhr in Deutschland - dann muss ja alles gut vorbereitet sein.
Die Moderationen haben Sie dann auch getextet?
JENS OLIVER HAAS Natürlich. Es ist einfach professionell, das zu tun. Praktisch jede TV-Show folgt einem Drehbuch. Der Regisseur muss schließlich wissen, was er abfilmt.
Viele Zuschauer sind sich nicht bewusst, dass dahinter TV-Autoren wie Sie stecken.
JENS OLIVER HAAS Wenn die Leute wirklich denken, dass Sonja und Dirk sich spontan die Bälle zuwerfen, ist das das größte Kompliment, das man mir machen kann.
Sind Sie wirklich im Dschungel oder in einem Containerdorf?
SONJA ZIETLOW Containerdorf ja... aber mitten im Urwald.
JENS OLIVER HAAS Ein Schritt, und man ist im Dschungel - mit all seinen Gefahren. Die Leute denken immer, am Rand ist es ungefährlicher. Das stimmt aber nicht.
Wenn man weiter drinnen ist, ist lediglich die Rettung weiter weg.
Was ist denn so gefährlich?
JENS OLIVER HAAS Bevor wir kommen, wird das Camp durchsucht und gesäubert. Hinterher wird uns dann gesagt, wie viele Trichternetzspinnen gefunden wurden und wie viele Taipane - also zwei der giftigsten Tiere der Welt.
Das klingt ungesund. Sind die Kandidaten in Gefahr?
SONJA ZIETLOW Nein! Das Camp wird rund um die Uhr von getarnten Rangern bewacht, und unsere Mediziner stehen mit Gegengiften parat. Ansonsten lebt man im Camp sehr gesund.
Meinen Sie das im Ernst?
SONJA ZIETLOW Wir hatten Kandidaten, die sind mit zwanzig Kilo Übergewicht reingegangen, mit Bluthochdruck. Das verbessert sich nach 14 Tagen Camp drastisch.
JENS OLIVER HAAS Die machen eine komplette Entgiftung durch. Mal abgesehen von wirklichen Drogen und Alkohol macht dort jeder einen Entzug von Zucker und meist auch von Koffein. Am dritten Tag sind alle auf Turkey. Es ist die Hölle. Es ist großartig.
Hitze, Enge, keinerlei Privatsphäre - haben Sie kein Mitleid mit den Kandidaten?
SONJA ZIETLOW Doch, ich habe schon ab und zu Mitleid und sage das dann auch den Zuschauern.
Das wird aber sofort ironisch gebrochen...
SONJA ZIETLOW Vom Dirk. Stimmt. Trotzdem: Wir haben tatsächlich eine gewisse Liebe zu unseren Kandidaten - auch wenn uns immer wieder das Gegenteil unterstellt wird.
JENS OLIVER HAAS Stockholm-Syndrom - wir haben es jedes Mal. Am Ende, wenn wir die Kandidaten treffen, die wir so lange auf den Monitoren gesehen haben, möchten wir sie spontan in den Arm nehmen und sagen: Hast du toll gemacht! Da muss man sich bremsen - denn die haben uns natürlich noch nie gesehen.
Sehen die Kandidaten überhaupt jemanden vom Team?
JENS OLIVER HAAS Beim Batteriewechsel der Funkmikros und wenn sie auf Schatzsuche gehen.
SONJA ZIETLOW Sie bekommen so wenig Feedback wie möglich. Die Teammitglieder dürfen nicht mit den Kandidaten sprechen oder Blickkontakt aufnehmen. Die verstecken sogar ihre Armbanduhren.
Warum das alles?
SONJA ZIETLOW Damit sie natürlich bleiben und sich nicht inszenieren. Die wissen nicht, wie sie draußen ankommen. Und das ist extrem wichtig.
Frau Zietlow, Sie gelten als tierlieb. Werden die Camp-Insekten gut behandelt?
SONJA ZIETLOW Ja. Die Tiere verbringen so wenig Zeit wie möglich in den Boxen. Nach dem Signal "Animals are loaded!" geht alles blitzschnell. Der Kakerlakensarg sollte ursprünglich mit Ratten gefüllt sein. Dirk und ich haben uns geweigert, weil diese Tiere dafür zu sensibel sind.
Sie haben also die Kakerlaken ins Spiel gebracht?
SONJA ZIETLOW Ja. Und die Briten haben das sofort von uns übernommen.
Die Kritik am Dschungelcamp scheint mittlerweile in Sympathie umgeschlagen zu sein.
JENS OLIVER HAAS Am Anfang wurde die Sendung auf die Dschungelprüfungen reduziert, auf Ekel-TV. Irgendwann hat aber mal jemand gesagt: Ich sehe auch gut gemachtes Fernsehen. Und dann sind alle anderen auf den Zug aufgesprungen. Die Ekelbilder machen auf die Staffel hochgerechnet nur zwei bis vier Prozent der ausgestrahlten Bilder aus.
Die prägen die Sendung trotzdem. Wenn man an den Rohe-Augen-Cocktail denkt...
SONJA ZIETLOW Es wurde geschrieben, das sei pervers. Ich finde solche Aussagen ziemlich überheblich. In Island zum Beispiel sind Schafsaugen eine Delikatesse. Die bekommt nur der Gast oder der Hausherr.
Den Kandidaten schmecken sie aber offensichtlich nicht. Aus Publicitygründen essen
sie sie trotzdem.
JENS OLIVER HAAS Das ist doch eine normale Situation. Da sind Menschen, die in den Medien sind, und die nutzen das Camp, um ihre Karriere anzuschieben. Das ist ein Geben und Nehmen. Die machen nichts anderes als ihren Job und bekommen Geld dafür.
Klingt hart. Laufen Sie nicht Gefahr, zynisch zu werden?
JENS OLIVER HAAS Die Gefahr, dass man mal zu böse wird, ist natürlich da. Wenn man so unter Druck steht und täglich abliefern muss, besteht die Gefahr, dass man mal über das Ziel hinausschießt. Da müssen wir aufpassen.
SONJA ZIETLOW Ich bin da oft das Regulativ. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, und wenn mir etwas zu hart vorkommt, versuche ich immer abzuschwächen.
JENS OLIVER HAAS Fünfzig Kandidaten, nur zwei sagen, es war ein Fehler reinzugehen. Nur einer spricht nicht mehr mit uns. Das ist doch eine hervorragende Quote.
Das Wichtigste zum Schluss: Wie ist Dr. Bob privat?
JENS OLIVER HAAS Unglaublich freundlich und wohlerzogen.
SONJA ZIETLOW Aber frech! Der schmeißt einem auch mal eine Kakerlake in den Kragen und freut sich dann diebisch.
F. Aures