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Dietrich Mateschitz

Eiskalte Leidenschaft

Auf dem firmeneigenen Sender Servus TV lässt Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz die DEL in neuem Glanz erstrahlen. Der Eishockeyfan (SA, 5.1.,) hat mal wieder ehrgeizige Pläne.

Halbe Sachen überlässt Dietrich Mateschitz anderen. Fünf Fußballclubs und je zwei Formel-1- und Eishockey-Teams finanziert der Red-Bull-Gründer aus dem im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich angesiedelten Marketingbudget seines Konzerns. Außerdem mehrere, über den ganzen Globus verteilte Hundertschaften hochbegabter Individualsportler, darunter viele Weltmeister, sowie hauseigene Event-Kreationen wie das (derzeit pausierende) Red Bull Air Race und die Red Bull Crashed Ice Weltmeisterschaft.

Wenig überraschend, dass der 68-jährige Österreicher auch bei dem Versuch, Eishockey in Deutschland zum erfolgreichen Fernsehsport zu machen, nach dem "Ganz oder gar nicht"-Prinzip verfährt. Sein Unternehmen unterstützt mit dem EHC Red Bull München seit Beginn dieser Saison nicht nur ein eigenes Team in der Deutschen Eishockey Liga DEL, es erwarb zugleich für vier Jahre via Servus TV, den Fernsehableger des Brauseherstellers, umfangreiche Übertragungsrechte an der höchsten deutschen Spielklasse.

Spiel auf dünnem Eis
14 Kameras pro Spiel, 3D-Analyse, Live-Schalten in die Kabinen, verkabelte Spieler und Trainer ("Cable Guys") - als Servus TV 2010 die Rechte an der Österreichischen Eishockey-Liga erwarb, wurden etliche Neuerungen eingeführt. Seit dem Saisonstart im September 2012 gehören sie nun auch in der DEL zum Standard bei Liveübertragungen. Mal abgesehen von der ebenfalls neuen, für Fernsehzuschauer nervigen "Power Brake" - einer je 60 Sekunden langen Werbeunterbrechung pro Drittel - sind das sicher nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine Liga, die in den letzten 18 Jahren fast ausschließlich im Pay-TV live zu sehen war. Noch allerdings steht der Aufwand in keiner Relation zum Ertrag: Selbst in der Spitze schalteten bei einer DEL-Übertragung von Servus TV noch nie mehr als 100 000 Zuschauer ein.

Schlechte Zahlen? Bei Servus TV winkt man ab und hofft auf zusätzliche Aufmerksamkeit durchs erste "DEL Winter Game". Programmdirektor Klaus Bassiner geht davon aus, "dass sich Eishockey auf Servus TV langfristig durchsetzen wird". Das erklärte Ziel des Senders ist es laut General Manager Martin Blank, Eishockey bis zum Ende der vierjährigen Vertragslaufzeit "klar zur Nummer 1 der Mannschaftssportarten hinter Fußball" zu machen. Spätestens dann sollte sich für den Sender selbst auch ein positiver Trend auf dem deutschen Markt abzeichnen. Dietrich Mateschitz ist zwar Eishockeyfan, aber aus naiver Freude hat der Selfmade-Milliardär noch in keine Sportart investiert.