Eine Altbauwohnung im Hamburger Stadtteil Eppendorf: Hier praktiziert Deutschlands prominenteste Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning. Ihr Aufklärungsbuch "Make Love" ist ein Bestseller, die gleichnamige und sehr freizügige TV-Reihe bescherte dem MDR Rekordquoten. Jetzt wechselt sie zum ZDF.
Das Interview findet im Therapiezimmer statt: gekonnt zusammengestelltes Retro-Mobiliar, schick und gleichzeitig gemütlich. Im Regal liegt zwischen Büchern mit Titeln wie "The Big Penis Book" der Abguss eines menschlichen Beckens. Noch schnell die Katze rausscheuchen, dann geht's los:
Das Interview findet im Therapiezimmer statt: gekonnt zusammengestelltes Retro-Mobiliar, schick und gleichzeitig gemütlich. Im Regal liegt zwischen Büchern mit Titeln wie "The Big Penis Book" der Abguss eines menschlichen Beckens. Noch schnell die Katze rausscheuchen, dann geht's los:
Frau Henning, Sie wechseln mit Ihrer Sendung vom MDR zum ZDF. Man munkelt, Ihrem Ex-Sender sei Ihre Sendung zu freizügig gewesen.
Ann-Marlene Henning: Da munkelt man falsch. Im Gegenteil, der Sender ist in dieser Hinsicht sehr fortschrittlich. Der MDR-Jugendschutzbeauftragte wollte "Make Love" sogar ohne Altersbeschränkung freigeben. Der SWR bestand auf einer Freigabe ab 16.
Warum dann der Senderwechsel?
Die Reihe war für ein kleines drittes Programm auf Dauer zu teuer. Wir drehen mit hochwertigen Kameras in Spielfilmoptik. Dazu kommen die aufwendigen Animationen. Und wir brauchen mehr Drehtage als andere Dokus, denn ich begleite unsere Protagonisten ja wirklich zu einem therapeutischen Ziel. Das alles kostet.
Wie schwierig ist es, Leute zu finden, die vor laufender Kamera ihre sexuellen Probleme offenbaren?
Bewerbungen gibt es jede Menge. Schwierig ist es, Protagonisten zu finden, die für die Sendung geeignet sind. Sie müssen ein interessantes Problem haben, sie sollten verständlich von sich erzählen und ungezwungen vor der Kamera agieren können. Und dann muss auch noch der Sender sein Okay geben, was die Sache nicht eben weniger kompliziert macht.
Was ist ein "interessantes Problem"?
Uns geht es um den ganz alltäglichen Sex. Nicht die Extreme, die wir aus TV-Reportagen über Swingerclubs und BDSM kennen. Viele Probleme rühren daher, dass Menschen sich scheuen, dem Partner gegenüber ihre Wünsche preiszugeben.
Wie kann das sein? In jeder Frauenzeitschrift wird heute unverblümt über Oralsex und Dirty Talk geschrieben.
Ja, abstrakt darüber reden können wir. Aber die eigenen Bedürfnisse auszusprechen fällt schwer - mir auch. Die Angst, abgelehnt zu werden, führt zu dieser Scham, die gutem Sex im Weg steht.
Immerhin bleiben die Protagonisten angezogen - anders als die Modellpaare, die den Anschauungsunterricht liefern. Sind das professionelle Pornodarsteller?
Um Himmels willen, nein! Einige gehören der Tantra-Szene an, andere sind Yogalehrer oder kommen aus dem tänzerischen Bereich. Für alle war Sex vor der Kamera eine neue und ungewohnte Erfahrung. Da konnte es schon mal vorkommen, dass wir den Dreh einen halben Tag unterbrechen mussten - Viagra kam nämlich nicht zum Einsatz...
Christian Holst
>>> "Make Love" im TV
DI, 28.7., ZDF, 22:15 Uhr
Ann-Marlene Henning: Da munkelt man falsch. Im Gegenteil, der Sender ist in dieser Hinsicht sehr fortschrittlich. Der MDR-Jugendschutzbeauftragte wollte "Make Love" sogar ohne Altersbeschränkung freigeben. Der SWR bestand auf einer Freigabe ab 16.
Warum dann der Senderwechsel?
Die Reihe war für ein kleines drittes Programm auf Dauer zu teuer. Wir drehen mit hochwertigen Kameras in Spielfilmoptik. Dazu kommen die aufwendigen Animationen. Und wir brauchen mehr Drehtage als andere Dokus, denn ich begleite unsere Protagonisten ja wirklich zu einem therapeutischen Ziel. Das alles kostet.
Wie schwierig ist es, Leute zu finden, die vor laufender Kamera ihre sexuellen Probleme offenbaren?
Bewerbungen gibt es jede Menge. Schwierig ist es, Protagonisten zu finden, die für die Sendung geeignet sind. Sie müssen ein interessantes Problem haben, sie sollten verständlich von sich erzählen und ungezwungen vor der Kamera agieren können. Und dann muss auch noch der Sender sein Okay geben, was die Sache nicht eben weniger kompliziert macht.
Was ist ein "interessantes Problem"?
Uns geht es um den ganz alltäglichen Sex. Nicht die Extreme, die wir aus TV-Reportagen über Swingerclubs und BDSM kennen. Viele Probleme rühren daher, dass Menschen sich scheuen, dem Partner gegenüber ihre Wünsche preiszugeben.
Wie kann das sein? In jeder Frauenzeitschrift wird heute unverblümt über Oralsex und Dirty Talk geschrieben.
Ja, abstrakt darüber reden können wir. Aber die eigenen Bedürfnisse auszusprechen fällt schwer - mir auch. Die Angst, abgelehnt zu werden, führt zu dieser Scham, die gutem Sex im Weg steht.
Immerhin bleiben die Protagonisten angezogen - anders als die Modellpaare, die den Anschauungsunterricht liefern. Sind das professionelle Pornodarsteller?
Um Himmels willen, nein! Einige gehören der Tantra-Szene an, andere sind Yogalehrer oder kommen aus dem tänzerischen Bereich. Für alle war Sex vor der Kamera eine neue und ungewohnte Erfahrung. Da konnte es schon mal vorkommen, dass wir den Dreh einen halben Tag unterbrechen mussten - Viagra kam nämlich nicht zum Einsatz...
Christian Holst
>>> "Make Love" im TV
DI, 28.7., ZDF, 22:15 Uhr