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Hollywood dreht gern in Deutschland

Made in Babelswood

FEIERLAUNE
Lana & Andy Wachowski und Tom Tykwer (M.) und das "Cloud Atlas"-Team am Set im Studio Babelsberg Cloud Atlas Production GmbH

Das SF-Epos "Cloud Atlas" (Kinostart: 15.11.2012) ist die teuerste Produktion, die in den Hallen des Studio Babelsberg bei Potsdam realisiert wurde. Und längst nicht die einzige

"Wer sich auch nur ein bisschen für Filmhistorie interessiert, so wie wir, für den ist Babelsberg ein Mekka." Sagt Lana Wachowski, die eine Hälfte des Regieduos hinter der "Matrix"-Trilogie.
Zusammen mit dem deutschen "Lola rennt"-Regisseur Tom Tykwer stemmten Andy und Lana Wachowski zwischen September und Dezember 2011 die bislang größte Filmproduktion auf dem Gelände des Studio Babelsberg, südöstlich von Potsdam: "Cloud Atlas".

Eine internationale Coproduktion mit einem Budget von rund 80 Millionen Euro (davon alleine 350 000 Euro von der Mitteldeutschen Medienförderung) und Stars wie Tom Hanks, Halle Berry, Hugh Grant und Susan Sarandon in multiplen Rollen.

Für die Wachowskis war es schon das dritte Mal in Babelsberg. 2006 produzierten sie "V wie Vendetta", 2008 fanden hier die Dreharbeiten zum Wachowski-Film "Speed Racer" statt. Und der Grund war jedesmal Tom Tykwer. Denn nach eigenen Angaben waren die Geschwister (seit einer Geschlechtsumwandlung ist Larry nun Lana) auch deshalb so darauf aus, in Babelsberg zu drehen, um den in Berlin lebenden Tykwer zu treffen, mit dem sie seit Jahren befreundet sind. Aber dazu kam es nicht.
Ohne Natalie Portman
"Am Tag, als wir in Berlin landeten, um 'Vendetta' zu drehen, flog Tom zum Dreh von 'Das Parfum‘. Das wiederholte sich zwei Jahre später bei 'Speed Racer', da war Tom unterwegs für 'The International'", erklärt Andy lachend. Diesmal klappte es.

Doch nicht alles lief glatt. Ohne Oscarpreisträgerin Natalie Portman ("Black Swan") wäre es zum Beispiel nie zu "Cloud Atlas" gekommen. Bei den Dreharbeiten zu "V wie Vendetta" hatte Portman den Wachowskis von David Mitchells Buch "Der Wolkenatlas" vorgeschwärmt, die es gleich Tom Tykwer empfahlen.

Auch Tykwer war begeistert, man plante die Verfilmung und die ganze Zeit über sollte Portman die Rolle der Klonkellnerin Somni-451 spielen. Doch wer nach ihr im Film Ausschau hält, sucht vergebens: Sie ist nicht dabei. Wegen ihrer Schwangerschaft musste Portman schweren Herzens verzichten, auf "Cloud Atlas" und Babelsberg.
Historischer Boden
Das Studio Babelsberg feiert dieses Jahr hundertjähriges Bestehen und vermeldet dazu stolz: "Damit ist Babelsberg das weltweit älteste Groß-Atelier Filmstudio". Die erste Produktion hieß "Der Totentanz" mit Asta Nielsen, 1912. Später entstanden hier UFA-Klassiker wie "Münchhausen" und "Feuerzangenbowle", nach dem Krieg die oscarnominierte DEFA-Produktion "Jakob der Lügner". Im neuen Jahrhundert entdeckten auch internationale Großproduktionen, nicht nur aus Hollywood, die Produktionsstätten um die Marlene-Dietrich-Halle. Roman Polanski drehte hier mehrfach, Tom Cruise, Kate Winslet, Matt Damon und Liam Neeson standen vor den Kameras. Quentin Tarantinos Nazifarce "Inglourious Basterds" wurde zum Prestigeprojekt, mit dem Babelsberg noch heute wirbt. Auch Deutschlands Hollywood-Regieexport Nr. 1, Zerstörungsspezialist Roland Emmerich, kam mit seinem Shakespeare-Film "Anonymus" nach Potsdam.
Vielleicht George Clooney?
Foto: Screenshot, Made in Babelsberg: Fantasyaction "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" mit Gemma Arterton und Jeremy Renner (Kinostart: 28.2.2013)
Wie es in den Studios an der August-Bebel-Straße weiter geht, ist noch offen. Nach bereits abgedrehten Filmen wie "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" will das Studio offiziell nur die französische Produktion "Die Schöne und das Biest" (mit Gérard Depardieu, Vincent Cassel und Lea Seydoux) bestätigen.

2013 könnte dafür "Inglourious Basterds"-Star Christoph Waltz an den Ort zurückkehren, der ihm den Oscar einbrachte: In Mike Newells Politdrama "Reykjavik" spielt Waltz Michail Gorbatschow, neben Michael Douglas als Ronald Reagan. Gedreht werden könnte der Film in Babelsberg, wie auch Wes Andersons "The Grand Budapest Hotel" mit Bill Murray und Jude Law.

Auch mit George Clooney war man angeblich in Potsdam schon auf Location-Tour, ob der Star aber tatsächlich seinen Film "The Monuments Men" auch dort drehen wird, steht in den Sternen über Mekka, äh, Babelsberg.

V. Bleeck