("hart aber fair", 21.10. ARD).
Im Online-Gästebuch der "hart aber fair"-Website geht's heute mindestens so hoch her wie in der TV-Sendung abends zuvor: Die Pharmaindustrie sei ein Verbrechersyndikat, schreibt da einer, ein anderer hofft, dass der eine Gast den anderen nach der Sendung "ordentlich geohrfeigt" habe...
Anlass für die Erregung ist die Diskussion zum Thema, das die Nation (befeuert auch durch eine Kampagne der BILD) derzeit bewegt, wie kaum ein anderes: Soll man sich nun gegen die Schweinegrippe impfen lassen oder nicht? Bei "hart aber fair" diskutierten am 21. Oktober dazu Impf-Befürworter (u.a. der Geschäftsführer des Verbandes forschender Pharmaunternehmen Throm und der Schweizer Immunologe Prof. Beda Stadler) und -Gegner (die Ärztin Dr. Angela Spelsberg, der Journalist Markus Grill).
Die These der Antifraktion, die Pharmalobby würde aus Profitgier eine Grippehysterie schüren. Die Befürworter hingegen betonten die Notwendigkeit einer flächendeckenden Impfung, um eine Ausbreitung und mögliche Todesfälle zu Zehntausenden zu verhindern.
Nach Austausch der wohl bekannten Pro- und Contra-Argumente, die man als Laie eh nicht überprüfen kann und die natürlich auch in der Sendung nicht wirklich stichhaltig be- oder widerlegt werden konnten (wir hoffen wie immer auf den Faktencheck ), kippte die Stimmung am Ende der Sendung überraschend: Frank Plasberg führte den renommierten WDR-Kollegen Klaus Martens ein, der in seiner bemerkenswerten Dokumentation "Heilung unerwünscht. Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern" die profitgesteuerten Geschäftspraktiken der Pharmaindustriue dokumentiert hat (lief am 19.10. in der ARD).
Dazu spielte die Redaktion einen Ausschnitt aus besagtem ARD-Film ein, in dem ein an Neurodermitis leidendes Kind gezeigt wurde. Daraufhin wetterte plötzlich die ganze Runde gegen Plasberg. Er böte hier einem Kollegen die Chance zur Eigenwerbung (zur Doku erscheint demnächst auch ein Buch) und lenke von der Diskussion zur Schweinegrippeimpfung ab. Schamlos sei das, der Reporter hätte dem bedauernswerten Kind doch besser gleich die angebliche Wundersalbe auf den Körper geschmiert als es für seine Zwecke zu missbrauchen...
Auf Nachfrage von TV SPIELFILM räumt Moderator Frank Plasberg ein, die Überleitung zu diesem Sendungsblock sei wenig glücklich gewesen. Die Impfdiskussion sei zeitlich etwas aus den Fugen geraten, was zu Lasten der Herbeiführung des Nebenschauplatzes ging. Abseits dieser eher handwerklichen Schwäche, würde er aber inhaltlich voll hinter dem Beitrag stehen, der zum Aspekt der lobbyistischen Interessen der Pharmaindustrie wichtige Argumente geliefert hätte. An der Glaubwürdigkeit des mit zahlreichen Preisen bedachten Kollegen Martens hätte er sowieso keinen Zweifel ("Der überprüft die Fakten auch ein siebtes Mal, bevor er sie wirklich glaubt und publiziert."), und dass er den Pharmavertretern in der Runde damit eine Steilvorlage gegeben hätte, sei doch im Sinne der Dramaturgie gut gewesen ("Da ging am Ende noch mal schön der Puls nach oben.").
Er selbst übrigens würde der Medikamentenindustrie zumindest so weit über den Weg trauen, dass er selbst sich auf jeden Fall gegen die Schweinegrippe impfen lassen würde. Wäre interessant gewesen, ob sein Publikum (im TV und Online) mit diesem Wissen anders entschieden hätte: Auf die Frage, ob sie sich impfen lassen wollten, antworten nur etwa 10 Prozent der "hart aber fair"-Zuschauer mit "ja".
Heiko Schneider
Im Online-Gästebuch der "hart aber fair"-Website geht's heute mindestens so hoch her wie in der TV-Sendung abends zuvor: Die Pharmaindustrie sei ein Verbrechersyndikat, schreibt da einer, ein anderer hofft, dass der eine Gast den anderen nach der Sendung "ordentlich geohrfeigt" habe...
Anlass für die Erregung ist die Diskussion zum Thema, das die Nation (befeuert auch durch eine Kampagne der BILD) derzeit bewegt, wie kaum ein anderes: Soll man sich nun gegen die Schweinegrippe impfen lassen oder nicht? Bei "hart aber fair" diskutierten am 21. Oktober dazu Impf-Befürworter (u.a. der Geschäftsführer des Verbandes forschender Pharmaunternehmen Throm und der Schweizer Immunologe Prof. Beda Stadler) und -Gegner (die Ärztin Dr. Angela Spelsberg, der Journalist Markus Grill).
Die These der Antifraktion, die Pharmalobby würde aus Profitgier eine Grippehysterie schüren. Die Befürworter hingegen betonten die Notwendigkeit einer flächendeckenden Impfung, um eine Ausbreitung und mögliche Todesfälle zu Zehntausenden zu verhindern.
Nach Austausch der wohl bekannten Pro- und Contra-Argumente, die man als Laie eh nicht überprüfen kann und die natürlich auch in der Sendung nicht wirklich stichhaltig be- oder widerlegt werden konnten (wir hoffen wie immer auf den Faktencheck ), kippte die Stimmung am Ende der Sendung überraschend: Frank Plasberg führte den renommierten WDR-Kollegen Klaus Martens ein, der in seiner bemerkenswerten Dokumentation "Heilung unerwünscht. Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern" die profitgesteuerten Geschäftspraktiken der Pharmaindustriue dokumentiert hat (lief am 19.10. in der ARD).
Dazu spielte die Redaktion einen Ausschnitt aus besagtem ARD-Film ein, in dem ein an Neurodermitis leidendes Kind gezeigt wurde. Daraufhin wetterte plötzlich die ganze Runde gegen Plasberg. Er böte hier einem Kollegen die Chance zur Eigenwerbung (zur Doku erscheint demnächst auch ein Buch) und lenke von der Diskussion zur Schweinegrippeimpfung ab. Schamlos sei das, der Reporter hätte dem bedauernswerten Kind doch besser gleich die angebliche Wundersalbe auf den Körper geschmiert als es für seine Zwecke zu missbrauchen...
Auf Nachfrage von TV SPIELFILM räumt Moderator Frank Plasberg ein, die Überleitung zu diesem Sendungsblock sei wenig glücklich gewesen. Die Impfdiskussion sei zeitlich etwas aus den Fugen geraten, was zu Lasten der Herbeiführung des Nebenschauplatzes ging. Abseits dieser eher handwerklichen Schwäche, würde er aber inhaltlich voll hinter dem Beitrag stehen, der zum Aspekt der lobbyistischen Interessen der Pharmaindustrie wichtige Argumente geliefert hätte. An der Glaubwürdigkeit des mit zahlreichen Preisen bedachten Kollegen Martens hätte er sowieso keinen Zweifel ("Der überprüft die Fakten auch ein siebtes Mal, bevor er sie wirklich glaubt und publiziert."), und dass er den Pharmavertretern in der Runde damit eine Steilvorlage gegeben hätte, sei doch im Sinne der Dramaturgie gut gewesen ("Da ging am Ende noch mal schön der Puls nach oben.").
Er selbst übrigens würde der Medikamentenindustrie zumindest so weit über den Weg trauen, dass er selbst sich auf jeden Fall gegen die Schweinegrippe impfen lassen würde. Wäre interessant gewesen, ob sein Publikum (im TV und Online) mit diesem Wissen anders entschieden hätte: Auf die Frage, ob sie sich impfen lassen wollten, antworten nur etwa 10 Prozent der "hart aber fair"-Zuschauer mit "ja".
Heiko Schneider