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"Die Höhle der Löwen": So läuft es hinter den Kulissen

Die Höhle der Löwen: So läuft es hinter den Kulissen
Die Investoren Judith Williams und Frank Thelen in "Die Höhle der Löwen" Sender/PR

Das Erfolgsformat "Die Höhle der Löwen" geht bei VOX in die 4. Staffel. Doch wie funktioniert die Show wirklich? Wir haben die Mechanik genauer beleuchtet.

"Wir haben einen Deal!" Die VOX-Gründershow hat Businessgespräche wieder populär gemacht. Rund drei Millionen Zuschauer schalteten im letzten Jahr ein, wenn Jochen Schweizer, Frank Thelen, Judith Williams, Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel Kandidaten zum "Pitch", also der Präsentation ihrer Unternehmensidee, empfingen. Jochen Schweizer gab seinen Abschied bekannt, Neu-Jurorin in der angesagten Unterhaltungsshow ist nun Ex-CSU-Bundestagsabgeordnete und EX-Miss-Germany Dagmar Wöhrl. Dabei ist das Grundkonzept der Sendung längst nichts Neues. In Japan heißt es "Tiger of Money", in Großbritannien sind die Investoren "Dragons", in Amerika und Israel "Sharks". Fast 30 lokale Länderableger kann das Finanzierungsformat inzwischen vorweisen.

In Deutschland hat "Die Höhle der Löwen" 2016 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Bestes Factual Entertainment abgeräumt. Doch wie funktioniert die Start-up-Show eigentlich? Wie verkürzt ist das gesendete Material? Welche Verhandlungen laufen hinter den Kulissen? Wir entwirren die Show-Mechanik in sechs Schritten.

DHDL: Ein Pitch dauert 90 Minuten

Foto: Sender/PR, Ralf Dümmel
Im Fernsehen sehen wir nur einen stark verkürzten Ausschnitt der Verhandlungen, klar. In der Regel dauern die Pitches circa anderthalb Stunden. Je nach Sendetauglichkeit landen zwischen 5 und 10 Prozent dieser Deals auf der Mattscheibe. Im Interview mit dem Spiegel äußert sich Investor Ralf Dümmel zu dem engmaschigen Konzept: "Das finde ich nicht viel Zeit, um sich für ein Investment zu entscheiden." Gemeint sind die 90 Minuten "Echtzeit".

DHDL: Fünf Monate bis zur Ausstrahlung

Foto: Sender/PR, Das Startup "Foreverly": Jennifer Browarczyk
Zwischen der Aufzeichnung und der Ausstrahlung der Sendung liegen ungefähr fünf Monate. Direkt nach dem Abschluss eines Deals treffen sich die jeweiligen Investoren mit ihren Gründern und handeln einen konkreten Vertrag aus. Der Gang zum Notar ist dann obligatorisch. Im Anschluss bleiben die besagten fünf Monate, um das Produkt für den Handel vorzubereiten. So wird ermöglicht, dass der Werbeeffekt auch seine Wirkung erzielt, denn das Produkt soll direkt am Tag nach der Ausstrahlung im Geschäft liegen, um potentielle Käufer anzuziehen.

DHDL: Ein Großteil der Deals platzen im Nachhinein

Foto: Sender/PR, "Ankerkraut" fährt Millionenumsätze ein. Investor Frank Thelen, der für 300.000 Euro 20 Prozent der Anteile erwarb, kann sich freuen. Doch so läuft es nicht immer...
"Mehr als die Hälfte aller geplanten Investitionen kommen nicht zustande" schrieb das Onlineportal Gründerszene Ende 2015, also nach Abschluss der 2. Staffel "Die Höhle der Löwen". Die BILD ging sogar weiter und bilanzierte, dass "reihenweise" die Finanzierungs-Zusagen zurückgezogen, abgesagt oder gar vergessen wurden. Letztlich sprachen sie von 70 % der Deals, die im Nachhinein geplatzt seien. Wieviele es nun genau sind, ist unklar. Fest steht nur: Ein Großteil der beschlossenen Vereinbarungen ist nach der Sendung Makulatur.

DHDL: Die Konkurrenz unter den Löwen ist hoch

Foto: Sender/PR, Kooperieren sie für "Teamwallet"? Neu-Investorin Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel
"Ja, wenn ich einen Deal nicht kriege, bin ich sauer und enttäuscht. Das ist nicht gespielt. Das ist ein Wettbewerb, und ich kann nicht gut verlieren." sagt Ralf Dümmel im Interview dem Spiegel. Und das ist verständlich, denn für die Investoren geht es um fette Knete. Allein die "Abfluss-Fee", ein Reinigungsstein für den Waschbeckenabfluss, wurde innerhalb von sechs Tagen 400.000 Mal verkauft. Erfinder Karl-Heinz Bilz geriet in kurzer Zeit zum Millionär und sein Investor, Ralf Dümmel, wird sich nach der letzten Staffel die Hände gerieben haben.

DHDL: Die Investoren haben umfassenden Einblick

Foto: Sender/PR, "Lizza": Marc Schlegel und Matthias Kramer
Interessant sind vor allem die Vertragsdetails, die vor Start der Sendung von den Gründern unterschrieben werden müssen. Ein Aspekt, der in der Sendung deutlich zu kurz kommt, nennt sich Due Diligence. Zu deutsch: Risikoprüfung. Die Investoren bekommen einen kompletten Einblick in die Finanzen, die Technologie und die rechtliche Struktur der Unternehmen. Was bei den Pitches erzählt wird, ist also schön und gut, aber wichtig wird es erst nach der Sendung. Von den Startups fordert der Vertrag, Zahlen bedingungslos offenzulegen. So heißt es in dem Wisch unter anderem: "Die Vertragspartner verpflichten sich, den Löwen zur Vorbereitung der konkreten Vertragsverhandlungen Einblick in alle relevanten Geschäftsunterlagen zu gewähren."

Klar also, dass im Nachhinein einige Deals platzen. Und wieder einmal gilt in bester Ethel Merman Manier: "There is no business like show business."

DHDL: Die Startups sind vertraglich gebunden

Foto: Sender/PR, Judith Williams und Frank Thelen beraten sich.
Warum wir nie etwas von den Gründern gehört haben? Weil sie sich dazu verpflichtet haben, nichts auszuplaudern. Auch das gehört zum Teil der Vereinbarungen. Im Vertrag heißt es dazu: "Sämtliche PR-Arbeit für die Produktion obliegt alleine SPFFP (die DHDL-Produktionsfirma Sony Pictures) bzw. dem beauftragenden Sender. Der Vertragspartner darf Ankündigungen, bildliche oder publizistische Darstellungen, Interviews sowie sonstige öffentliche Mitteilungen, die sich auf die Tätigkeit des Vertragspartners bei SPFFP beziehen (gleich ob vor, während oder nach der Vertragszeit), nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung der SPFFP bzw. des beauftragenden Senders verbreiten oder verbreiten lassen."

Wir lernen: Wer sich als Gründer entscheidet, an "Die Höhle der Löwen" teilzunehmen, muss mit einem engen Korsett rechnen. Da gilt es abzuwägen: Lohnt sich der Werbeeffekt der Sendung und die Expertise der Investoren oder bleibt man sein eigener Herr? Keine neue Frage, das gleiche gilt für jeden Kandidaten einer Unterhaltungsshow. Nehmen wir nur den "Bachelor", dort sind alle Teilnehmer vertraglich bis zum Ende der Show verpflichtet zu schweigen und das "Liebespärchen" darf sich nicht mal gemeinsam in der Öffentlichkeit zeigen.

Demgegenüber ist das VOX-Format nur eine stinknormale Unterhaltungsshow.