Es hätte Teil der perfekt durchgetakteten Show sein können, wenn es nicht so grausam für das Team von "La La Land" wäre: Faye Dunaway verkündete "La La Land" als Besten Film, die Macher des Musicals feierten sich auf der Bühne. Doch dann kam die Auflösung: Nicht "La La Land" ist der Gewinner, sondern das Coming-of-Age-Drama "Moonlight". Beatty hatte gezögert und den Umschlag an Laudatoren-Kollegin Faye Dunaway gereicht. Im Umschlag steckte wohl der Zettel mit Emma Stone als bester Hauptdarstellerin. Das "La La Land"-Team musste wieder von der Bühne.

Ein peinlicher Fauxpas, der aber auf eine bizzare Art die ganze Award-Saison zusammenfasst. "La La Land" gewann im Vorfeld alle großen Preise, die Kritiker waren sich aber größtenteils einig, dass das afroamerikanische Drama "Moonlight" bei aller technischen Brillanz von "La La Land" der größere, wichtigere Film ist. Jetzt wurde, auf den allerletzten Metern, dieser "Irrtum" der Preisverleihungssaison korrigiert.

Mit der (verdienten) Entscheidung für den besten Film geht die Academy den Weg weiter, den sie letztes Jahr mit "Spotlight" begonnen hatte. Als bester Film wird nicht unbedingt der handwerklich aufwändigste Film, der die meisten Oscars in den technischen Kategorien gewinnt, ausgezeichnet, sondern der relevanteste Film. "Moonlight" gewann neben dem besten Film nur noch zwei andere Goldjungen, für das Drehbuch und für Nebendarsteller Mahershala Ali. "La La Land" gewann sechs. Bei 14 Nominierungen kann man das Musical als einen Verlierer des Abends sehen.

Jimmy Kimmel gegen Trump und Matt Damon

Durch den peinlichen Schlussakt gerät in den Hintergrund, dass die Show eine der politischsten aller Zeiten war, was bei Show eins unter einem Präsident Trump zu erwarten war:

Die unmissverständliche Botschaft war: Hier feiert das gute, weltoffene Amerika. Dass die Kunst, oder profaner gesagt, die Filmindustrie, ohne Einwanderung nicht funktionieren kann, das machte die 89.Oscar-Verleihung unmissverständlich klar. Ob pathetisch, trocken oder ironisch, kaum ein Preisträger ließ es sich nehmen, auf die Bedeutung von Vielfalt, offenen Grenzen und einem offenen Bewusstsein anzuspielen.

Auch gegen den Präsidenten gab es immer wieder Seitenhiebe, aber immer mit einem Augenzwinkern. Hollywood lässt sich von einem Donald Trump nicht seine Branchenfeier kaputtmachen, dafür sorgte der souveräne Gastgeber Jimmy Kimmel, der mit seinem Running Gag, der Fixierung auf Matt Damon, ein weiteres, unverfänglicheres Leitmotiv die Gala durchziehen ließ.
Ansonsten gehörte die Verleihung "La La Land", auch wenn das Musical doch nicht ganz so viele Oscars gewann wie angenommen. In der ersten Hälfte des Abends verlor der Film ein paar sicher geglaubte Preise (Schnitt, Ton und Tonmischung), holte in der zweiten Hälfte aber auf. Sechs Oscars aus 14 Nominierungen wurden es letztlich, darunter für die Regie und Hauptdarstellerin Emma Stone.

Der Hauptdarsteller-Oscar ging an Casey Affleck für "Manchester by the Sea", Nebendarstellerin wurde Viola Davis ("Fences"). Der deutsche Beitrag "Toni Erdmann ging leer aus, der Auslands-Oscar ging an "The Salesman" aus dem Iran.

Alle Gewinner

Bester Film: Moonlight

Beste Regie: Damien Chazelle (La La Land)

Bester Hauptdarsteller: Casey Affleck (Manchester by the Sea)

Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone (La La Land)

Bester Nebendarsteller: Mahershala Ali (Moonlight)

Beste Nebendarstellerin: Viola Davis (Fences)

Bestes Originaldrehbuch: Manchester by the Sea

Bestes adaptiertes Drehbuch: Moonlight

Bester fremdsprachiger Film: The Salesman (Iran)

Bester Animationsfilm: Zoomania

Bester Dokumentarfilm: O.J.: Made in America

Beste Musik: La La Land

Bester Song: La La Land (City of Stars)

Beste Kamera: La La Land

Beste Ausstattung: La La Land

Beste Kostüme: Phantastische Tierwesen...

Bestes Make up: Suicide Squad

Bester Schnitt: Hacksaw Ridge

Beste visuelle Effekte: The Jungle Book

Beste Toneffekte: Arrival

Beste Tonmischung: Hacksaw Ridge

Bester Kurzfilm: Sing

Bester animierter Kurzfilm: Piper

Bester dokumentarischer Kurzfilm: The White Helmets

Autor: Sebastian Milpetz