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Zwischenfazit Rio 2016

Sieben Tage Olympia - das bleibt hängen

Eben noch Eröffnungs-Feuerwerk, jetzt liegt bereits eine Woche Olympische Spiele in Rio de Janeiro hinter uns. Zur Halbzeit des Sportspektakels ein kompaktes Zwischenfazit.

1. Ohne Feier fehlt Dir was

Blame it on the Zeitverschiebung: In der Nacht vom Freitag auf Samstag, weit nach 00.00 Uhr - von "Sommerzeit" sprechen wir an dieser Stelle besser gar nicht erst - feierten die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro in der Vorwoche fast unter Ausschluss der hiesigen Öffentlichkeit ihre prunkvolle, feuerwerkintensive Eröffnung. Nun mögen die Zeiten des televisionären Gemeinschaftserlebnis längst vorbei sein - einfach so in die Spiele hineinschlafen ist dennoch auch unter diesen Umständen ein etwas schnöder Kaltstart, der den Schalter mit der Aufschrift ‚Olympia-Euphorie' nicht unmittelbar umlegt.

2. Spät kommen sie ...

Und auch die Sache mit den deutschen Medaillen drehte nicht eben am Jubel-Rädchen. Historisch sind die schwarz-rot-goldenen Olympioniken in die Festspiele gestartet, den geschichtlichen Aspekt hatten sich die Beteiligten dennoch ein wenig anders vorgestellt, war doch lediglich die edelmetallene Erfolgslosigkeit von epischem Ausmaß. Keine Medaille an den ersten drei Wettkampftagen - der schlechteste Olympia-Auftakt für ein deutsches Team seit der Wiedervereinigung. Für ‚Erlösung‘ sorgten schließlich die Vielseitigkeitsreiter, die am vierten Tag zu Silber galoppierten.

3. Von blau nach grün

Kinder der seligen 70er Jahre dürften sich beim Anblick des grünen Schwimmbeckens im Aquacenter zu Rio an einen der größten Sommermythen erinnert haben: Wer im Freibad ins Becken pinkelt...bei dem färbt sich das Wasser rot. Die Folge: Der Poolpinkler ist enttarnt, ab zum Bademeister, Ohren langziehen, Platzverweis. Ob derlei unappetitlicher Wasserlass-Habit auch bei den Olympischen Spielen für die obskure Grün-Färbung des eben noch azurblauen Wettkampfwassers gesorgt hat, ist unwahrscheinlich. Auch damals bestätigte sich der sagenumwobene Mythos nie. So richtig klug geworden ist man vor Ort dennoch nicht. Algen, Chlor....Brausepulver mit Waldmeister-Geschmack - die Wahrheit ist irgendwo da draußen.

4. Doping drückt ...

Und zwar ganz gehörig auf die Stimmung. Russland ein bisschen ausgeschlossen, Thomas Bach ein wenig, Athletinnen wie die Doping-Sünderin Julia Jefimowa, Schwimmerin aus Russland, umso mehr ausgepfiffen - Doping bleibt - mal unter der Oberfläche, dann wieder vordergründiger - eines der beherrschenden Themen dieser - und wohl auch kommender - Wettspiele. Besserung kaum in Sicht, saubere Spiele in weiter Ferne.

5. Easy geht anders

Nicht nur die Doping-Problematik, auch viele andere Faktoren machen die Wettkämpfe in Rio de Janeiro zum erwartet kontroversen Spektakel. Zugegeben - schon die Spiele etwa in Peking oder Sotschi waren keine ökologischen Wellness-Meetings, der Kampf um Medaillen unterm Zuckerhut geht jedoch vor einem nochmals verdüsterten, politischen Hintergrund über die Bühne Umsiedlungen, Zwangsarbeit, Terrorgefahr, Schüsse auf Shuttle-Busse - olympischer Geist geht anders.

6. Big, bigger, Phelps

Aber auch die guten, alten Olympiahelden gibt es noch, auch wenn die langsam fleckig werden. Sorry, Michael Phelps, aber diese kreisrunden XL-Masern sahen einfach zu komisch aus. Wie es heißt, habe sich der Schwimmgigant aus den Staaten vor dem Wettkampf schröpfen lassen. Eine uralte Heilmethode, um etwa Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen. Nun, wenn's schnell macht. Bei Michael Phelps jedenfalls scheint es zu wirken, der 31-Jährige bringt es mittlerweile auf unglaubliche 22 Goldmedaillen aus vier Olympischen Spielen.

7. Willy will's nicht wissen

Schon als Präsident von Werder Bremen spielte Willy Lemke in einer eigenen Liga, auch als Sonderbotschafter der Vereinten Nationen macht der Mann sich so seine Gedanken, unter anderem zu Olympia, genauer gesagt in Sachen Medaillenspiegel. Den nämlich würde er am liebsten abschaffen. Dabeisein ist alles - für Lemke scheinbar keine fast vergessene Höhlenmalerei aus der Urzeit der Wettkämpfe. Old School, Baby. Wir wären dafür, Willy.

Ingo Scheel