EIN PERFEKTER FREUND (arte, Donnerstag, 21 Uhr)
Ich habe mich wirklich gefreut, als ich den Programmhinweis zu der Verfilmung dieses Buches gelesen habe. Denn der Schweizer Autor Martin Suter hat in den vergangenen Jahren ziemliche Meisterwerke zusammengeschrieben, in denen gerne Kriminalfälle auf neurologische Fragen treffen. Romane wie "Small World", "Die dunkle Seite des Mondes" aber auch "Ein perfekter Freund" sind stilistisch brillant, höchst spannend und schwer psychologisch. Weil sich sehr viel in den Köpfen der Protagonisten abspielt, hielt ich diese Bücher auch schwer verfilmbar.
Diese Ahnung hat sich bestätigt. Die französische Produktion litt an zuviel Werkstreue. Regisseur Francis Girod hat sich offenbar nicht getraut, die herausragende Vorlage mit einer filmgerechten Dramaturgie auszustatten. Ein Journalist wacht aus dem Koma auf, nachdem er niedergeschlagen wurde. Durch das Schädeltrauma fehlen ihm auch die sechs Wochen vor dem Überfall. Er kann sich nicht daran erinnern, dass er mit seiner Freundin Schluss gemacht hat und kennt die neue Frau an seiner Seite nicht. Ebenso weiß er nicht mehr, dass er seinen Job gekündigt hat und sich mit zwielichtigen Yuppietypen befreundet hat. Sein Palm ist verschwunden, seine Festplatten sind gelöscht, nur ein Freund hält noch zu ihm... Dieser Plot verspricht doch Spannung pur, die im betulichen Film leider nicht zu entdecken war.
Damit reiht sich der Film in die lange Liste der missglückten Literaturverfilmungen ein.
Kai Rehländer
Damit reiht sich der Film in die lange Liste der missglückten Literaturverfilmungen ein.
Kai Rehländer