Sylvester Stallone als Rambo, Harrison Ford als Indiana Jones, Bruce Willis in "Stirb langsam": Manche Schauspieler wirken wie für eine Rolle geboren. Umso verblüffender, wenn man erfährt, dass diese Schauspieler nicht die erste Wahl für die ikonischen Rollen waren. Bizarre und interessante Konstellationen, die auf jeden Fall ganz andere Filme ergeben hätten. Und auch so manche Karriere wäre anders verlaufen, wenn das Casting so abgelaufen wäre wie zunächst geplant.
Dustin Hoffman in Rambo (1982)
"First Blood", der 1972 veröffentlichte Roman von David Morel über den traumatisierten Vietnamkriegsveteranen John Rambo geisterte zehn Jahre durch Hollywood. Kandidaten für die Hauptrolle waren Steve McQueen, Paul Newman, Al Pacino und John Travolta, um nur ein paar Namen zu nennen. Die erste Wahl war jedoch ein Schauspieler, der rein von der Statur her von dem tatsächlichen Rambo-Darsteller Sylvester Stallone weiter nicht entfernt sein könnte: Dustin Hoffman. Der schmächtige Charakterdarsteller hätte dem Film eine ganz andere Färbung gegeben, die zu der pessimistischen Haltung des Romans (Rambo stirbt am Ende) besser gepasst hätte. Mit Stallone wurde "Rambo" zu einer unkritischen Feier des Soldatentums, vor allem in den Fortsetzungen. Hoffman sagte die Rolle ab, weil der Film ihm zu blutig werden drohte.
Sylvester Stallone in Beverly Hills Cop (1984)
Die notorische Quasselstrippe Eddie Murphy als Detroiter Cop, der das Nobelviertel von Los Angeles rockt: "Beverly Hills Cop" wirkt, als wäre es dem Erzkomödianten Murphy, der kurz zuvor seinen Durchbruch in "Nur 48 Stunden feierte, auf den Leib geschrieben worden. Doch eigentlich sollte kein anderer als Sylverster Stallone den Axel Foley spielen. Stallone hatte auch bereits zugesagt, schrieb das Skript aber eigenmächtig um, natürlich mit einer höheren Schlagseite in Richtung Action. Als das den Produzenten nicht passte, zog Stallone weiter.
Al Pacino in Pretty Woman (1990)
"Apocalypse now", "Rambo", "Kramer gegen Kramer", Han Solo in "Krieg der Sterne": Al Pacino ist berühmt dafür, große Rollen abgelehnt zu haben. Die interessanteste Was-Wäre-Wann-Konstellation mit Pacino ist aber die Hauptrolle in "Pretty Woman". Der temperamentvolle Italoamerikaner sollte sich eigentlich statt des glatteren Richard Gere als Millionär in die Prostituierte Vivian verlieben, die übrigens nicht Julia Roberts sondern Michelle Pfeiffer hätte spielen sollen. Nicht nur die Besetzung, auch das Drehbuch war ursprünglich kantiger angelegt: Vivian hätte darin den Drogentod sterben sollen...
Richard Gere in Stirb langsam (1988)
Ein kerniger, aber verletzlicher, blutender Held im Unterhemd: Bruce Willis setzte als John McClane nach den "Hardbodies" Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone einen ganz neuen Ton im Actionkino. Willis war für die Macher ein Glücksfall, aber nicht einmal die fünfte Wahl. Abgesagt hatten vorher die üblichen Action-Verdächtigen (Sly, Arnie), der unvermeidliche Al Pacino (siehe oben), James Caan und Tom Selleck. Die erste Wahl der Produzenten war aber ein Schauspieler, auf den man beim hemdsärmeligen McClane, wie man ihn von Willis kennt, am wenigsten kommen würde. Der smarte Juppie-Verschnitt Richard Gere.
Was in dem Video unten aussieht wie ein billig fürs lateinamerikanische Fernsehen produziertes Indiana-Jones-Ripoff ist eine Testaufnahme für den Abenteuerklassiker mit Tom Selleck. Eigentlich sollte Harrison Ford von Anfang an den Actionarchäologe spielen, Produzent George Lucas wollte nach "Star Wars" nicht schon wieder mit seinem Han-Solo-Darsteller drehen. Also kam der unbekannte Tom Selleck ins Spiel. Lucas und Regisseur Steven Spielberg wollten ihn unbedingt verpflichten, doch Selleck hatte vorher bei einer TV-Serie unterschrieben und kam nicht aus dem Vertrag raus. So kam es zu einem Deal, mit dem alle außer Lucas glücklich waren. Harrison Ford wurde als Indy zu einem noch größeren Filmstar und Selleck mit seiner Serienrolle zur 80er-Ikone: Magnum.
Bill Murray in Star Wars (1977)
Vor kurzem feuerte Lucasfilm die beiden Regisseure Phil Lord und Chris Miller ("Lego Movie", "21 Jump Street") während der Dreharbeiten zu dem Film über den jungen Han Solo und ersetzten ihn durch Ron Howard. Einer der Gründe soll gewesen sein, dass die beiden Regisseure die Hauptfigur zu lustig angelegt hätten. Dabei hätte schon einmal fast ein Komiker den Weltraumfreibeuter gespielt. Kein Witz: Bill Murray war 1977 einer der vielen Kandidaten für die Rolle des Han Solo im Ur-Star-Wars. Neben Murrays "Saturday Night Live"-Kollegen Chevy Chase waren noch Sly Stallone, Al Pacino, Kurt Russell und Christopher Walken in der Verlosung bevor der Part an den Schreiner und Teilzeitschauspieler Harrison Ford ging.
John Travolta in Forrest Gump (1994)
Man kann sich kaum einen anderen Schauspieler vorstellen, der den herzensguten Simpel Forrest überzeugender, menschlicher und sympathischer spielen könnte als Tom Hanks. Mit dem Oscarpreisträger steht und fällt der Film. Mit dem ursprünglich geplanten John Travolta wäre er eher gefallen.
O.J. Simpson in Der Terminator (1984)
Bevor Arnold Schwarzenegger als Cyborg gecastet wurde, war er als dessen Gegenspieler Kyle Reese eingeplant. Den Terminator sollten Sylvester Stallone oder Mel Gibson spielen. Als die absagten, kamen die Produzenten mit einem originellen Vorschlag auf Regisseur James Cameron zu: Sie wollten als Kampfroboter O.J. Simpson sehen, der nach seiner Footballkarriere zu einem Werbestar geworden war. Doch Cameron wollte keinen dunkelhäutigen Darsteller zeigen, der auf weiße Frauen losging. Außerdem hielt er Simpson für die Rolle eines Killers für zu harmlos...
Robin Williams in The Shining (1980)
Erst um die Jahrtausendwende entdeckte Robin Williams mit "Insomnia" und "One Hour Photo" seine dunkle Seite. Doch Stanley Kubrick sah die Abgründe des geborenen Komödianten, der sich 2014 das Leben nahm, bereits 1980. Bevor Jack Nicholson die Rolle bekam wollte der Regisseur für die Rolle des Jack Torrence, der den Verstand verliert und seine Familie ermorden will, eigentlich Robin Williams gewinnen, damals gerade mit der Serie "Mork vom Ork" erfolgreich.
Jim Carrey in "Fluch der Karibik" (2003)
Johnny Depp konnte als schräger Pirat Captain Jack Sparrow sein komödiantisches Talent erstmals völlig hemmungslos ausleben - und bekam dafür seine erste Oscar-Nominierung. Dazu wäre es allerdings kaum gekommen, da statt Depp fast ein "echter" Komiker die Rolle bekommen hätte. Gesichtsmuskelartist Jim Carrey war die erste Wahl von Walt Disney Pictures, sagte aber wegen Terminproblemen ab.
Autor: Sebastian Milpetz