Auch Amerika hat sein Sibirien. Kentucky ist die moderne Strafkolonie, in die Polizisten versetzt werden, denen der Colt zu locker sitzt. So wie Marshal Raylan Givens, der in Miami einen Gangster zur Hölle schickt und in die Provinz abgeschoben wird.

"Justified" zeigt uns ein Bild der Vereinigten Staaten, wie man es in Krimiserien sonst selten zu sehen bekommt. Hier fahren Neonazis in Pick-ups durch eine von Gott und der Industrie verlassen Landschaft, mit Wutz im Herzen, Hakenkreuz-Tattoos auf der Brust und Panzerfaust auf der Ladefläche. Vom Leben gezeichnete Stripteasetänzerinnen, die ihrem Job nur noch im Zwielicht nachgehen können, lassen sich mit Provinzgangstern ein, um den letzten Traum ihres Lebens zu verwirklichen: bloß weg von hier! Und mittendrin Timothy Olyphant als Marshal, der durch seinen coolen Look in dieser Öde so deplatziert wirkt, als wäre er durch ein Wurmloch direkt vom Laufsteg der New York Fashion Week in eine Karnickelzucht-Ausstellung mit banjozupfenden Landeiern gefallen.

Die Serie beruht auf Geschichten des Krimikultautors Elmore Leonard. Von dem 86-Jährigen stammen zahlreiche Vorlagen für Hollywoodfilme wie "Schnappt Shorty" oder "Out of Sight", aber noch nie war er mit einer Adaption so zufrieden wie mit "Justified". Ein Grund dafür könnte sein, dass mit Marshal Raylan Givens, der nicht zufällig einen weißen Hut trägt, ein Held alter Schule auf den Bildschirm zurückkehrt, der nicht wie "Dexter" von Mordlust geplagt ist oder wie Walter White in "Breaking Bad" Gefallen am Wandel vom Chemielehrer zum Drogenkocher findet.

Okay, etwas jähzornig und schnell mit dem Revolver ist der Marshal schon, aber ohne seine Schießkünste hätte er sich nicht in die dritte Staffel gerettet, die in den USA im Januar anlief. Timothy Olyphant war 2011 für einen Golden Globe nominiert, ging aber leer aus. Sein sarkastischer Kommentar: "Die Jury besteht aus 50 Leuten, aber ich habe nur mit dreien von ihnen geschlafen."

Rainer Unruh

Justified
SA, 10.3., kabel eins, 23.10 Uhr